[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.vorigen Bedrückungen, hoffte eine neue goldene Zeit, und gewann den Herzog wieder lieb. - So leicht ist es den Fürsten die Herzen der Völker zu gewinnen! Einen entschiedenen Einfluß auf den Charakter des Herzogs hatte die Gräfinn von Hohenheim, welche um diese Zeit anfieng seine Gunst zu gewinnen. Es waren nicht die sehr mittelmässigen Reitze ihres Körpers, wodurch ihn diese Dame gefesselt harte, sondern ihr gebildeter Verstand, ihre angenehmen Sitten, und die Geschmeidigkeit, womit sie sich seinen Launen anzuschmiegen wußte, und der sie sehr künstlich das Gepräge der liebenswürdigsten weiblichen Tugend aufdrückte. Sie war die Tochter eines dunkeln Hauses. Ihr Vater, ein Baron von Bernerdin, hatte von dem Ertrage eines kleinen Ritterguts gelebt, das er an der Gränze von Franken besaß. Arm und von dem Glücke unbegünstigt gab sie ihre Hand einem Herrn von Leutrum, der sehr reich, aber eben vorigen Bedrückungen, hoffte eine neue goldene Zeit, und gewann den Herzog wieder lieb. – So leicht ist es den Fürsten die Herzen der Völker zu gewinnen! Einen entschiedenen Einfluß auf den Charakter des Herzogs hatte die Gräfinn von Hohenheim, welche um diese Zeit anfieng seine Gunst zu gewinnen. Es waren nicht die sehr mittelmässigen Reitze ihres Körpers, wodurch ihn diese Dame gefesselt harte, sondern ihr gebildeter Verstand, ihre angenehmen Sitten, und die Geschmeidigkeit, womit sie sich seinen Launen anzuschmiegen wußte, und der sie sehr künstlich das Gepräge der liebenswürdigsten weiblichen Tugend aufdrückte. Sie war die Tochter eines dunkeln Hauses. Ihr Vater, ein Baron von Bernerdin, hatte von dem Ertrage eines kleinen Ritterguts gelebt, das er an der Gränze von Franken besaß. Arm und von dem Glücke unbegünstigt gab sie ihre Hand einem Herrn von Leutrum, der sehr reich, aber eben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0064" n="64"/> vorigen Bedrückungen, hoffte eine neue goldene Zeit, und gewann den Herzog wieder lieb. – So leicht ist es den Fürsten die Herzen der Völker zu gewinnen!</p> <p>Einen entschiedenen Einfluß auf den Charakter des <choice><sic>Herogs</sic><corr>Herzogs</corr></choice> hatte die Gräfinn von <hi rendition="#g">Hohenheim</hi>, welche um diese Zeit anfieng seine Gunst zu gewinnen. Es waren nicht die sehr mittelmässigen Reitze <choice><sic>ih-</sic><corr>ihres</corr></choice> Körpers, wodurch ihn diese Dame gefesselt harte, sondern ihr gebildeter Verstand, ihre angenehmen Sitten, und die Geschmeidigkeit, womit sie sich seinen Launen anzuschmiegen wußte, und der sie sehr künstlich das Gepräge der liebenswürdigsten weiblichen Tugend aufdrückte. Sie war die Tochter eines dunkeln Hauses. Ihr Vater, ein Baron von <hi rendition="#g">Bernerdin</hi>, hatte von dem Ertrage eines kleinen Ritterguts gelebt, das er an der Gränze von <hi rendition="#g">Franken</hi> besaß. Arm und von dem Glücke unbegünstigt gab sie ihre Hand einem Herrn von <hi rendition="#g">Leutrum</hi>, der sehr reich, aber eben </p> </div> </body> </text> </TEI> [64/0064]
vorigen Bedrückungen, hoffte eine neue goldene Zeit, und gewann den Herzog wieder lieb. – So leicht ist es den Fürsten die Herzen der Völker zu gewinnen!
Einen entschiedenen Einfluß auf den Charakter des Herzogs hatte die Gräfinn von Hohenheim, welche um diese Zeit anfieng seine Gunst zu gewinnen. Es waren nicht die sehr mittelmässigen Reitze ihres Körpers, wodurch ihn diese Dame gefesselt harte, sondern ihr gebildeter Verstand, ihre angenehmen Sitten, und die Geschmeidigkeit, womit sie sich seinen Launen anzuschmiegen wußte, und der sie sehr künstlich das Gepräge der liebenswürdigsten weiblichen Tugend aufdrückte. Sie war die Tochter eines dunkeln Hauses. Ihr Vater, ein Baron von Bernerdin, hatte von dem Ertrage eines kleinen Ritterguts gelebt, das er an der Gränze von Franken besaß. Arm und von dem Glücke unbegünstigt gab sie ihre Hand einem Herrn von Leutrum, der sehr reich, aber eben
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Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/64>, abgerufen am 16.02.2025. |