[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.daß die Wahl dieser Volksvertretter, blos durch ihre anerkannte Weisheit und Rechtschaffenheit bestimmt werde. Hierinn irrten wir uns aber sehr. Einer von den Thürhütern wies uns zu rechte, indem er uns sagte: Unsre Verfassung ist aristokratisch, und die Verwaltung des States ist ausschliesend in den Händen gewisser Familien, folglich ist der erste Zug im Charakter des wahlfähigen Mannes, eine adeliche Geburt." Wir ärgerten uns ob der Täuschung, aus der wir uns mit einem male herausgerissen sahen. "Ist das eure Verfassung, sagte Elafu, so entweihet nicht länger den heiligen Namen einer Republik! Euer Stat ist nach eurem eignen Geständniße nichts weniger als das, wofür ihr ihn ausgebt. Ihr seyd nicht Bürger; nein! ihr seyd Untertanen einer gewissen Anzahl kleiner Erbkönige, und folglich in einer viel drükendern Lage, als diejenigen, die nur einem einzigen Oberherrn unterworfen sind. - Und doch nennt ihr euch Republikaner? Ihr Thoren! wer lehrt euch die Sprache so mißbrauchen? daß die Wahl dieser Volksvertretter, blos durch ihre anerkannte Weisheit und Rechtschaffenheit bestimmt werde. Hierinn irrten wir uns aber sehr. Einer von den Thürhütern wies uns zu rechte, indem er uns sagte: Unsre Verfassung ist aristokratisch, und die Verwaltung des States ist ausschliesend in den Händen gewisser Familien, folglich ist der erste Zug im Charakter des wahlfähigen Mannes, eine adeliche Geburt.“ Wir ärgerten uns ob der Täuschung, aus der wir uns mit einem male herausgerissen sahen. „Ist das eure Verfassung, sagte Elafu, so entweihet nicht länger den heiligen Namen einer Republik! Euer Stat ist nach eurem eignen Geständniße nichts weniger als das, wofür ihr ihn ausgebt. Ihr seyd nicht Bürger; nein! ihr seyd Untertanen einer gewissen Anzahl kleiner Erbkönige, und folglich in einer viel drükendern Lage, als diejenigen, die nur einem einzigen Oberherrn unterworfen sind. – Und doch nennt ihr euch Republikaner? Ihr Thoren! wer lehrt euch die Sprache so mißbrauchen? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0205" n="201"/> daß die Wahl dieser Volksvertretter, blos durch ihre anerkannte Weisheit und Rechtschaffenheit bestimmt werde. Hierinn irrten wir uns aber sehr. Einer von den Thürhütern wies uns zu rechte, indem er uns sagte: Unsre Verfassung ist aristokratisch, und die Verwaltung des States ist ausschliesend in den Händen gewisser Familien, folglich ist der erste Zug im Charakter des wahlfähigen Mannes, eine adeliche Geburt.“</p> <p>Wir ärgerten uns ob der Täuschung, aus der wir uns mit einem male herausgerissen sahen. „Ist das eure Verfassung, sagte <hi rendition="#g">Elafu</hi>, so entweihet nicht länger den heiligen Namen einer Republik! Euer Stat ist nach eurem eignen Geständniße nichts weniger als das, wofür ihr ihn ausgebt. Ihr seyd nicht <hi rendition="#g">Bürger</hi>; nein! ihr seyd Untertanen einer gewissen Anzahl kleiner Erbkönige, und folglich in einer viel drükendern Lage, als diejenigen, die nur einem einzigen Oberherrn unterworfen sind. – Und doch nennt ihr euch Republikaner? Ihr Thoren! wer lehrt euch die Sprache so mißbrauchen?</p> </div> </body> </text> </TEI> [201/0205]
daß die Wahl dieser Volksvertretter, blos durch ihre anerkannte Weisheit und Rechtschaffenheit bestimmt werde. Hierinn irrten wir uns aber sehr. Einer von den Thürhütern wies uns zu rechte, indem er uns sagte: Unsre Verfassung ist aristokratisch, und die Verwaltung des States ist ausschliesend in den Händen gewisser Familien, folglich ist der erste Zug im Charakter des wahlfähigen Mannes, eine adeliche Geburt.“
Wir ärgerten uns ob der Täuschung, aus der wir uns mit einem male herausgerissen sahen. „Ist das eure Verfassung, sagte Elafu, so entweihet nicht länger den heiligen Namen einer Republik! Euer Stat ist nach eurem eignen Geständniße nichts weniger als das, wofür ihr ihn ausgebt. Ihr seyd nicht Bürger; nein! ihr seyd Untertanen einer gewissen Anzahl kleiner Erbkönige, und folglich in einer viel drükendern Lage, als diejenigen, die nur einem einzigen Oberherrn unterworfen sind. – Und doch nennt ihr euch Republikaner? Ihr Thoren! wer lehrt euch die Sprache so mißbrauchen?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/205 |
Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/205>, abgerufen am 27.07.2024. |