Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Priesterschaft; ein Geist, dem gerade entgegengesezt, der sie izt charakterisirt, nun so möchten wir immer besser berathen seyn, und wären vielleicht glücklich; aber nie können wir dieß werden, so lange das Interesse der ersten Diener des States in den meisten Fällen, dem Interesse der Untertanen zuwider ist, und sie, bald durch finstre Grundsäze, bald durch Trug geleitet, den Vortheil ihrer Klasse immer zum ersten, und allzu oft nur zum einzigen Zielpunkt ihrer ganzen Thätigkeit machen."

"Ein schlauer Priester, von sehr viel Kopf und Weltklugheit, äuserst intrikant und in der Verfolgung seiner Plane unermüdet, hat sich gleich beim Regierungsantritt unsres Fürsten, in den unumschränkten Besiz seines Zutrauens geschwungen, und sich auch bis auf den heutigen Tag darinn erhalten. Denn er weiß die Schwächen des milden Bischofs so gut zu nüzen, und die Larve der Frömmigkeit so täuschend anzuziehen, daß ihm seine Achtung schlechterdings nicht entgehen konnte. Dieser Mann ist nun eigentlich unser

Priesterschaft; ein Geist, dem gerade entgegengesezt, der sie izt charakterisirt, nun so möchten wir immer besser berathen seyn, und wären vielleicht glücklich; aber nie können wir dieß werden, so lange das Interesse der ersten Diener des States in den meisten Fällen, dem Interesse der Untertanen zuwider ist, und sie, bald durch finstre Grundsäze, bald durch Trug geleitet, den Vortheil ihrer Klasse immer zum ersten, und allzu oft nur zum einzigen Zielpunkt ihrer ganzen Thätigkeit machen.“

„Ein schlauer Priester, von sehr viel Kopf und Weltklugheit, äuserst intrikant und in der Verfolgung seiner Plane unermüdet, hat sich gleich beim Regierungsantritt unsres Fürsten, in den unumschränkten Besiz seines Zutrauens geschwungen, und sich auch bis auf den heutigen Tag darinn erhalten. Denn er weiß die Schwächen des milden Bischofs so gut zu nüzen, und die Larve der Frömmigkeit so täuschend anzuziehen, daß ihm seine Achtung schlechterdings nicht entgehen konnte. Dieser Mann ist nun eigentlich unser

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0151" n="147"/>
Priesterschaft; ein Geist, dem gerade entgegengesezt, der sie izt charakterisirt, nun so möchten wir immer besser berathen seyn, und wären vielleicht glücklich; aber nie können wir dieß werden, so lange das Interesse der ersten Diener des States in den meisten Fällen, dem Interesse der Untertanen zuwider ist, und sie, bald durch finstre Grundsäze, bald durch Trug geleitet, den Vortheil ihrer Klasse immer zum ersten, und allzu oft nur zum einzigen Zielpunkt ihrer ganzen Thätigkeit machen.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ein schlauer Priester, von sehr viel Kopf und Weltklugheit, äuserst intrikant und in der Verfolgung seiner Plane unermüdet, hat sich gleich beim Regierungsantritt unsres Fürsten, in den unumschränkten Besiz seines Zutrauens geschwungen, und sich auch bis auf den heutigen Tag darinn erhalten. Denn er weiß die Schwächen des milden Bischofs so gut zu nüzen, und die Larve der Frömmigkeit so täuschend anzuziehen, daß ihm seine Achtung schlechterdings nicht entgehen konnte. Dieser Mann ist nun eigentlich unser
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0151] Priesterschaft; ein Geist, dem gerade entgegengesezt, der sie izt charakterisirt, nun so möchten wir immer besser berathen seyn, und wären vielleicht glücklich; aber nie können wir dieß werden, so lange das Interesse der ersten Diener des States in den meisten Fällen, dem Interesse der Untertanen zuwider ist, und sie, bald durch finstre Grundsäze, bald durch Trug geleitet, den Vortheil ihrer Klasse immer zum ersten, und allzu oft nur zum einzigen Zielpunkt ihrer ganzen Thätigkeit machen.“ „Ein schlauer Priester, von sehr viel Kopf und Weltklugheit, äuserst intrikant und in der Verfolgung seiner Plane unermüdet, hat sich gleich beim Regierungsantritt unsres Fürsten, in den unumschränkten Besiz seines Zutrauens geschwungen, und sich auch bis auf den heutigen Tag darinn erhalten. Denn er weiß die Schwächen des milden Bischofs so gut zu nüzen, und die Larve der Frömmigkeit so täuschend anzuziehen, daß ihm seine Achtung schlechterdings nicht entgehen konnte. Dieser Mann ist nun eigentlich unser

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/151
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/151>, abgerufen am 22.11.2024.