Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

nichts, das einen Einwurf gegen das Apostolische "seyd unterthan aller menschlichen Ordnung!" abgeben könnte. Denn die großen Herren, die immer nur das thun, was sie selbst wollen, ohne sich je in das Gängelband ihrer Hofleute zu schmiegen, sind nicht der größte Segen für ihre Unterthanen. Sie rennen mit ihrem Eigensinne tausendmal gegen die Wand, daß sie einstürzt, und die Leute unter ihre Trümmer begräbt. Auch geht bey ihnen alles Gute verlohren, was gewöhnlich durch den Einfluß des Adels, der Geistlichkeit und der Sanftmuth der Weiber in den Ländern gestiftet wird.

Der Fürst Adolph war lenksam, und bis auf einen außerordentlichen Grad gutmüthig. Er nahm sich nie die Mühe, die Dinge, die ihm vorgetragen wurden, zu untersuchen und zu kritisieren. Das Gutachten, oder die Miene, oder der Ton des Proponenten bestimmte in allen Fällen seine Entscheidung; und wer einmal in dem Besitze seines Zutrauens war, hatte nur eine kleine Dosis von Klugheit nöthig, um dasselbe zu erhalten. Ich habe auch diese Weise nie an dem lieben Herrn getadelt.

nichts, das einen Einwurf gegen das Apostolische „seyd unterthan aller menschlichen Ordnung!“ abgeben könnte. Denn die großen Herren, die immer nur das thun, was sie selbst wollen, ohne sich je in das Gängelband ihrer Hofleute zu schmiegen, sind nicht der größte Segen für ihre Unterthanen. Sie rennen mit ihrem Eigensinne tausendmal gegen die Wand, daß sie einstürzt, und die Leute unter ihre Trümmer begräbt. Auch geht bey ihnen alles Gute verlohren, was gewöhnlich durch den Einfluß des Adels, der Geistlichkeit und der Sanftmuth der Weiber in den Ländern gestiftet wird.

Der Fürst Adolph war lenksam, und bis auf einen außerordentlichen Grad gutmüthig. Er nahm sich nie die Mühe, die Dinge, die ihm vorgetragen wurden, zu untersuchen und zu kritisieren. Das Gutachten, oder die Miene, oder der Ton des Proponenten bestimmte in allen Fällen seine Entscheidung; und wer einmal in dem Besitze seines Zutrauens war, hatte nur eine kleine Dosis von Klugheit nöthig, um dasselbe zu erhalten. Ich habe auch diese Weise nie an dem lieben Herrn getadelt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0010" n="10"/>
nichts, das einen Einwurf gegen das Apostolische &#x201E;seyd unterthan aller menschlichen Ordnung!&#x201C; abgeben könnte. Denn die großen Herren, die immer nur das thun, was sie selbst wollen, ohne sich je in das Gängelband ihrer Hofleute zu schmiegen, sind nicht der größte Segen für ihre Unterthanen. Sie rennen mit ihrem Eigensinne tausendmal gegen die Wand, daß sie einstürzt, und die Leute unter ihre Trümmer begräbt. Auch geht bey ihnen alles Gute verlohren, was gewöhnlich durch den Einfluß des Adels, der Geistlichkeit und der Sanftmuth der Weiber in den Ländern gestiftet wird.</p>
        <p>Der Fürst <hi rendition="#g">Adolph</hi> war lenksam, und bis auf einen außerordentlichen Grad gutmüthig. Er nahm sich nie die Mühe, die Dinge, die ihm vorgetragen wurden, zu untersuchen und zu kritisieren. Das Gutachten, oder die Miene, oder der Ton des Proponenten bestimmte in allen Fällen seine Entscheidung; und wer einmal in dem Besitze seines Zutrauens war, hatte nur eine kleine Dosis von Klugheit nöthig, um dasselbe zu erhalten. Ich habe auch diese Weise nie an dem lieben Herrn getadelt.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0010] nichts, das einen Einwurf gegen das Apostolische „seyd unterthan aller menschlichen Ordnung!“ abgeben könnte. Denn die großen Herren, die immer nur das thun, was sie selbst wollen, ohne sich je in das Gängelband ihrer Hofleute zu schmiegen, sind nicht der größte Segen für ihre Unterthanen. Sie rennen mit ihrem Eigensinne tausendmal gegen die Wand, daß sie einstürzt, und die Leute unter ihre Trümmer begräbt. Auch geht bey ihnen alles Gute verlohren, was gewöhnlich durch den Einfluß des Adels, der Geistlichkeit und der Sanftmuth der Weiber in den Ländern gestiftet wird. Der Fürst Adolph war lenksam, und bis auf einen außerordentlichen Grad gutmüthig. Er nahm sich nie die Mühe, die Dinge, die ihm vorgetragen wurden, zu untersuchen und zu kritisieren. Das Gutachten, oder die Miene, oder der Ton des Proponenten bestimmte in allen Fällen seine Entscheidung; und wer einmal in dem Besitze seines Zutrauens war, hatte nur eine kleine Dosis von Klugheit nöthig, um dasselbe zu erhalten. Ich habe auch diese Weise nie an dem lieben Herrn getadelt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Alle redaktionellen Texte dieses Projektes stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 2.0 deutsch



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/10
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/10>, abgerufen am 24.11.2024.