[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.und erteilt dem ihm gefährlich scheinenden Schriftchen ein sehr groses Interesse, das vielleicht ohne diese inkonsequente Drohung in wenigen Tagen vergessen worden wäre. Habe noch nie Despotismus und Unklugheit mit einem so engen schwesterlichen Bande verknüpft gesehen!" Während Elafu mit dieser Parrhesie deklamirte, herrschte hohes Stillschweigen unter der ganzen Gesellschaft. Auf einigen Gesichtern lasen wir Mißbilligung, auf andern Unwillen, und auf etlichen wenigen furchtsamen Beyfall. "Nimm dich in Acht, Elafu! sagte ihm sein Amtsgenosse in der Sprache des Vaterlandes; - verrathen es dir diese Gesichter nicht deutlich genug, daß in diesem Lande nicht blos die Freyheit der Preße, sondern auch die Freyheit der Zunge mit den engsten Schranken umzäunt ist? Gleich als ob er uns verstanden hätte, öffnete einer der Gäste seinen Mund, zur Verteidigung seines Vaterlandes. "Sie sprechen sehr ungerecht über uns ab, sagte er; wir genießen in der That die vollkommenste und erteilt dem ihm gefährlich scheinenden Schriftchen ein sehr groses Interesse, das vielleicht ohne diese inkonsequente Drohung in wenigen Tagen vergessen worden wäre. Habe noch nie Despotismus und Unklugheit mit einem so engen schwesterlichen Bande verknüpft gesehen!“ Während Elafu mit dieser Parrhesie deklamirte, herrschte hohes Stillschweigen unter der ganzen Gesellschaft. Auf einigen Gesichtern lasen wir Mißbilligung, auf andern Unwillen, und auf etlichen wenigen furchtsamen Beyfall. „Nimm dich in Acht, Elafu! sagte ihm sein Amtsgenosse in der Sprache des Vaterlandes; – verrathen es dir diese Gesichter nicht deutlich genug, daß in diesem Lande nicht blos die Freyheit der Preße, sondern auch die Freyheit der Zunge mit den engsten Schranken umzäunt ist? Gleich als ob er uns verstanden hätte, öffnete einer der Gäste seinen Mund, zur Verteidigung seines Vaterlandes. „Sie sprechen sehr ungerecht über uns ab, sagte er; wir genießen in der That die vollkommenste <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0095" n="91"/> und erteilt dem ihm gefährlich scheinenden Schriftchen ein sehr groses Interesse, das vielleicht ohne diese inkonsequente Drohung in wenigen Tagen vergessen worden wäre. Habe noch nie Despotismus und Unklugheit mit einem so engen schwesterlichen Bande verknüpft gesehen!“</p> <p>Während <hi rendition="#g">Elafu</hi> mit dieser Parrhesie deklamirte, herrschte hohes Stillschweigen unter der ganzen Gesellschaft. Auf einigen Gesichtern lasen wir Mißbilligung, auf andern Unwillen, und auf etlichen wenigen furchtsamen Beyfall. „Nimm dich in Acht, <hi rendition="#g">Elafu</hi>! sagte ihm sein Amtsgenosse in der Sprache des Vaterlandes; – verrathen es dir diese Gesichter nicht deutlich genug, daß in diesem Lande nicht blos die Freyheit der Preße, sondern auch die Freyheit der Zunge mit den engsten Schranken umzäunt ist?</p> <p>Gleich als ob er uns verstanden hätte, öffnete einer der Gäste seinen Mund, zur Verteidigung seines Vaterlandes. „Sie sprechen sehr ungerecht über uns ab, sagte er; wir genießen in der That die vollkommenste </p> </div> </body> </text> </TEI> [91/0095]
und erteilt dem ihm gefährlich scheinenden Schriftchen ein sehr groses Interesse, das vielleicht ohne diese inkonsequente Drohung in wenigen Tagen vergessen worden wäre. Habe noch nie Despotismus und Unklugheit mit einem so engen schwesterlichen Bande verknüpft gesehen!“
Während Elafu mit dieser Parrhesie deklamirte, herrschte hohes Stillschweigen unter der ganzen Gesellschaft. Auf einigen Gesichtern lasen wir Mißbilligung, auf andern Unwillen, und auf etlichen wenigen furchtsamen Beyfall. „Nimm dich in Acht, Elafu! sagte ihm sein Amtsgenosse in der Sprache des Vaterlandes; – verrathen es dir diese Gesichter nicht deutlich genug, daß in diesem Lande nicht blos die Freyheit der Preße, sondern auch die Freyheit der Zunge mit den engsten Schranken umzäunt ist?
Gleich als ob er uns verstanden hätte, öffnete einer der Gäste seinen Mund, zur Verteidigung seines Vaterlandes. „Sie sprechen sehr ungerecht über uns ab, sagte er; wir genießen in der That die vollkommenste
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