[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.weiter, als auf die Angelegenheiten des Dienstes erstreckten. Stolz war der Grundzug in seinem Charakter. Er war sein eigenes Ideal, und glaubte, daß er es auch sonst für jedermann seyn müßte. Alle seine Handlungen waren auf die Befriedigung dieser Leidenschaft berechnet; und er stellte nie die Untersuchung an, ob etwas recht und nützlich sey? sondern immer nur ob er damit glänze? Oft suchte er diesen Glanz in den kleinlichsten Dingen, und dann erschien sein Stolz als die lächerlichste Eitelkeit. Er hatte die übertriebensten Begriffe von den Rechten eines Fürsten, und handelte durchaus nach dem Princip, daß alles um seinetwillen da sey, und daß ihm die Befugniß zustehe, von dem Bürger jedes Opfer zu fordern. Deßhalb nahm er seinen Unterthanen und Beamten gegenüber, immer die Miene des verachtenden Uebermuths an, und war unerbittlich hart, und so gar ungerecht, wenn er Anspruch auf ihre Unterstützung weiter, als auf die Angelegenheiten des Dienstes erstreckten. Stolz war der Grundzug in seinem Charakter. Er war sein eigenes Ideal, und glaubte, daß er es auch sonst für jedermann seyn müßte. Alle seine Handlungen waren auf die Befriedigung dieser Leidenschaft berechnet; und er stellte nie die Untersuchung an, ob etwas recht und nützlich sey? sondern immer nur ob er damit glänze? Oft suchte er diesen Glanz in den kleinlichsten Dingen, und dann erschien sein Stolz als die lächerlichste Eitelkeit. Er hatte die übertriebensten Begriffe von den Rechten eines Fürsten, und handelte durchaus nach dem Princip, daß alles um seinetwillen da sey, und daß ihm die Befugniß zustehe, von dem Bürger jedes Opfer zu fordern. Deßhalb nahm er seinen Unterthanen und Beamten gegenüber, immer die Miene des verachtenden Uebermuths an, und war unerbittlich hart, und so gar ungerecht, wenn er Anspruch auf ihre Unterstützung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0027" n="27"/> weiter, als auf die Angelegenheiten des Dienstes erstreckten.</p> <p>Stolz war der Grundzug in seinem Charakter. Er war sein eigenes Ideal, und glaubte, daß er es auch sonst für jedermann seyn müßte. Alle seine Handlungen waren auf die Befriedigung dieser Leidenschaft berechnet; und er stellte nie die Untersuchung an, ob etwas recht und nützlich sey? sondern immer nur ob er damit glänze? Oft suchte er diesen Glanz in den kleinlichsten Dingen, und dann erschien sein Stolz als die lächerlichste Eitelkeit. Er hatte die übertriebensten Begriffe von den Rechten eines Fürsten, und handelte durchaus nach dem Princip, daß alles um seinetwillen da sey, und daß ihm die Befugniß zustehe, von dem Bürger jedes Opfer zu fordern. Deßhalb nahm er seinen Unterthanen und Beamten gegenüber, immer die Miene des verachtenden Uebermuths an, und war unerbittlich hart, und so gar ungerecht, wenn er Anspruch auf ihre Unterstützung </p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0027]
weiter, als auf die Angelegenheiten des Dienstes erstreckten.
Stolz war der Grundzug in seinem Charakter. Er war sein eigenes Ideal, und glaubte, daß er es auch sonst für jedermann seyn müßte. Alle seine Handlungen waren auf die Befriedigung dieser Leidenschaft berechnet; und er stellte nie die Untersuchung an, ob etwas recht und nützlich sey? sondern immer nur ob er damit glänze? Oft suchte er diesen Glanz in den kleinlichsten Dingen, und dann erschien sein Stolz als die lächerlichste Eitelkeit. Er hatte die übertriebensten Begriffe von den Rechten eines Fürsten, und handelte durchaus nach dem Princip, daß alles um seinetwillen da sey, und daß ihm die Befugniß zustehe, von dem Bürger jedes Opfer zu fordern. Deßhalb nahm er seinen Unterthanen und Beamten gegenüber, immer die Miene des verachtenden Uebermuths an, und war unerbittlich hart, und so gar ungerecht, wenn er Anspruch auf ihre Unterstützung
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Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/27>, abgerufen am 16.02.2025. |