Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

alles, damit die Ehre Gottes offenbar würde. Der Anfall war schrecklich. Ich lief wie ein Rasender in der Stadt umher, streckte die Zunge Ellen lang aus dem Halse, wälzte mich in den Mistpfützen, warf das Brod auf den Bäckerläden auf die Erde, trieb Schaum zum Munde und zur Nase heraus, und brüllte, daß die Fenster in den Straßen zitterten. Dabey war der Geist, der in mich gefahren war, ein Wahrsager-Geist. Ich prophezeyte Feuer, Hagel, Viehsterben, Pestilenz, Aufruhr und überhaupt alles Böse, um dessen gnädige Abwendung wir in der Litaney bitten, wenn nicht der Unfug der Aufklärer abgestellt, und die alte Weise in Kirchen und Schulen restituiert würde. Man band mich in Ketten an Händen und Füßen. Leibliche und geistliche Aerzte versuchten ihre Kunst an mir. Alle wurden zu Schanden. Endlich brachte der Kapuziner-Guardian die Mutter Gottes auf der Thalwiese im Vorschlag. Ich willigte ein. Unter einer ansehnlichen Begleitung von Mönchen, Weltpriestern und Laien reiste ich ab.

Eine große Menge Zuschauer aus allen Ständen hatten sich auf der Thalwiese versammelt.

alles, damit die Ehre Gottes offenbar würde. Der Anfall war schrecklich. Ich lief wie ein Rasender in der Stadt umher, streckte die Zunge Ellen lang aus dem Halse, wälzte mich in den Mistpfützen, warf das Brod auf den Bäckerläden auf die Erde, trieb Schaum zum Munde und zur Nase heraus, und brüllte, daß die Fenster in den Straßen zitterten. Dabey war der Geist, der in mich gefahren war, ein Wahrsager-Geist. Ich prophezeyte Feuer, Hagel, Viehsterben, Pestilenz, Aufruhr und überhaupt alles Böse, um dessen gnädige Abwendung wir in der Litaney bitten, wenn nicht der Unfug der Aufklärer abgestellt, und die alte Weise in Kirchen und Schulen restituiert würde. Man band mich in Ketten an Händen und Füßen. Leibliche und geistliche Aerzte versuchten ihre Kunst an mir. Alle wurden zu Schanden. Endlich brachte der Kapuziner-Guardian die Mutter Gottes auf der Thalwiese im Vorschlag. Ich willigte ein. Unter einer ansehnlichen Begleitung von Mönchen, Weltpriestern und Laien reiste ich ab.

Eine große Menge Zuschauer aus allen Ständen hatten sich auf der Thalwiese versammelt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0102" n="102"/>
alles, damit die Ehre Gottes offenbar würde. Der Anfall war schrecklich. Ich lief wie ein Rasender in der Stadt umher, streckte die Zunge Ellen lang aus dem Halse, wälzte mich in den Mistpfützen, warf das Brod auf den Bäckerläden auf die Erde, trieb Schaum zum Munde und zur Nase heraus, und brüllte, daß die Fenster in den Straßen zitterten. Dabey war der Geist, der in mich gefahren war, ein Wahrsager-Geist. Ich prophezeyte Feuer, Hagel, Viehsterben, Pestilenz, Aufruhr und überhaupt alles Böse, um dessen gnädige Abwendung wir in der Litaney bitten, wenn nicht der Unfug der Aufklärer abgestellt, und die alte Weise in Kirchen und Schulen restituiert würde. Man band mich in Ketten an Händen und Füßen. Leibliche und geistliche Aerzte versuchten ihre Kunst an mir. Alle wurden zu Schanden. Endlich brachte der Kapuziner-Guardian die Mutter Gottes auf der <hi rendition="#g">Thalwiese</hi> im Vorschlag. Ich willigte ein. Unter einer ansehnlichen Begleitung von Mönchen, Weltpriestern und Laien reiste ich ab.</p>
        <p>Eine große Menge Zuschauer aus allen Ständen hatten sich auf der <hi rendition="#g">Thalwiese</hi> versammelt.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0102] alles, damit die Ehre Gottes offenbar würde. Der Anfall war schrecklich. Ich lief wie ein Rasender in der Stadt umher, streckte die Zunge Ellen lang aus dem Halse, wälzte mich in den Mistpfützen, warf das Brod auf den Bäckerläden auf die Erde, trieb Schaum zum Munde und zur Nase heraus, und brüllte, daß die Fenster in den Straßen zitterten. Dabey war der Geist, der in mich gefahren war, ein Wahrsager-Geist. Ich prophezeyte Feuer, Hagel, Viehsterben, Pestilenz, Aufruhr und überhaupt alles Böse, um dessen gnädige Abwendung wir in der Litaney bitten, wenn nicht der Unfug der Aufklärer abgestellt, und die alte Weise in Kirchen und Schulen restituiert würde. Man band mich in Ketten an Händen und Füßen. Leibliche und geistliche Aerzte versuchten ihre Kunst an mir. Alle wurden zu Schanden. Endlich brachte der Kapuziner-Guardian die Mutter Gottes auf der Thalwiese im Vorschlag. Ich willigte ein. Unter einer ansehnlichen Begleitung von Mönchen, Weltpriestern und Laien reiste ich ab. Eine große Menge Zuschauer aus allen Ständen hatten sich auf der Thalwiese versammelt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Alle redaktionellen Texte dieses Projektes stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 2.0 deutsch



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/102
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/102>, abgerufen am 25.11.2024.