[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796."Eine äuserst paradoxe Art von Fähigkeitsprobe für einen Arzt! - sagte Elafu. - Denn wer ein guter Streiter ist, ist um deßwillen noch kein guter Praktiker am Krankenbette." "Allerdings! erwiederte unser Freund. Aber man muß die Sitten eines Volkes mit Rücksicht auf seinen ganzen Charakter beurteilen, und dann schwindet manches Paradoxon in die Reihe der begreiflichsten Alletagssache herab, und mancher häßlich scheinende Zug, verliert seine Mißgestalt. Wir Deutschen waren von jeher ein kriegerisches Volk. Kampf und Streit war die Krone all' unsrer Unternehmungen, und unsre Väter kannten keinen höhern Genuß, als Triumph und Sieg. Ist also ein Wunder, wenn die Zweykämpfe vom Ritterstande auch in den Stand der Gelehrten, - vom Schlachtfelde in die Schulen, übergegangen sind? - Gewiß, nichts ist natürlicher!" Wir giengen, an der Seite unsres Freundes, ehe der literarische Zweikampf begann, in einem bedeckten Gange, längst dem „Eine äuserst paradoxe Art von Fähigkeitsprobe für einen Arzt! – sagte Elafu. – Denn wer ein guter Streiter ist, ist um deßwillen noch kein guter Praktiker am Krankenbette.“ „Allerdings! erwiederte unser Freund. Aber man muß die Sitten eines Volkes mit Rücksicht auf seinen ganzen Charakter beurteilen, und dann schwindet manches Paradoxon in die Reihe der begreiflichsten Alletagssache herab, und mancher häßlich scheinende Zug, verliert seine Mißgestalt. Wir Deutschen waren von jeher ein kriegerisches Volk. Kampf und Streit war die Krone all’ unsrer Unternehmungen, und unsre Väter kannten keinen höhern Genuß, als Triumph und Sieg. Ist also ein Wunder, wenn die Zweykämpfe vom Ritterstande auch in den Stand der Gelehrten, – vom Schlachtfelde in die Schulen, übergegangen sind? – Gewiß, nichts ist natürlicher!“ Wir giengen, an der Seite unsres Freundes, ehe der literarische Zweikampf begann, in einem bedeckten Gange, längst dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0227" n="223"/> <p>„Eine äuserst paradoxe Art von Fähigkeitsprobe für einen Arzt! – sagte <hi rendition="#g">Elafu</hi>. – Denn wer ein guter Streiter ist, ist um deßwillen noch kein guter Praktiker am Krankenbette.“</p> <p>„Allerdings! erwiederte unser Freund. Aber man muß die Sitten eines Volkes mit Rücksicht auf seinen ganzen Charakter beurteilen, und dann schwindet manches Paradoxon in die Reihe der begreiflichsten Alletagssache herab, und mancher häßlich scheinende Zug, verliert seine Mißgestalt. Wir <hi rendition="#g">Deutschen</hi> waren von jeher ein kriegerisches Volk. Kampf und Streit war die Krone all’ unsrer Unternehmungen, und unsre Väter kannten keinen höhern Genuß, als Triumph und Sieg. Ist also ein Wunder, wenn die Zweykämpfe vom Ritterstande auch in den Stand der Gelehrten, – vom Schlachtfelde in die Schulen, übergegangen sind? – Gewiß, nichts ist natürlicher!“</p> <p>Wir giengen, an der Seite unsres Freundes, ehe der literarische Zweikampf begann, in einem bedeckten Gange, längst dem </p> </div> </body> </text> </TEI> [223/0227]
„Eine äuserst paradoxe Art von Fähigkeitsprobe für einen Arzt! – sagte Elafu. – Denn wer ein guter Streiter ist, ist um deßwillen noch kein guter Praktiker am Krankenbette.“
„Allerdings! erwiederte unser Freund. Aber man muß die Sitten eines Volkes mit Rücksicht auf seinen ganzen Charakter beurteilen, und dann schwindet manches Paradoxon in die Reihe der begreiflichsten Alletagssache herab, und mancher häßlich scheinende Zug, verliert seine Mißgestalt. Wir Deutschen waren von jeher ein kriegerisches Volk. Kampf und Streit war die Krone all’ unsrer Unternehmungen, und unsre Väter kannten keinen höhern Genuß, als Triumph und Sieg. Ist also ein Wunder, wenn die Zweykämpfe vom Ritterstande auch in den Stand der Gelehrten, – vom Schlachtfelde in die Schulen, übergegangen sind? – Gewiß, nichts ist natürlicher!“
Wir giengen, an der Seite unsres Freundes, ehe der literarische Zweikampf begann, in einem bedeckten Gange, längst dem
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