[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.Vorstellungen möglich. Er predigt eine Moral ohne Gott, und lehrt ausdrücklich, die erstre bedürfe der Religion durchaus nicht. Folglich ist Kant ein Idealist, Fatalist und Atheist, und ein jeder konsequenter Kopf, der seine Lehre annimmt, ist für die Religion und für den Staat eben so gefährlich, als die Spinozisten, und die Monarchomachi. Dabey kleidet er seine böse Weisheit in eine so schwere, kauderwelsche und unverständliche Sprache ein, daß mich meine Herren Patres oft versichern, sie wollten lieber die sämmtlichen Romanen des langweilen Jean Paul's lesen, und keinen Blick mehr in die sehr unterhaltenden Gedichte im Geschmacke des Grecourts thun, und keinem Mädchen mehr Beichte sitzen, als nur einen Abschnitt der Kritik der reinen Vernunft bis zum Fassen und Begreifen durchstudieren. Die Jesus-Brüder setzten alle ihre Kräfte in Bewegung, um der neuen philosophischen Epidemie zu steuern. Die meisten Predigten Simpert's kämpften nun gegen das Thier aus Norden, und ihr findet in Stark's Apologie kein derbes Schimpfwort, und in den Vorstellungen möglich. Er predigt eine Moral ohne Gott, und lehrt ausdrücklich, die erstre bedürfe der Religion durchaus nicht. Folglich ist Kant ein Idealist, Fatalist und Atheist, und ein jeder konsequenter Kopf, der seine Lehre annimmt, ist für die Religion und für den Staat eben so gefährlich, als die Spinozisten, und die Monarchomachi. Dabey kleidet er seine böse Weisheit in eine so schwere, kauderwelsche und unverständliche Sprache ein, daß mich meine Herren Patres oft versichern, sie wollten lieber die sämmtlichen Romanen des langweilen Jean Paul’s lesen, und keinen Blick mehr in die sehr unterhaltenden Gedichte im Geschmacke des Grecourts thun, und keinem Mädchen mehr Beichte sitzen, als nur einen Abschnitt der Kritik der reinen Vernunft bis zum Fassen und Begreifen durchstudieren. Die Jesus-Brüder setzten alle ihre Kräfte in Bewegung, um der neuen philosophischen Epidemie zu steuern. Die meisten Predigten Simpert’s kämpften nun gegen das Thier aus Norden, und ihr findet in Stark’s Apologie kein derbes Schimpfwort, und in den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0111" n="111"/> Vorstellungen möglich. Er predigt eine Moral ohne Gott, und lehrt ausdrücklich, die erstre bedürfe der Religion durchaus nicht. Folglich ist <hi rendition="#g">Kant</hi> ein Idealist, Fatalist und Atheist, und ein jeder konsequenter Kopf, der seine Lehre annimmt, ist für die Religion und für den Staat eben so gefährlich, als die Spinozisten, und die <hi rendition="#aq">Monarchomachi</hi>. Dabey kleidet er seine böse Weisheit in eine so schwere, kauderwelsche und unverständliche Sprache ein, daß mich meine Herren Patres oft versichern, sie wollten lieber die sämmtlichen Romanen des langweilen <hi rendition="#g">Jean Paul’s</hi> lesen, und keinen Blick mehr in die sehr unterhaltenden <hi rendition="#g">Gedichte im Geschmacke des Grecourts</hi> thun, und keinem Mädchen mehr Beichte sitzen, als nur einen Abschnitt der <hi rendition="#g">Kritik der reinen Vernunft</hi> bis zum Fassen und Begreifen durchstudieren.</p> <p>Die Jesus-Brüder setzten alle ihre Kräfte in Bewegung, um der neuen philosophischen Epidemie zu steuern. Die meisten Predigten <hi rendition="#g">Simpert’s</hi> kämpften nun gegen das Thier aus Norden, und ihr findet in <hi rendition="#g">Stark’s Apologie</hi> kein derbes Schimpfwort, und in den </p> </div> </body> </text> </TEI> [111/0111]
Vorstellungen möglich. Er predigt eine Moral ohne Gott, und lehrt ausdrücklich, die erstre bedürfe der Religion durchaus nicht. Folglich ist Kant ein Idealist, Fatalist und Atheist, und ein jeder konsequenter Kopf, der seine Lehre annimmt, ist für die Religion und für den Staat eben so gefährlich, als die Spinozisten, und die Monarchomachi. Dabey kleidet er seine böse Weisheit in eine so schwere, kauderwelsche und unverständliche Sprache ein, daß mich meine Herren Patres oft versichern, sie wollten lieber die sämmtlichen Romanen des langweilen Jean Paul’s lesen, und keinen Blick mehr in die sehr unterhaltenden Gedichte im Geschmacke des Grecourts thun, und keinem Mädchen mehr Beichte sitzen, als nur einen Abschnitt der Kritik der reinen Vernunft bis zum Fassen und Begreifen durchstudieren.
Die Jesus-Brüder setzten alle ihre Kräfte in Bewegung, um der neuen philosophischen Epidemie zu steuern. Die meisten Predigten Simpert’s kämpften nun gegen das Thier aus Norden, und ihr findet in Stark’s Apologie kein derbes Schimpfwort, und in den
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/111 |
Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/111>, abgerufen am 17.07.2024. |