[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.Abweichung von ihrem Systeme zu verraten, und uns immer das Ansehen zu geben suchen, als wenn wir bis aufs kleinste hinaus mit demselben harmonirten: denn so bald wir uns in unsern öffentlichen Vorträgen wesentliche Abweichungen erlauben, hören wir auf, Glieder, und folglich auch Lehrer unsrer Partei zu seyn. Wir machen uns ihres Schuzes, und der mit unsern Aemtern verbundnen Vorteile verlustig, und sezen uns dem abscheulichen Namen eines Kezers aus, mit dem gemeiniglich das ganze Glük eines Mannes zu Grunde geht." Wie plözlich war uns unsre Freude wieder vereitelt, und wie stuzten wir über diesen dichten Schatten, neben so viel hellem Lichte! Denn was kann unsinniger und empörender seyn, als ein solcher Zwang der Vernunft, der ihr verbeut, die Resultate ihres Forschens bekannt zu machen, - der mit dieser Ueberzeugung positive Vorteile, und mit der andern positive Nachteile verbindet, - und allem Fortschreiten in religiöser Erkenntniß einen unübersteiglichen Damm entgegen Abweichung von ihrem Systeme zu verraten, und uns immer das Ansehen zu geben suchen, als wenn wir bis aufs kleinste hinaus mit demselben harmonirten: denn so bald wir uns in unsern öffentlichen Vorträgen wesentliche Abweichungen erlauben, hören wir auf, Glieder, und folglich auch Lehrer unsrer Partei zu seyn. Wir machen uns ihres Schuzes, und der mit unsern Aemtern verbundnen Vorteile verlustig, und sezen uns dem abscheulichen Namen eines Kezers aus, mit dem gemeiniglich das ganze Glük eines Mannes zu Grunde geht.“ Wie plözlich war uns unsre Freude wieder vereitelt, und wie stuzten wir über diesen dichten Schatten, neben so viel hellem Lichte! Denn was kann unsinniger und empörender seyn, als ein solcher Zwang der Vernunft, der ihr verbeut, die Resultate ihres Forschens bekannt zu machen, – der mit dieser Ueberzeugung positive Vorteile, und mit der andern positive Nachteile verbindet, – und allem Fortschreiten in religiöser Erkenntniß einen unübersteiglichen Damm entgegen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0065" n="61"/> Abweichung von ihrem Systeme zu verraten, und uns immer das Ansehen zu geben suchen, als wenn wir bis aufs kleinste hinaus mit demselben harmonirten: denn so bald wir uns in unsern öffentlichen Vorträgen wesentliche Abweichungen erlauben, hören wir auf, Glieder, und folglich auch Lehrer unsrer Partei zu seyn. Wir machen uns ihres Schuzes, und der mit unsern Aemtern verbundnen Vorteile verlustig, und sezen uns dem abscheulichen Namen eines Kezers aus, mit dem gemeiniglich das ganze Glük eines Mannes zu Grunde geht.“</p> <p>Wie plözlich war uns unsre Freude wieder vereitelt, und wie stuzten wir über diesen dichten Schatten, neben so viel hellem Lichte! Denn was kann unsinniger und empörender seyn, als ein solcher Zwang der Vernunft, der ihr verbeut, die Resultate ihres Forschens bekannt zu machen, – der mit dieser Ueberzeugung positive Vorteile, und mit der andern positive Nachteile verbindet, – und allem Fortschreiten in religiöser Erkenntniß einen unübersteiglichen Damm entgegen </p> </div> </body> </text> </TEI> [61/0065]
Abweichung von ihrem Systeme zu verraten, und uns immer das Ansehen zu geben suchen, als wenn wir bis aufs kleinste hinaus mit demselben harmonirten: denn so bald wir uns in unsern öffentlichen Vorträgen wesentliche Abweichungen erlauben, hören wir auf, Glieder, und folglich auch Lehrer unsrer Partei zu seyn. Wir machen uns ihres Schuzes, und der mit unsern Aemtern verbundnen Vorteile verlustig, und sezen uns dem abscheulichen Namen eines Kezers aus, mit dem gemeiniglich das ganze Glük eines Mannes zu Grunde geht.“
Wie plözlich war uns unsre Freude wieder vereitelt, und wie stuzten wir über diesen dichten Schatten, neben so viel hellem Lichte! Denn was kann unsinniger und empörender seyn, als ein solcher Zwang der Vernunft, der ihr verbeut, die Resultate ihres Forschens bekannt zu machen, – der mit dieser Ueberzeugung positive Vorteile, und mit der andern positive Nachteile verbindet, – und allem Fortschreiten in religiöser Erkenntniß einen unübersteiglichen Damm entgegen
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Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/65>, abgerufen am 28.07.2024. |