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Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797.

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Gegen über von seinem Hause wohnt der erste Bürgermeister des Orts, Herr Sigmund Wurstsak, ein alter ehrlicher Graukopf, von Metier ein Bauer und Brandweinbrenner, der sich seiner Tage nie viel um den Schaden Josephs gekümmert, sein Wesen stille und friedlich getrieben, sich in allem an den Herrn Oberamtmann submissest angeschlossen, und auf dem Rathhause nie sonderliche Wunder gethan hat; übrigens ein guter, braver Mann, und so sanft und mitleidig, daß er es nie über sein Herz bringen konnte, auch nur eine Floh, zu knicken, hätte sie gleich noch so unverschämt auf der Kehrseite seiner glänzenden Hosen gegrubelt.

Theophil Gmelin und Sigmund Wurstsak waren immer gute und einträchtigliche Nachbarsleute, und dienten und halfen einander bey jeder Gelegenheit. Aber seit ungefähr 3 Jahren, ward dies gottgefällige friedliche Benehmen plözlich unterbrochen. Der Burgermeister wurde Wittwer, und - da die Alten, wie man weiß, oft noch einen viel lüsternern

Gegen über von seinem Hause wohnt der erste Bürgermeister des Orts, Herr Sigmund Wurstsak, ein alter ehrlicher Graukopf, von Metier ein Bauer und Brandweinbrenner, der sich seiner Tage nie viel um den Schaden Josephs gekümmert, sein Wesen stille und friedlich getrieben, sich in allem an den Herrn Oberamtmann submissest angeschlossen, und auf dem Rathhause nie sonderliche Wunder gethan hat; übrigens ein guter, braver Mann, und so sanft und mitleidig, daß er es nie über sein Herz bringen konnte, auch nur eine Floh, zu knicken, hätte sie gleich noch so unverschämt auf der Kehrseite seiner glänzenden Hosen gegrubelt.

Theophil Gmelin und Sigmund Wurstsak waren immer gute und einträchtigliche Nachbarsleute, und dienten und halfen einander bey jeder Gelegenheit. Aber seit ungefähr 3 Jahren, ward dies gottgefällige friedliche Benehmen plözlich unterbrochen. Der Burgermeister wurde Wittwer, und – da die Alten, wie man weiß, oft noch einen viel lüsternern

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[13/0013] Gegen über von seinem Hause wohnt der erste Bürgermeister des Orts, Herr Sigmund Wurstsak, ein alter ehrlicher Graukopf, von Metier ein Bauer und Brandweinbrenner, der sich seiner Tage nie viel um den Schaden Josephs gekümmert, sein Wesen stille und friedlich getrieben, sich in allem an den Herrn Oberamtmann submissest angeschlossen, und auf dem Rathhause nie sonderliche Wunder gethan hat; übrigens ein guter, braver Mann, und so sanft und mitleidig, daß er es nie über sein Herz bringen konnte, auch nur eine Floh, zu knicken, hätte sie gleich noch so unverschämt auf der Kehrseite seiner glänzenden Hosen gegrubelt. Theophil Gmelin und Sigmund Wurstsak waren immer gute und einträchtigliche Nachbarsleute, und dienten und halfen einander bey jeder Gelegenheit. Aber seit ungefähr 3 Jahren, ward dies gottgefällige friedliche Benehmen plözlich unterbrochen. Der Burgermeister wurde Wittwer, und – da die Alten, wie man weiß, oft noch einen viel lüsternern

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Zitationshilfe: Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797/13>, abgerufen am 21.11.2024.