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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
bey Nacht einen lichten Schein umb ihr Bette gesehen/ vor wel-
chem sie sich erstlich entsetzet/ aber von ihrem Mann berichtet wor-
den/ sie solle sich nicht fürchten/ dann es wären die heiligen Schutz-
Engel GOttes/ welche durch ernstlich anhaltendes Gebeth ihnen
zum Dienst und Trost von GOtt gegeben/ ihre Nachtwache mit
himmlischen Gesprächen von GOtt allda versorgten. Worauff sie
ruhig und andächtig/ wie auch aufmercksamer auf sich selbsten wor-
den/ und mit ihrem Ehe-Herren gar eine Christliche und friedliche
Ehe besessen. Durch diese Geschichte ist Joh. Beer bewogen wor-
den ein Büchlein zu schreiben von Gewinn und Verlust/ d. i. ein
geistlicher und sehr nützlicher Bericht/ wie man allerley geist-
liche und leibliche/ himmlische und irrdische Güther gewin-
nen und verliehren kan/ aus denen Schätzen GOttes herfür ge-
geben durch einen getreuen Liebhaber der Göttl. und natürli-
chen Wahrheit.
Wofür A. v. Franckenberg eine Vorrede gema-
chet/ in welcher er berichtet/ daß besagter Joh. Beer an. 1570. nicht
weit von Bolckenheim in Schlesien gelebet/ fleißig in H. Schrifft
und Taulero studiret/ und nachdem er zuvor nach dem Rath Pauli
Col. II,
8 und dem Exempel der Apostolischen Gemeinde zu Epheso
Act. XIX,
19. die Bücher der heydnischen und vorwitzigen Künste
hinweg gethan/ durch unabläßliches Gebeth/ und GOttes gnädi-
ges Erbarmen und Einleuchten endlich neben Göttlicher und natür-
licher Erkänntnüß der Artzney auch die Gabe bekommen/ durch die
geheime und versiegelte Pforten der Berge in die untern Oerter
der Erden einzugehen/ und NB. daselbst nebst würdig- und noth-
dürfftigen Gebrauch des innliegenden Gutes/ den Geistern

in der Gefängnüß zu predigen. &c.&c.&c. Aber genug von diesem.

Nunmehro müssen wir unserer Losburg Schlößer ihre Zer-
stöhrung auch in etwas betrachten/ wie solche angefangen und vol-
lendet worden. Nachdem nehmlich diese GOtt- und Edel-lose
Edelleute des Plünderns/ Raubens/ Mordens und dergleichen
so viel machten/ daß alle Strassen unsicher und nicht mehr frey
zu betreten waren/ zumahlen da dieser verfluchten Raub-Nester al-
lein umb Wunsidel 12. anzutreffen waren/ die einander treffli-
che Hülffe in ihrer Boßheit leisteten/ welche hernach ein jedes an

seinem

Beſchreibung des Fichtelbergs.
bey Nacht einen lichten Schein umb ihr Bette geſehen/ vor wel-
chem ſie ſich erſtlich entſetzet/ aber von ihrem Mann berichtet wor-
den/ ſie ſolle ſich nicht fuͤrchten/ dann es waͤren die heiligen Schutz-
Engel GOttes/ welche durch ernſtlich anhaltendes Gebeth ihnen
zum Dienſt und Troſt von GOtt gegeben/ ihre Nachtwache mit
himmliſchen Geſpraͤchen von GOtt allda verſorgten. Worauff ſie
ruhig und andaͤchtig/ wie auch aufmerckſamer auf ſich ſelbſten wor-
den/ und mit ihrem Ehe-Herren gar eine Chriſtliche und friedliche
Ehe beſeſſen. Durch dieſe Geſchichte iſt Joh. Beer bewogen wor-
den ein Buͤchlein zu ſchreiben von Gewinn und Verluſt/ d. i. ein
geiſtlicher und ſehr nuͤtzlicher Bericht/ wie man allerley geiſt-
liche und leibliche/ himmliſche und irrdiſche Guͤther gewin-
nen und verliehren kan/ aus denen Schaͤtzen GOttes herfuͤr ge-
geben durch einen getreuen Liebhaber der Goͤttl. und natuͤrli-
chen Wahrheit.
Wofuͤr A. v. Franckenberg eine Vorrede gema-
chet/ in welcher er berichtet/ daß beſagter Joh. Beer an. 1570. nicht
weit von Bolckenheim in Schleſien gelebet/ fleißig in H. Schrifft
und Taulero ſtudiret/ und nachdem er zuvor nach dem Rath Pauli
Col. II,
8 und dem Exempel der Apoſtoliſchen Gemeinde zu Epheſo
Act. XIX,
19. die Buͤcher der heydniſchen und vorwitzigen Kuͤnſte
hinweg gethan/ durch unablaͤßliches Gebeth/ und GOttes gnaͤdi-
ges Erbarmen und Einleuchten endlich neben Goͤttlicher und natuͤr-
licher Erkaͤnntnuͤß der Artzney auch die Gabe bekommen/ durch die
geheime und verſiegelte Pforten der Berge in die untern Oerter
der Erden einzugehen/ und NB. daſelbſt nebſt wuͤrdig- und noth-
duͤrfftigen Gebrauch des innliegenden Gutes/ den Geiſtern

