Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Noth. Aber Kraft erklärte alles für leeres Schrekbild. "Wir wollen für euch fechten, Bertha! sprach er; es wird euch kein Haar gekrümmet. Die Kirche ist bald versöhnt. So bald wir eure Mitgabe nach Gotteszell schiken, so wird man euch selbst nicht mehr verlangen. Zudem ist es durch die Gesetze des Pabstes und des Kaisers verboten, daß man jemand mit Zwang und Drang ins Kloster führen soll; und hat man euch nicht Zwang angethan? - Auch ist das Eheverlöbniß mit Kunzen eher geschlossen, als euch das Gelübde eurer Eltern kund gethan ward; und dies Gelübde konntet ihr nicht erfüllen, ohne jenes zu brechen, das eben um deßwillen, weil es eher gemacht wurde, heiliger ist, als dieses. - Zudem kenn' ich' den Haak von Wöllstein. Er braußt schnell auf, aber er wird auch bald wieder stille, und dann nimmt er wohl auch Rath an." - Was Kraft sagte, dünkte mich alles wahr und tröstlich, und mein Herz ward auch in der That ein wenig ruhiger. Nur die Furcht vor meines Vaters Zorn konnt' er nicht mindern, und ich ließ auch

Noth. Aber Kraft erklärte alles für leeres Schrekbild. „Wir wollen für euch fechten, Bertha! sprach er; es wird euch kein Haar gekrümmet. Die Kirche ist bald versöhnt. So bald wir eure Mitgabe nach Gotteszell schiken, so wird man euch selbst nicht mehr verlangen. Zudem ist es durch die Gesetze des Pabstes und des Kaisers verboten, daß man jemand mit Zwang und Drang ins Kloster führen soll; und hat man euch nicht Zwang angethan? – Auch ist das Eheverlöbniß mit Kunzen eher geschlossen, als euch das Gelübde eurer Eltern kund gethan ward; und dies Gelübde konntet ihr nicht erfüllen, ohne jenes zu brechen, das eben um deßwillen, weil es eher gemacht wurde, heiliger ist, als dieses. – Zudem kenn’ ich’ den Haak von Wöllstein. Er braußt schnell auf, aber er wird auch bald wieder stille, und dann nimmt er wohl auch Rath an.“ – Was Kraft sagte, dünkte mich alles wahr und tröstlich, und mein Herz ward auch in der That ein wenig ruhiger. Nur die Furcht vor meines Vaters Zorn konnt’ er nicht mindern, und ich ließ auch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0073" n="69"/>
Noth. Aber <hi rendition="#g">Kraft</hi> erklärte alles für leeres Schrekbild. &#x201E;Wir wollen für euch fechten, <hi rendition="#g">Bertha</hi>! sprach er; es wird euch kein Haar gekrümmet. Die Kirche ist bald versöhnt. So bald wir eure Mitgabe nach Gotteszell schiken, so wird man euch selbst nicht mehr verlangen. Zudem ist es durch die Gesetze des Pabstes und des Kaisers verboten, daß man jemand mit Zwang und Drang ins Kloster führen soll; und hat man euch nicht Zwang angethan? &#x2013; Auch ist das Eheverlöbniß mit Kunzen eher geschlossen, als euch das Gelübde eurer Eltern kund gethan ward; und dies Gelübde konntet ihr nicht erfüllen, ohne jenes zu brechen, das eben um deßwillen, weil es eher gemacht wurde, heiliger ist, als dieses. &#x2013; Zudem kenn&#x2019; ich&#x2019; den <hi rendition="#g">Haak von Wöllstein</hi>. Er braußt schnell auf, aber er wird auch bald wieder stille, und dann nimmt er wohl auch Rath an.&#x201C; &#x2013; Was <hi rendition="#g">Kraft</hi> sagte, dünkte mich alles wahr und tröstlich, und mein Herz ward auch in der That ein wenig ruhiger. Nur die Furcht vor meines Vaters Zorn konnt&#x2019; er nicht mindern, und ich ließ auch
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0073] Noth. Aber Kraft erklärte alles für leeres Schrekbild. „Wir wollen für euch fechten, Bertha! sprach er; es wird euch kein Haar gekrümmet. Die Kirche ist bald versöhnt. So bald wir eure Mitgabe nach Gotteszell schiken, so wird man euch selbst nicht mehr verlangen. Zudem ist es durch die Gesetze des Pabstes und des Kaisers verboten, daß man jemand mit Zwang und Drang ins Kloster führen soll; und hat man euch nicht Zwang angethan? – Auch ist das Eheverlöbniß mit Kunzen eher geschlossen, als euch das Gelübde eurer Eltern kund gethan ward; und dies Gelübde konntet ihr nicht erfüllen, ohne jenes zu brechen, das eben um deßwillen, weil es eher gemacht wurde, heiliger ist, als dieses. – Zudem kenn’ ich’ den Haak von Wöllstein. Er braußt schnell auf, aber er wird auch bald wieder stille, und dann nimmt er wohl auch Rath an.“ – Was Kraft sagte, dünkte mich alles wahr und tröstlich, und mein Herz ward auch in der That ein wenig ruhiger. Nur die Furcht vor meines Vaters Zorn konnt’ er nicht mindern, und ich ließ auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794/73
Zitationshilfe: Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794/73>, abgerufen am 25.11.2024.