Käsbohrer, Sebastian [i. e. Johann Gottfried Pahl]: Vernunft- und schriftmäßiges Schutz- Trutz- und Vertheidigungs-Libell für den Wirtembergischen Adel, gegen die demokratischen und jakobinischen Belialssöhne unserer Zeit. Waldangelloch und Leipzig [Stuttgart], 1797.Seite! Oder wenn ein Gesandter von Petersburg oder Wien käme, und er müßte von einem Doctor Juris oder von einem Magister liberalium artium, Serenissimo vorgeführt werden? Würden wir damit nicht vor der ganzen Welt lächerlich und verächtlich? Und würde nicht jede Person aus einem guten Hause unsern Hof äussern, wie einen Ort, in dem die Pest grassirt? Wahrlich! ich bin nur ein Schulmeister in Ganslosen; aber ich schämte mich in mein Herz hinein, ein Wirtemberger zu seyn und zu heissen, wenn mein gnädigster Landesherr sich von Kammerherren und Hofjunkern bedienen lassen müßte, deren Väter vielleicht Schuhe geflikt, oder Haar gekräuselt, oder Branntewein ausgezapft haben. Ueber alles dieses, welch eine himmelschreyende, Verstand und Herz empörende, Unbilligkeit begehen nicht unsre Pseudopatrioten, Seite! Oder wenn ein Gesandter von Petersburg oder Wien käme, und er müßte von einem Doctor Juris oder von einem Magister liberalium artium, Serenissimo vorgeführt werden? Würden wir damit nicht vor der ganzen Welt lächerlich und verächtlich? Und würde nicht jede Person aus einem guten Hause unsern Hof äussern, wie einen Ort, in dem die Pest grassirt? Wahrlich! ich bin nur ein Schulmeister in Ganslosen; aber ich schämte mich in mein Herz hinein, ein Wirtemberger zu seyn und zu heissen, wenn mein gnädigster Landesherr sich von Kammerherren und Hofjunkern bedienen lassen müßte, deren Väter vielleicht Schuhe geflikt, oder Haar gekräuselt, oder Branntewein ausgezapft haben. Ueber alles dieses, welch eine himmelschreyende, Verstand und Herz empörende, Unbilligkeit begehen nicht unsre Pseudopatrioten, <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0031" n="31"/> Seite! Oder wenn ein Gesandter von <hi rendition="#i">Petersburg</hi> oder <hi rendition="#i">Wien</hi> käme, und er müßte von einem <hi rendition="#i">Doctor Juris</hi> oder von einem <hi rendition="#i">Magister liberalium artium, Serenissimo</hi> vorgeführt werden? Würden wir damit nicht vor der ganzen Welt lächerlich und verächtlich? Und würde nicht jede Person aus einem guten Hause unsern Hof äussern, wie einen Ort, in dem die Pest grassirt? Wahrlich! ich bin nur ein Schulmeister in <hi rendition="#i">Ganslosen</hi>; aber ich schämte mich in mein Herz hinein, ein <hi rendition="#i">Wirtemberger</hi> zu seyn und zu heissen, wenn mein gnädigster Landesherr sich von Kammerherren und Hofjunkern bedienen lassen müßte, deren Väter vielleicht Schuhe geflikt, oder Haar gekräuselt, oder Branntewein ausgezapft haben.</p> <p>Ueber alles dieses, welch eine himmelschreyende, Verstand und Herz empörende, Unbilligkeit begehen nicht unsre Pseudopatrioten, </p> </div> </body> </text> </TEI> [31/0031]
Seite! Oder wenn ein Gesandter von Petersburg oder Wien käme, und er müßte von einem Doctor Juris oder von einem Magister liberalium artium, Serenissimo vorgeführt werden? Würden wir damit nicht vor der ganzen Welt lächerlich und verächtlich? Und würde nicht jede Person aus einem guten Hause unsern Hof äussern, wie einen Ort, in dem die Pest grassirt? Wahrlich! ich bin nur ein Schulmeister in Ganslosen; aber ich schämte mich in mein Herz hinein, ein Wirtemberger zu seyn und zu heissen, wenn mein gnädigster Landesherr sich von Kammerherren und Hofjunkern bedienen lassen müßte, deren Väter vielleicht Schuhe geflikt, oder Haar gekräuselt, oder Branntewein ausgezapft haben.
Ueber alles dieses, welch eine himmelschreyende, Verstand und Herz empörende, Unbilligkeit begehen nicht unsre Pseudopatrioten,
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Zitationshilfe: | Käsbohrer, Sebastian [i. e. Johann Gottfried Pahl]: Vernunft- und schriftmäßiges Schutz- Trutz- und Vertheidigungs-Libell für den Wirtembergischen Adel, gegen die demokratischen und jakobinischen Belialssöhne unserer Zeit. Waldangelloch und Leipzig [Stuttgart], 1797, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_libell_1797/31>, abgerufen am 16.07.2024. |