in der Gefaͤngnuͤß zu predigen. &c.&c.&c. Aber genug von dieſem.

Nunmehro muͤſſen wir unſerer Losburg Schloͤßer ihre Zer-
ſtoͤhrung auch in etwas betrachten/ wie ſolche angefangen und vol-
lendet worden. Nachdem nehmlich dieſe GOtt- und Edel-loſe
Edelleute des Pluͤnderns/ Raubens/ Mordens und dergleichen
ſo viel machten/ daß alle Straſſen unſicher und nicht mehr frey
zu betreten waren/ zumahlen da dieſer verfluchten Raub-Neſter al-
lein umb Wunſidel 12. anzutreffen waren/ die einander treffli-
che Huͤlffe in ihrer Boßheit leiſteten/ welche hernach ein jedes an

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[63/0082] Beſchreibung des Fichtelbergs. bey Nacht einen lichten Schein umb ihr Bette geſehen/ vor wel- chem ſie ſich erſtlich entſetzet/ aber von ihrem Mann berichtet wor- den/ ſie ſolle ſich nicht fuͤrchten/ dann es waͤren die heiligen Schutz- Engel GOttes/ welche durch ernſtlich anhaltendes Gebeth ihnen zum Dienſt und Troſt von GOtt gegeben/ ihre Nachtwache mit himmliſchen Geſpraͤchen von GOtt allda verſorgten. Worauff ſie ruhig und andaͤchtig/ wie auch aufmerckſamer auf ſich ſelbſten wor- den/ und mit ihrem Ehe-Herren gar eine Chriſtliche und friedliche Ehe beſeſſen. Durch dieſe Geſchichte iſt Joh. Beer bewogen wor- den ein Buͤchlein zu ſchreiben von Gewinn und Verluſt/ d. i. ein geiſtlicher und ſehr nuͤtzlicher Bericht/ wie man allerley geiſt- liche und leibliche/ himmliſche und irrdiſche Guͤther gewin- nen und verliehren kan/ aus denen Schaͤtzen GOttes herfuͤr ge- geben durch einen getreuen Liebhaber der Goͤttl. und natuͤrli- chen Wahrheit. Wofuͤr A. v. Franckenberg eine Vorrede gema- chet/ in welcher er berichtet/ daß beſagter Joh. Beer an. 1570. nicht weit von Bolckenheim in Schleſien gelebet/ fleißig in H. Schrifft und Taulero ſtudiret/ und nachdem er zuvor nach dem Rath Pauli Col. II, 8 und dem Exempel der Apoſtoliſchen Gemeinde zu Epheſo Act. XIX, 19. die Buͤcher der heydniſchen und vorwitzigen Kuͤnſte hinweg gethan/ durch unablaͤßliches Gebeth/ und GOttes gnaͤdi- ges Erbarmen und Einleuchten endlich neben Goͤttlicher und natuͤr- licher Erkaͤnntnuͤß der Artzney auch die Gabe bekommen/ durch die geheime und verſiegelte Pforten der Berge in die untern Oerter der Erden einzugehen/ und NB. daſelbſt nebſt wuͤrdig- und noth- duͤrfftigen Gebrauch des innliegenden Gutes/ den Geiſtern in der Gefaͤngnuͤß zu predigen. &c.&c.&c. Aber genug von dieſem. Nunmehro muͤſſen wir unſerer Losburg Schloͤßer ihre Zer- ſtoͤhrung auch in etwas betrachten/ wie ſolche angefangen und vol- lendet worden. Nachdem nehmlich dieſe GOtt- und Edel-loſe Edelleute des Pluͤnderns/ Raubens/ Mordens und dergleichen ſo viel machten/ daß alle Straſſen unſicher und nicht mehr frey zu betreten waren/ zumahlen da dieſer verfluchten Raub-Neſter al- lein umb Wunſidel 12. anzutreffen waren/ die einander treffli- che Huͤlffe in ihrer Boßheit leiſteten/ welche hernach ein jedes an ſeinem

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/82>, abgerufen am 30.11.2024.