[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.geltend seyen, und daß nur in ihnen wahrer Bürgersinn und ächter Patriotismus gedeihen könne. Elafu nahm sich die vergebliche Mühe, dem patriotischen Bürger, die seichten und mangelhaften Stellen seines Raisonnements aufzudecken. Er suchte ihm zu beweisen, daß es bei einer Regierungsart nicht so wol auf ihre Form, als vielmehr auf die Weisheit und Rechtschaffenheit ihrer Verwalter ankomme; - daß man von keiner Verfassung an sich sagen könne, daß sie die beste sey; - und daß dieses Prädikat nur derjenigen zukomme, die am besten verwaltet werde. Man sehe nicht selten, fuhr der Philosoph fort, einen monarchischen Stat, in dem weit mehr Freyheit und Genuß der Menschenrechte herrsche, als in dem nächst an ihm liegenden Demokratischen; - auch leide der republikanische Bürger, in dessen Vaterland die gesezgebende und vollziehende Macht einem Korps eingeräumt sind, weit mehr Gefahr, vom Despotismus unterdrückt zu werden, als der Bürger des monarchischen States, geltend seyen, und daß nur in ihnen wahrer Bürgersinn und ächter Patriotismus gedeihen könne. Elafu nahm sich die vergebliche Mühe, dem patriotischen Bürger, die seichten und mangelhaften Stellen seines Raisonnements aufzudecken. Er suchte ihm zu beweisen, daß es bei einer Regierungsart nicht so wol auf ihre Form, als vielmehr auf die Weisheit und Rechtschaffenheit ihrer Verwalter ankomme; – daß man von keiner Verfassung an sich sagen könne, daß sie die beste sey; – und daß dieses Prädikat nur derjenigen zukomme, die am besten verwaltet werde. Man sehe nicht selten, fuhr der Philosoph fort, einen monarchischen Stat, in dem weit mehr Freyheit und Genuß der Menschenrechte herrsche, als in dem nächst an ihm liegenden Demokratischen; – auch leide der republikanische Bürger, in dessen Vaterland die gesezgebende und vollziehende Macht einem Korps eingeräumt sind, weit mehr Gefahr, vom Despotismus unterdrückt zu werden, als der Bürger des monarchischen States, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0203" n="199"/> geltend seyen, und daß nur in ihnen wahrer Bürgersinn und ächter Patriotismus gedeihen könne.</p> <p><hi rendition="#g">Elafu</hi> nahm sich die vergebliche Mühe, dem patriotischen Bürger, die seichten und mangelhaften Stellen seines Raisonnements aufzudecken. Er suchte ihm zu beweisen, daß es bei einer Regierungsart nicht so wol auf ihre Form, als vielmehr auf die Weisheit und Rechtschaffenheit ihrer Verwalter ankomme; – daß man von keiner Verfassung an sich sagen könne, daß sie die beste sey; – und daß dieses Prädikat nur derjenigen zukomme, die am besten verwaltet werde. Man sehe nicht selten, fuhr der Philosoph fort, einen monarchischen Stat, in dem weit mehr Freyheit und Genuß der Menschenrechte herrsche, als in dem nächst an ihm liegenden Demokratischen; – auch leide der republikanische Bürger, in dessen Vaterland die gesezgebende und vollziehende Macht einem Korps eingeräumt sind, weit mehr Gefahr, vom Despotismus unterdrückt zu werden, als der Bürger des monarchischen States, </p> </div> </body> </text> </TEI> [199/0203]
geltend seyen, und daß nur in ihnen wahrer Bürgersinn und ächter Patriotismus gedeihen könne.
Elafu nahm sich die vergebliche Mühe, dem patriotischen Bürger, die seichten und mangelhaften Stellen seines Raisonnements aufzudecken. Er suchte ihm zu beweisen, daß es bei einer Regierungsart nicht so wol auf ihre Form, als vielmehr auf die Weisheit und Rechtschaffenheit ihrer Verwalter ankomme; – daß man von keiner Verfassung an sich sagen könne, daß sie die beste sey; – und daß dieses Prädikat nur derjenigen zukomme, die am besten verwaltet werde. Man sehe nicht selten, fuhr der Philosoph fort, einen monarchischen Stat, in dem weit mehr Freyheit und Genuß der Menschenrechte herrsche, als in dem nächst an ihm liegenden Demokratischen; – auch leide der republikanische Bürger, in dessen Vaterland die gesezgebende und vollziehende Macht einem Korps eingeräumt sind, weit mehr Gefahr, vom Despotismus unterdrückt zu werden, als der Bürger des monarchischen States,
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