[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.noch eine gottesdienstliche Versammlung zu besuchen. "Vielleicht, sagte er, führt uns das Glück gerade in einen Tempel der Esoteriker!" VI. Elafu hatte in der That das Vergnügen, seine Vermutung auf eine Weile bestättigt zu sehen. Wir giengen in einen Tempel zu nächst an unserm Wohnhause, und fanden hier zwar vieles so, wie in dem, welchen wir Vormittags besucht hatten; aber doch war dieses Gebäude weit freyer und heller, und nicht mit so vielen unnöthigen und geschmaklosen Zierrathen überladen, als das erstre. "Sieh! sagte Elafu, als wir uns ein wenig darinn umgesehen hatten, - gewiß der Tempel der Esoteriker! Je roher der Mensch, je weniger für sanfte Eindrüke empfänglich! Kannst du noch einen Augenblik zweifeln, daß der finstre, trübe Tempel, in den wir Vormittags traten, für die weniger Gebildeten bestimmt ist, auf deren Herzen man nur durch die Gestalten noch eine gottesdienstliche Versammlung zu besuchen. „Vielleicht, sagte er, führt uns das Glück gerade in einen Tempel der Esoteriker!“ VI. Elafu hatte in der That das Vergnügen, seine Vermutung auf eine Weile bestättigt zu sehen. Wir giengen in einen Tempel zu nächst an unserm Wohnhause, und fanden hier zwar vieles so, wie in dem, welchen wir Vormittags besucht hatten; aber doch war dieses Gebäude weit freyer und heller, und nicht mit so vielen unnöthigen und geschmaklosen Zierrathen überladen, als das erstre. „Sieh! sagte Elafu, als wir uns ein wenig darinn umgesehen hatten, – gewiß der Tempel der Esoteriker! Je roher der Mensch, je weniger für sanfte Eindrüke empfänglich! Kannst du noch einen Augenblik zweifeln, daß der finstre, trübe Tempel, in den wir Vormittags traten, für die weniger Gebildeten bestimmt ist, auf deren Herzen man nur durch die Gestalten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0052" n="48"/> noch eine gottesdienstliche Versammlung zu besuchen. „Vielleicht, sagte er, führt uns das Glück gerade in einen Tempel der <hi rendition="#g">Esoteriker</hi>!“</p> </div> <div n="1"> <head>VI.</head><lb/> <p><hi rendition="#g">Elafu</hi> hatte in der That das Vergnügen, seine Vermutung auf eine Weile bestättigt zu sehen. Wir giengen in einen Tempel zu nächst an unserm Wohnhause, und fanden hier zwar vieles so, wie in dem, welchen wir Vormittags besucht hatten; aber doch war dieses Gebäude weit freyer und heller, und nicht mit so vielen unnöthigen und geschmaklosen Zierrathen überladen, als das erstre. „Sieh! sagte <hi rendition="#g">Elafu</hi>, als wir uns ein wenig darinn umgesehen hatten, – gewiß der Tempel der <hi rendition="#g">Esoteriker</hi>! Je roher der Mensch, je weniger für sanfte Eindrüke empfänglich! Kannst du noch einen Augenblik zweifeln, daß der finstre, trübe Tempel, in den wir Vormittags traten, für die weniger Gebildeten bestimmt ist, auf deren Herzen man nur durch die Gestalten </p> </div> </body> </text> </TEI> [48/0052]
noch eine gottesdienstliche Versammlung zu besuchen. „Vielleicht, sagte er, führt uns das Glück gerade in einen Tempel der Esoteriker!“
VI.
Elafu hatte in der That das Vergnügen, seine Vermutung auf eine Weile bestättigt zu sehen. Wir giengen in einen Tempel zu nächst an unserm Wohnhause, und fanden hier zwar vieles so, wie in dem, welchen wir Vormittags besucht hatten; aber doch war dieses Gebäude weit freyer und heller, und nicht mit so vielen unnöthigen und geschmaklosen Zierrathen überladen, als das erstre. „Sieh! sagte Elafu, als wir uns ein wenig darinn umgesehen hatten, – gewiß der Tempel der Esoteriker! Je roher der Mensch, je weniger für sanfte Eindrüke empfänglich! Kannst du noch einen Augenblik zweifeln, daß der finstre, trübe Tempel, in den wir Vormittags traten, für die weniger Gebildeten bestimmt ist, auf deren Herzen man nur durch die Gestalten
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Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/52>, abgerufen am 04.03.2025. |