[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.Nur war seine Zerknirschung seinen Vergehungen bey weitem nicht angemessen, und er hatte es mit den meisten reumüthigen Büssern gemein: daß sein neuer Gehorsam nicht den Grad von Strenge und Dauer erlangte, den er in dem Sündenbekenntnisse zu erreichen versprach. "Er sey ein Mensch, versicherte das Manifest, und folglich immer unter dem Grade der Vollkommenheit. Aus angebohrner menschlicher Schwachheit, unzulänglicher Kenntniß, und andern Umständen haben sich viele Ereignisse ergeben, die nun nicht mehr geschehen dürften. Dieß freymüthige Geständniß sey eine Pflicht, die besonders den Gesalbten der Erde heilig seyn müsse. Die Zukunft soll nun einzig zum Wohle der Unterthanen angewendet werden. Jeder Unterthan dürfe nun getrost leben, da er in seinem Landesherrn einen sorgenden treuen Vater verehren könne." - Diese Erklärung machte einen gewaltigen Eindruck auf die Wirtemberger. Man vergaß die Nur war seine Zerknirschung seinen Vergehungen bey weitem nicht angemessen, und er hatte es mit den meisten reumüthigen Büssern gemein: daß sein neuer Gehorsam nicht den Grad von Strenge und Dauer erlangte, den er in dem Sündenbekenntnisse zu erreichen versprach. „Er sey ein Mensch, versicherte das Manifest, und folglich immer unter dem Grade der Vollkommenheit. Aus angebohrner menschlicher Schwachheit, unzulänglicher Kenntniß, und andern Umständen haben sich viele Ereignisse ergeben, die nun nicht mehr geschehen dürften. Dieß freymüthige Geständniß sey eine Pflicht, die besonders den Gesalbten der Erde heilig seyn müsse. Die Zukunft soll nun einzig zum Wohle der Unterthanen angewendet werden. Jeder Unterthan dürfe nun getrost leben, da er in seinem Landesherrn einen sorgenden treuen Vater verehren könne.“ – Diese Erklärung machte einen gewaltigen Eindruck auf die Wirtemberger. Man vergaß die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0063" n="63"/> Nur war seine Zerknirschung seinen Vergehungen bey weitem nicht angemessen, und er hatte es mit den meisten reumüthigen Büssern gemein: daß sein <hi rendition="#g">neuer Gehorsam</hi> nicht den Grad von Strenge und Dauer erlangte, den er in dem <hi rendition="#g">Sündenbekenntnisse</hi> zu erreichen versprach. „Er sey ein Mensch, versicherte das Manifest, und folglich immer unter dem Grade der Vollkommenheit. Aus angebohrner menschlicher Schwachheit, unzulänglicher Kenntniß, und andern Umständen haben sich viele Ereignisse ergeben, die nun nicht mehr geschehen dürften. Dieß freymüthige Geständniß sey eine Pflicht, die besonders den Gesalbten der Erde heilig seyn müsse. Die Zukunft soll nun einzig zum Wohle der Unterthanen angewendet werden. Jeder Unterthan dürfe nun getrost leben, da er in seinem Landesherrn einen sorgenden treuen Vater verehren könne.“ – Diese Erklärung machte einen gewaltigen Eindruck auf die <hi rendition="#g">Wirtemberger</hi>. Man vergaß die </p> </div> </body> </text> </TEI> [63/0063]
Nur war seine Zerknirschung seinen Vergehungen bey weitem nicht angemessen, und er hatte es mit den meisten reumüthigen Büssern gemein: daß sein neuer Gehorsam nicht den Grad von Strenge und Dauer erlangte, den er in dem Sündenbekenntnisse zu erreichen versprach. „Er sey ein Mensch, versicherte das Manifest, und folglich immer unter dem Grade der Vollkommenheit. Aus angebohrner menschlicher Schwachheit, unzulänglicher Kenntniß, und andern Umständen haben sich viele Ereignisse ergeben, die nun nicht mehr geschehen dürften. Dieß freymüthige Geständniß sey eine Pflicht, die besonders den Gesalbten der Erde heilig seyn müsse. Die Zukunft soll nun einzig zum Wohle der Unterthanen angewendet werden. Jeder Unterthan dürfe nun getrost leben, da er in seinem Landesherrn einen sorgenden treuen Vater verehren könne.“ – Diese Erklärung machte einen gewaltigen Eindruck auf die Wirtemberger. Man vergaß die
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Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/63>, abgerufen am 16.02.2025. |