Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

glüklicherweise, allen Bewohnern des Uranus ganz fremde ist. Der Lakay gab uns eine bestimmtere Erklärung, an deren Wahrheit wir aber heute noch zweifeln würden, wenn wir nicht durch unsre eigne Augen von ihr überzeugt worden wären. Lotto - also, heißt in Deutschland eine Art von Hazardspiel, das der - Landesherr mit seinen Unterthanen spielet. Erstaune noch nicht, groser und guter Kalefa! bei diesen Worten, die freylich schon empörendes genug enthalten; höre uns nur erst weiter an! - dieses Spiel ist ganz darauf angelegt, daß derjenige, der die Bank desselben hält notwendig gewinnen, und der Mitspielende notwendig verlieren muß; wenigstens ist die Wahrscheinlichkeit eines beträchtlichen Gewinsts für den Mitspielenden, ein Null gegen die Wahrscheinlichkeit des Verlustes. Es finden viererley Spielarten dabei Statt, wobey jeder mit der Gröse des Gewinnstes die Unwahrscheinlichkeit desselben für den Mitspielenden, im gleichen Verhältniße steigt. Bei der ersten Spielart, wo die Gewinnste, gegen

glüklicherweise, allen Bewohnern des Uranus ganz fremde ist. Der Lakay gab uns eine bestimmtere Erklärung, an deren Wahrheit wir aber heute noch zweifeln würden, wenn wir nicht durch unsre eigne Augen von ihr überzeugt worden wären. Lotto – also, heißt in Deutschland eine Art von Hazardspiel, das der – Landesherr mit seinen Unterthanen spielet. Erstaune noch nicht, groser und guter Kalefa! bei diesen Worten, die freylich schon empörendes genug enthalten; höre uns nur erst weiter an! – dieses Spiel ist ganz darauf angelegt, daß derjenige, der die Bank desselben hält notwendig gewinnen, und der Mitspielende notwendig verlieren muß; wenigstens ist die Wahrscheinlichkeit eines beträchtlichen Gewinsts für den Mitspielenden, ein Null gegen die Wahrscheinlichkeit des Verlustes. Es finden viererley Spielarten dabei Statt, wobey jeder mit der Gröse des Gewinnstes die Unwahrscheinlichkeit desselben für den Mitspielenden, im gleichen Verhältniße steigt. Bei der ersten Spielart, wo die Gewinnste, gegen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0082" n="78"/>
glüklicherweise, allen Bewohnern des <hi rendition="#g">Uranus</hi> ganz fremde ist. Der Lakay gab uns eine bestimmtere Erklärung, an deren Wahrheit wir aber heute noch zweifeln würden, wenn wir nicht durch unsre eigne Augen von ihr überzeugt worden wären. <hi rendition="#g">Lotto</hi> &#x2013; also, heißt in <hi rendition="#g">Deutschland</hi> eine Art von Hazardspiel, das der &#x2013; Landesherr mit seinen Unterthanen spielet. Erstaune noch nicht, groser und guter <hi rendition="#g">Kalefa</hi>! bei diesen Worten, die freylich schon empörendes genug enthalten; höre uns nur erst weiter an! &#x2013; dieses Spiel ist ganz darauf angelegt, daß derjenige, der die Bank desselben hält notwendig gewinnen, und der Mitspielende notwendig verlieren muß; wenigstens ist die Wahrscheinlichkeit eines beträchtlichen Gewinsts für den Mitspielenden, ein Null gegen die Wahrscheinlichkeit des Verlustes. Es finden viererley Spielarten dabei Statt, wobey jeder mit der Gröse des Gewinnstes die Unwahrscheinlichkeit desselben für den Mitspielenden, im gleichen Verhältniße steigt. Bei der ersten Spielart, wo die Gewinnste, gegen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0082] glüklicherweise, allen Bewohnern des Uranus ganz fremde ist. Der Lakay gab uns eine bestimmtere Erklärung, an deren Wahrheit wir aber heute noch zweifeln würden, wenn wir nicht durch unsre eigne Augen von ihr überzeugt worden wären. Lotto – also, heißt in Deutschland eine Art von Hazardspiel, das der – Landesherr mit seinen Unterthanen spielet. Erstaune noch nicht, groser und guter Kalefa! bei diesen Worten, die freylich schon empörendes genug enthalten; höre uns nur erst weiter an! – dieses Spiel ist ganz darauf angelegt, daß derjenige, der die Bank desselben hält notwendig gewinnen, und der Mitspielende notwendig verlieren muß; wenigstens ist die Wahrscheinlichkeit eines beträchtlichen Gewinsts für den Mitspielenden, ein Null gegen die Wahrscheinlichkeit des Verlustes. Es finden viererley Spielarten dabei Statt, wobey jeder mit der Gröse des Gewinnstes die Unwahrscheinlichkeit desselben für den Mitspielenden, im gleichen Verhältniße steigt. Bei der ersten Spielart, wo die Gewinnste, gegen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/82
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/82>, abgerufen am 26.11.2024.