[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.das leztre verschlimmern, - das ist unverantwortlich! - Elafu. Aber warum läßt man denn, ums Himmels willen! diese Betrüger ihre Streiche so ungeahndet spielen! - warum zieht man ihnen den Dekel nicht vom Topfe? - Hier fällt die Schuld doch wieder, wie beynahe all' euren terrestrischen Thorheiten, auf diejenigen Herren zurük, die das Ruder des States in Händen haben. Lehnlakai. Lieber Freund! die Erfüllung Ihres gerechten Wunsches läßt sich unter uns lange noch nicht erwarten. Denn einmal flimmert das Lichtlein der Aufklärung in unserm Lande noch so klein, daß seine Strahlen nur in sehr wenige Köpfe beginnende Dämmerung bringen. Und bei denen, die am Ruder sizen, ist nicht einmal diese Dämmerung bemerkbar. Da denkt ein jeder nur an seinen Beutel und an seinen Magen, und zieht die Ruhe der Anstrengung vor, die mit dem Forschen nach Wahrheit verbunden ist, und glaubt alles, fest und treulich, es mag so dumm seyn als es das leztre verschlimmern, – das ist unverantwortlich! – Elafu. Aber warum läßt man denn, ums Himmels willen! diese Betrüger ihre Streiche so ungeahndet spielen! – warum zieht man ihnen den Dekel nicht vom Topfe? – Hier fällt die Schuld doch wieder, wie beynahe all’ euren terrestrischen Thorheiten, auf diejenigen Herren zurük, die das Ruder des States in Händen haben. Lehnlakai. Lieber Freund! die Erfüllung Ihres gerechten Wunsches läßt sich unter uns lange noch nicht erwarten. Denn einmal flimmert das Lichtlein der Aufklärung in unserm Lande noch so klein, daß seine Strahlen nur in sehr wenige Köpfe beginnende Dämmerung bringen. Und bei denen, die am Ruder sizen, ist nicht einmal diese Dämmerung bemerkbar. Da denkt ein jeder nur an seinen Beutel und an seinen Magen, und zieht die Ruhe der Anstrengung vor, die mit dem Forschen nach Wahrheit verbunden ist, und glaubt alles, fest und treulich, es mag so dumm seyn als es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0146" n="142"/> das leztre verschlimmern, – das ist unverantwortlich! –</p> <p><hi rendition="#g">Elafu</hi>. Aber warum läßt man denn, ums Himmels willen! diese Betrüger ihre Streiche so ungeahndet spielen! – warum zieht man ihnen den Dekel nicht vom Topfe? – Hier fällt die Schuld doch wieder, wie beynahe all’ euren <hi rendition="#g">terrestrischen</hi> Thorheiten, auf diejenigen Herren zurük, die das Ruder des States in Händen haben.</p> <p><hi rendition="#g">Lehnlakai</hi>. Lieber Freund! die Erfüllung Ihres gerechten Wunsches läßt sich unter uns lange noch nicht erwarten. Denn einmal flimmert das Lichtlein der Aufklärung in unserm Lande noch so klein, daß seine Strahlen nur in sehr wenige Köpfe beginnende Dämmerung bringen. Und bei denen, die am Ruder sizen, ist nicht einmal diese Dämmerung bemerkbar. Da denkt ein jeder nur an seinen Beutel und an seinen Magen, und zieht die Ruhe der Anstrengung vor, die mit dem Forschen nach Wahrheit verbunden ist, und glaubt alles, fest und treulich, es mag so dumm seyn als es </p> </div> </body> </text> </TEI> [142/0146]
das leztre verschlimmern, – das ist unverantwortlich! –
Elafu. Aber warum läßt man denn, ums Himmels willen! diese Betrüger ihre Streiche so ungeahndet spielen! – warum zieht man ihnen den Dekel nicht vom Topfe? – Hier fällt die Schuld doch wieder, wie beynahe all’ euren terrestrischen Thorheiten, auf diejenigen Herren zurük, die das Ruder des States in Händen haben.
Lehnlakai. Lieber Freund! die Erfüllung Ihres gerechten Wunsches läßt sich unter uns lange noch nicht erwarten. Denn einmal flimmert das Lichtlein der Aufklärung in unserm Lande noch so klein, daß seine Strahlen nur in sehr wenige Köpfe beginnende Dämmerung bringen. Und bei denen, die am Ruder sizen, ist nicht einmal diese Dämmerung bemerkbar. Da denkt ein jeder nur an seinen Beutel und an seinen Magen, und zieht die Ruhe der Anstrengung vor, die mit dem Forschen nach Wahrheit verbunden ist, und glaubt alles, fest und treulich, es mag so dumm seyn als es
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/146 |
Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/146>, abgerufen am 27.07.2024. |