Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

zur Hand nehmen, wollen wir anders dasjenige richtig sehen, was uns durch den Geist dargestellt wird. -

Wir stuzten gewaltig über diesen sinnlosen Galimathias, und die Blike eines jeden schienen dem andern zu sagen, daß die Erklärung noch viel dunkler und verworrener sey, als der Text selbst. Elafu konnte sich nicht enthalten, die Demonstrationen des Mannes zu unterbrechen. "Wirklich - sagte er, Sie haben recht! denn unsrer Vernunft scheint auch das Thorheit, was Sie hier im Geiste sprechen. Aber wir sehnen uns nach Erleuchtung, und bitten Sie um bestimmte und deutliche Erklärung Ihrer Begriffe. Sollte denn die Vernunft im Ernst so gar schwach seyn, daß sie schlechterdings nichts sehen könnte, in Sachen der Religion, ohne die Brille des Glaubens?" -

"Schlechterdings nichts, erwiederte der Prediger, - gar nichts! denn seit dem Sündenfall unsrer ersten Aeltern, ist die Vernunft mit einem dichten Nebel überzogen, und dergestalt

zur Hand nehmen, wollen wir anders dasjenige richtig sehen, was uns durch den Geist dargestellt wird. –

Wir stuzten gewaltig über diesen sinnlosen Galimathias, und die Blike eines jeden schienen dem andern zu sagen, daß die Erklärung noch viel dunkler und verworrener sey, als der Text selbst. Elafu konnte sich nicht enthalten, die Demonstrationen des Mannes zu unterbrechen. „Wirklich – sagte er, Sie haben recht! denn unsrer Vernunft scheint auch das Thorheit, was Sie hier im Geiste sprechen. Aber wir sehnen uns nach Erleuchtung, und bitten Sie um bestimmte und deutliche Erklärung Ihrer Begriffe. Sollte denn die Vernunft im Ernst so gar schwach seyn, daß sie schlechterdings nichts sehen könnte, in Sachen der Religion, ohne die Brille des Glaubens?“ –

„Schlechterdings nichts, erwiederte der Prediger, – gar nichts! denn seit dem Sündenfall unsrer ersten Aeltern, ist die Vernunft mit einem dichten Nebel überzogen, und dergestalt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0074" n="70"/>
zur Hand nehmen, wollen wir anders dasjenige richtig sehen, was uns durch den Geist dargestellt wird. &#x2013;</p>
        <p>Wir stuzten gewaltig über diesen sinnlosen Galimathias, und die Blike eines jeden schienen dem andern zu sagen, daß die Erklärung noch viel dunkler und verworrener sey, als der Text selbst. <hi rendition="#g">Elafu</hi> konnte sich nicht enthalten, die <choice><sic>Demonstrastrationen</sic><corr>Demonstrationen</corr></choice> des Mannes zu unterbrechen. &#x201E;Wirklich &#x2013; sagte er, Sie haben recht! denn unsrer Vernunft scheint auch <hi rendition="#g">das</hi> Thorheit, was Sie hier im Geiste sprechen. Aber wir sehnen uns nach Erleuchtung, und bitten Sie um bestimmte und deutliche Erklärung Ihrer Begriffe. Sollte denn die Vernunft im Ernst so gar schwach seyn, daß sie schlechterdings nichts sehen könnte, in Sachen der Religion, ohne die Brille des Glaubens?&#x201C; &#x2013;</p>
        <p>&#x201E;Schlechterdings nichts, erwiederte der Prediger, &#x2013; gar nichts! denn seit dem Sündenfall unsrer ersten Aeltern, ist die Vernunft mit einem dichten Nebel überzogen, und dergestalt
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0074] zur Hand nehmen, wollen wir anders dasjenige richtig sehen, was uns durch den Geist dargestellt wird. – Wir stuzten gewaltig über diesen sinnlosen Galimathias, und die Blike eines jeden schienen dem andern zu sagen, daß die Erklärung noch viel dunkler und verworrener sey, als der Text selbst. Elafu konnte sich nicht enthalten, die Demonstrationen des Mannes zu unterbrechen. „Wirklich – sagte er, Sie haben recht! denn unsrer Vernunft scheint auch das Thorheit, was Sie hier im Geiste sprechen. Aber wir sehnen uns nach Erleuchtung, und bitten Sie um bestimmte und deutliche Erklärung Ihrer Begriffe. Sollte denn die Vernunft im Ernst so gar schwach seyn, daß sie schlechterdings nichts sehen könnte, in Sachen der Religion, ohne die Brille des Glaubens?“ – „Schlechterdings nichts, erwiederte der Prediger, – gar nichts! denn seit dem Sündenfall unsrer ersten Aeltern, ist die Vernunft mit einem dichten Nebel überzogen, und dergestalt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/74
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/74>, abgerufen am 26.11.2024.