Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

ergriefen Schwerdter, Lanzen, Aexte, Sensen, Steken, ein jeder was ihm zuerst in die Hände fiel, und stunden bereit zum Streit. Der Schultheiß suchte den erzürnten Haufen zu bewegen, Götzen erst einen Fehdebrief zu schiken, aber es war nur eine Stimme: Strasenräubern schikt man keine Fehdebriefe! und als der Schultheiß auf seinem Willen bestand, fuhren ihm einige mit den Spießen unter die Nase, und schalten ihn einen Verräther. Wollt' er Frieden halten, so mußt' er sich an die Spitze des Gewalthaufens stellen, der wohl tausend Mann stark, das Thal hinabzog. Sie erschienen vor Hohenahelfingen, als Götz eben mit seinen Knappen, zur Freude über den großen Raub, im Hellauf zechte, und schon alle trunken waren. Niemand argwohnte in der Burg Feindesgefahr, als die erzürnten Rächer, blutdürstig durch das offene Thor eindrangen. Götz, über den unerwarteten Unfall erschroken, und sich seiner bösen That bewußt, versteckte sich auf den Thurm unter dem Dache: die Knechte aber liefen mit den Waffen in den Hof herunter. Alle wurden durch die

ergriefen Schwerdter, Lanzen, Aexte, Sensen, Steken, ein jeder was ihm zuerst in die Hände fiel, und stunden bereit zum Streit. Der Schultheiß suchte den erzürnten Haufen zu bewegen, Götzen erst einen Fehdebrief zu schiken, aber es war nur eine Stimme: Strasenräubern schikt man keine Fehdebriefe! und als der Schultheiß auf seinem Willen bestand, fuhren ihm einige mit den Spießen unter die Nase, und schalten ihn einen Verräther. Wollt’ er Frieden halten, so mußt’ er sich an die Spitze des Gewalthaufens stellen, der wohl tausend Mann stark, das Thal hinabzog. Sie erschienen vor Hohenahelfingen, als Götz eben mit seinen Knappen, zur Freude über den großen Raub, im Hellauf zechte, und schon alle trunken waren. Niemand argwohnte in der Burg Feindesgefahr, als die erzürnten Rächer, blutdürstig durch das offene Thor eindrangen. Götz, über den unerwarteten Unfall erschroken, und sich seiner bösen That bewußt, versteckte sich auf den Thurm unter dem Dache: die Knechte aber liefen mit den Waffen in den Hof herunter. Alle wurden durch die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0036" n="32"/>
ergriefen Schwerdter, Lanzen, Aexte, Sensen, Steken, ein jeder was ihm zuerst in die Hände fiel, und stunden bereit zum Streit. Der Schultheiß suchte den erzürnten Haufen zu bewegen, <hi rendition="#g">Götzen</hi> erst einen Fehdebrief zu schiken, aber es war nur eine Stimme: Strasenräubern schikt man keine Fehdebriefe! und als der Schultheiß auf seinem Willen bestand, fuhren ihm einige mit den Spießen unter die Nase, und schalten ihn einen Verräther. Wollt&#x2019; er Frieden halten, so mußt&#x2019; er sich an die Spitze des Gewalthaufens stellen, der wohl tausend Mann stark, das Thal hinabzog. Sie erschienen vor <hi rendition="#g">Hohenahelfingen</hi>, als <hi rendition="#g">Götz</hi> eben mit seinen Knappen, zur Freude über den großen Raub, im Hellauf zechte, und schon alle trunken waren. Niemand argwohnte in der Burg Feindesgefahr, als die erzürnten Rächer, blutdürstig durch das offene Thor eindrangen. <hi rendition="#g">Götz</hi>, über den unerwarteten Unfall erschroken, und sich seiner bösen That bewußt, versteckte sich auf den Thurm unter dem Dache: die Knechte aber liefen mit den Waffen in den Hof herunter. Alle wurden durch die
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0036] ergriefen Schwerdter, Lanzen, Aexte, Sensen, Steken, ein jeder was ihm zuerst in die Hände fiel, und stunden bereit zum Streit. Der Schultheiß suchte den erzürnten Haufen zu bewegen, Götzen erst einen Fehdebrief zu schiken, aber es war nur eine Stimme: Strasenräubern schikt man keine Fehdebriefe! und als der Schultheiß auf seinem Willen bestand, fuhren ihm einige mit den Spießen unter die Nase, und schalten ihn einen Verräther. Wollt’ er Frieden halten, so mußt’ er sich an die Spitze des Gewalthaufens stellen, der wohl tausend Mann stark, das Thal hinabzog. Sie erschienen vor Hohenahelfingen, als Götz eben mit seinen Knappen, zur Freude über den großen Raub, im Hellauf zechte, und schon alle trunken waren. Niemand argwohnte in der Burg Feindesgefahr, als die erzürnten Rächer, blutdürstig durch das offene Thor eindrangen. Götz, über den unerwarteten Unfall erschroken, und sich seiner bösen That bewußt, versteckte sich auf den Thurm unter dem Dache: die Knechte aber liefen mit den Waffen in den Hof herunter. Alle wurden durch die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794/36
Zitationshilfe: Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794/36>, abgerufen am 22.12.2024.