Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.Sinn, Tapferkeit, und festen Muth; man sah's aber auch zugleich, daß er nur zur Beschirmung der Unschuld und zur Steuer der Ungerechtigkeit, Schwerdt und Lanze führe. Ja - da konnt mein Blik nicht von ihm ablassen, aber auch der seine nicht von mir. Er winkte mir sogar ein paarmal mit den Augen, was mich aber fast verlegen machte. Ein Fräulein von Hohenhard stand neben mir. Ihr mocht er auch gefallen, der edle Kunz. - Wer ist der schöne Ritter dort, raunte sie mir ins Ohr, mit der weißen Feder und mit dem glänzenden Helm? - Er ist Kunz von Kransperg, mein Vetter, - sagte ich, und war des Fräuleins Neugier sehr unzufrieden. Als der junge Schenk bewehrt gemacht, und zu aller ritterlichen Ehr' eingeweihet war, hielt man unter freiem Himmel, im äussern Hofe der Burg, ein großes Mahl. Es waren wohl hundert rittermäßiger Männer beisammen, und eine unzählbare Menge Dienstvolks. Da wurde viel geessen, und dem Schenken sein ganzer Keller ausgetrunken, so daß man Abends Sinn, Tapferkeit, und festen Muth; man sah’s aber auch zugleich, daß er nur zur Beschirmung der Unschuld und zur Steuer der Ungerechtigkeit, Schwerdt und Lanze führe. Ja – da konnt mein Blik nicht von ihm ablassen, aber auch der seine nicht von mir. Er winkte mir sogar ein paarmal mit den Augen, was mich aber fast verlegen machte. Ein Fräulein von Hohenhard stand neben mir. Ihr mocht er auch gefallen, der edle Kunz. – Wer ist der schöne Ritter dort, raunte sie mir ins Ohr, mit der weißen Feder und mit dem glänzenden Helm? – Er ist Kunz von Kransperg, mein Vetter, – sagte ich, und war des Fräuleins Neugier sehr unzufrieden. Als der junge Schenk bewehrt gemacht, und zu aller ritterlichen Ehr’ eingeweihet war, hielt man unter freiem Himmel, im äussern Hofe der Burg, ein großes Mahl. Es waren wohl hundert rittermäßiger Männer beisammen, und eine unzählbare Menge Dienstvolks. Da wurde viel geessen, und dem Schenken sein ganzer Keller ausgetrunken, so daß man Abends <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0011" n="7"/> Sinn, Tapferkeit, und festen Muth; man sah’s aber auch zugleich, daß er nur zur Beschirmung der Unschuld und zur Steuer der Ungerechtigkeit, Schwerdt und Lanze führe. Ja – da konnt mein Blik nicht von ihm ablassen, aber auch der seine nicht von mir. Er winkte mir sogar ein paarmal mit den Augen, was mich aber <hi rendition="#g">fast</hi> verlegen machte.</p> <p>Ein Fräulein von <hi rendition="#g">Hohenhard</hi> stand neben mir. Ihr mocht er auch gefallen, der edle <hi rendition="#g">Kunz</hi>. – Wer ist der schöne Ritter dort, raunte sie mir ins Ohr, mit der weißen Feder und mit dem glänzenden Helm? – Er ist <hi rendition="#g">Kunz von Kransperg</hi>, mein Vetter, – sagte ich, und war des Fräuleins Neugier sehr unzufrieden.</p> <p>Als der junge Schenk bewehrt gemacht, und zu aller ritterlichen Ehr’ eingeweihet war, hielt man unter freiem Himmel, im äussern Hofe der Burg, ein großes Mahl. Es waren wohl hundert rittermäßiger Männer beisammen, und eine unzählbare Menge Dienstvolks. Da wurde viel geessen, und dem <hi rendition="#g">Schenken</hi> sein ganzer Keller ausgetrunken, so daß man Abends </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [7/0011]
Sinn, Tapferkeit, und festen Muth; man sah’s aber auch zugleich, daß er nur zur Beschirmung der Unschuld und zur Steuer der Ungerechtigkeit, Schwerdt und Lanze führe. Ja – da konnt mein Blik nicht von ihm ablassen, aber auch der seine nicht von mir. Er winkte mir sogar ein paarmal mit den Augen, was mich aber fast verlegen machte.
Ein Fräulein von Hohenhard stand neben mir. Ihr mocht er auch gefallen, der edle Kunz. – Wer ist der schöne Ritter dort, raunte sie mir ins Ohr, mit der weißen Feder und mit dem glänzenden Helm? – Er ist Kunz von Kransperg, mein Vetter, – sagte ich, und war des Fräuleins Neugier sehr unzufrieden.
Als der junge Schenk bewehrt gemacht, und zu aller ritterlichen Ehr’ eingeweihet war, hielt man unter freiem Himmel, im äussern Hofe der Burg, ein großes Mahl. Es waren wohl hundert rittermäßiger Männer beisammen, und eine unzählbare Menge Dienstvolks. Da wurde viel geessen, und dem Schenken sein ganzer Keller ausgetrunken, so daß man Abends
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |