Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

Denn es war bekannt geworden, daß mein prophetischer Geist selbst diesen Ort zu seiner Erlösung gewählt habe. Bey dem Anblicke der wunderthätigen Maria gerieth ich in den fürchterlichsten Paroxismus. Vielen Leuten wurde bey meinem Gebrülle unmächtig. Der Pater Beda nahm das Bild herunter, und berührte, indem er den bösen Geist beschwuhr, mit demselben meine Stirne. Es begann ein grauses Geprassel. Das Chorgewölbe der Kapelle stürzte ein. Man sah den freyen Himmel durch das Staubgewölke. Der Teufel war oben zum Loche hinaus gefahren. Viele von den Zuschauern hatten ihn leibhaft gesehen. Munter und gesund verließ ich das Wunderbild.

Diese Geschichte gab dem Kredite desselben seine volle Bestätigung. Der Zulauf wurde von nun an zehnmal großer, als er eher gewesen war. Sechs Kapuziner waren unaufhörlich beschäftigt, Beichte zu sitzen. Es fielen reiche Opfer. Schnell wuchs zu die Summe so sehr an, daß man den Entwurf, zur Erbauung einer stattlichen Kirche und eines Hospitiums, machen konnte. Die Geistlichen von unserer Parthie allegierten diese neuen Thaten Gottes, als den

Denn es war bekannt geworden, daß mein prophetischer Geist selbst diesen Ort zu seiner Erlösung gewählt habe. Bey dem Anblicke der wunderthätigen Maria gerieth ich in den fürchterlichsten Paroxismus. Vielen Leuten wurde bey meinem Gebrülle unmächtig. Der Pater Beda nahm das Bild herunter, und berührte, indem er den bösen Geist beschwuhr, mit demselben meine Stirne. Es begann ein grauses Geprassel. Das Chorgewölbe der Kapelle stürzte ein. Man sah den freyen Himmel durch das Staubgewölke. Der Teufel war oben zum Loche hinaus gefahren. Viele von den Zuschauern hatten ihn leibhaft gesehen. Munter und gesund verließ ich das Wunderbild.

Diese Geschichte gab dem Kredite desselben seine volle Bestätigung. Der Zulauf wurde von nun an zehnmal großer, als er eher gewesen war. Sechs Kapuziner waren unaufhörlich beschäftigt, Beichte zu sitzen. Es fielen reiche Opfer. Schnell wuchs zu die Summe so sehr an, daß man den Entwurf, zur Erbauung einer stattlichen Kirche und eines Hospitiums, machen konnte. Die Geistlichen von unserer Parthie allegierten diese neuen Thaten Gottes, als den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0103" n="103"/>
Denn es war bekannt geworden, daß mein prophetischer Geist selbst diesen Ort zu seiner Erlösung gewählt habe. Bey dem Anblicke der wunderthätigen Maria gerieth ich in den fürchterlichsten Paroxismus. Vielen Leuten wurde bey meinem Gebrülle unmächtig. Der Pater <hi rendition="#g">Beda</hi> nahm das Bild herunter, und berührte, indem er den bösen Geist beschwuhr, mit demselben meine Stirne. Es begann ein grauses Geprassel. Das Chorgewölbe der Kapelle stürzte ein. Man sah den freyen Himmel durch das Staubgewölke. Der Teufel war oben zum Loche hinaus gefahren. Viele von den Zuschauern hatten ihn leibhaft gesehen. Munter und gesund verließ ich das Wunderbild.</p>
        <p>Diese Geschichte gab dem Kredite desselben seine volle Bestätigung. Der Zulauf wurde von nun an zehnmal großer, als er eher gewesen war. Sechs Kapuziner waren unaufhörlich beschäftigt, Beichte zu sitzen. Es fielen reiche Opfer. Schnell wuchs zu die Summe so sehr an, daß man den Entwurf, zur Erbauung einer stattlichen Kirche und eines Hospitiums, machen konnte. Die Geistlichen von unserer Parthie allegierten diese neuen Thaten Gottes, als den
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0103] Denn es war bekannt geworden, daß mein prophetischer Geist selbst diesen Ort zu seiner Erlösung gewählt habe. Bey dem Anblicke der wunderthätigen Maria gerieth ich in den fürchterlichsten Paroxismus. Vielen Leuten wurde bey meinem Gebrülle unmächtig. Der Pater Beda nahm das Bild herunter, und berührte, indem er den bösen Geist beschwuhr, mit demselben meine Stirne. Es begann ein grauses Geprassel. Das Chorgewölbe der Kapelle stürzte ein. Man sah den freyen Himmel durch das Staubgewölke. Der Teufel war oben zum Loche hinaus gefahren. Viele von den Zuschauern hatten ihn leibhaft gesehen. Munter und gesund verließ ich das Wunderbild. Diese Geschichte gab dem Kredite desselben seine volle Bestätigung. Der Zulauf wurde von nun an zehnmal großer, als er eher gewesen war. Sechs Kapuziner waren unaufhörlich beschäftigt, Beichte zu sitzen. Es fielen reiche Opfer. Schnell wuchs zu die Summe so sehr an, daß man den Entwurf, zur Erbauung einer stattlichen Kirche und eines Hospitiums, machen konnte. Die Geistlichen von unserer Parthie allegierten diese neuen Thaten Gottes, als den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Alle redaktionellen Texte dieses Projektes stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 2.0 deutsch



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/103
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/103>, abgerufen am 22.11.2024.