Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. bey gelegene Gegend die Eger-Leiten davon zu nennen pflegen: An-dere aber halten es mit unserm alten sel. Bruschen/ wobey Herr M. Groß gar wohl schlüßet/ daß/ weil beede sehr nahe/ und kaum eine Stunde von einander entspringen/ auch gleich darauf in ein- ander fliessen/ und einen einigen Fluß machen/ so werde nicht viel daran gelegen seyn/ ob man nur eines von beeden Flüßlein vor die rechte Eger-Qvelle/ oder beede zugleich dafür halte. Ob aber die Eger auch aus dem tieffen Fichtel-See entspringe/ kan man so schlecht weg nicht sagen/ indem dem Augenschein nach vielmehr das Wiederspiel erscheinet/ weil beede Gegenden wohl eine Stunde weit/ und zwar auf gantz besondern Bergen von einander liegen. Wann aber dannoch der Fichtel-See noch höher als der Ursprung dieser Qvellen lieget/ und dabey erwogen wird/ daß so tieff die Was- ser fallen/ selbe auch wieder so hoch zu steigen pflegen/ wann sie ein- gefangen sind/ und nicht austreten können/ ungeachtet sie offt sehr weit geleitet werden/ als meinet Herr M. Groß/ man könte doch wohl auf die Gedancken gerathen/ es möchte vielleicht von dem tief- fen See eine Ader durch die Erde hinüber streichen/ und an bemeld- ten Orten wieder heraus qvellen/ welches ich aber als eine ungewisse Muthmassung mit ihm dahin gestellet seyn lasse; genug ist es/ daß die Eger nebst denen andern dreyen Haupt-Flüßen aus/ in/ und an dem Fichtelberg/ und zwar alle in Jhro Hochfürstl. Durchl. zu Brandenburg Culmbach Gebiethe entspringen. Nachdem nun also die Eger von 2. Qvellen und einigen kleinen Bächlein schon ziemlich angewachsen/ nimmet sie ihren Lauff gegen Osten nach Böheim zu/ und kommet besagter maßen von Voigt-Sumrach und der Weißen Heyde/ 2. Marggräfischen Dörffern/ nechst unter der Land-Straßen durch die erste nur von einem Bogen geschlossene steinerne Brücken/ die wegen des sehr hoch erhobenen Landes vor Die höch- ste Brücke in Teutschlanddie höchste in gantz Teutschland insgemein ausgeschriehen ist/ und ziehet alsdann mitten durch den grossen Weissenstädter Herrschafft- lichen See eine Meile von ihrem Ursprung an Weisenstadt/ ei- nem Städtlein Hochfürstl. Brandenburgl. Culmbachischer Herr- schafft: Dieser Weyher wird mehrentheils von der Eger angefüllet/ und ist nebst dem grossen Brandenburger Weyher zu Bayreuth/ einer
Beſchreibung des Fichtelbergs. bey gelegene Gegend die Eger-Leiten davon zu nennen pflegen: An-dere aber halten es mit unſerm alten ſel. Bruſchen/ wobey Herr M. Groß gar wohl ſchluͤßet/ daß/ weil beede ſehr nahe/ und kaum eine Stunde von einander entſpringen/ auch gleich darauf in ein- ander flieſſen/ und einen einigen Fluß machen/ ſo werde nicht viel daran gelegen ſeyn/ ob man nur eines von beeden Fluͤßlein vor die rechte Eger-Qvelle/ oder beede zugleich dafuͤr halte. Ob aber die Eger auch aus dem tieffen Fichtel-See entſpringe/ kan man ſo ſchlecht weg nicht ſagen/ indem dem Augenſchein nach vielmehr das Wiederſpiel erſcheinet/ weil beede Gegenden wohl eine Stunde weit/ und zwar auf gantz beſondern Bergen von einander liegen. Wann aber dannoch der Fichtel-See noch hoͤher als der Urſprung dieſer Qvellen lieget/ und dabey erwogen wird/ daß ſo tieff die Waſ- ſer fallen/ ſelbe auch wieder ſo hoch zu ſteigen pflegen/ wann ſie ein- gefangen ſind/ und nicht austreten koͤnnen/ ungeachtet ſie offt ſehr weit geleitet werden/ als meinet Herr M. Groß/ man koͤnte doch wohl auf die Gedancken gerathen/ es moͤchte vielleicht von dem tief- fen See eine Ader durch die Erde hinuͤber ſtreichen/ und an bemeld- ten Orten wieder heraus qvellen/ welches ich aber als eine ungewiſſe Muthmaſſung mit ihm dahin geſtellet ſeyn laſſe; genug iſt es/ daß die Eger nebſt denen andern dreyen Haupt-Fluͤßen aus/ in/ und an dem Fichtelberg/ und zwar alle in Jhro Hochfuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg Culmbach Gebiethe entſpringen. Nachdem nun alſo die Eger von 2. Qvellen und einigen kleinen Baͤchlein ſchon ziemlich angewachſen/ nimmet ſie ihren Lauff gegen Oſten nach Boͤheim zu/ und kommet beſagter maßen von Voigt-Sumrach und der Weißen Heyde/ 2. Marggraͤfiſchen Doͤrffern/ nechſt unter der Land-Straßen durch die erſte nur von einem Bogen geſchloſſene ſteinerne Bruͤcken/ die wegen des ſehr hoch erhobenen Landes vor Die hoͤch- ſte Bruͤcke in Teutſchlanddie hoͤchſte in gantz Teutſchland insgemein ausgeſchriehen iſt/ und ziehet alsdann mitten durch den groſſen Weiſſenſtaͤdter Herrſchafft- lichen See eine Meile von ihrem Urſprung an Weiſenſtadt/ ei- nem Staͤdtlein Hochfuͤrſtl. Brandenburgl. Culmbachiſcher Herr- ſchafft: Dieſer Weyher wird mehrentheils von der Eger angefuͤllet/ und iſt nebſt dem groſſen Brandenburger Weyher zu Bayreuth/ einer
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Beſchreibung des Fichtelbergs.
bey gelegene Gegend die Eger-Leiten davon zu nennen pflegen: An-
dere aber halten es mit unſerm alten ſel. Bruſchen/ wobey Herr
M. Groß gar wohl ſchluͤßet/ daß/ weil beede ſehr nahe/ und kaum
eine Stunde von einander entſpringen/ auch gleich darauf in ein-
ander flieſſen/ und einen einigen Fluß machen/ ſo werde nicht viel
daran gelegen ſeyn/ ob man nur eines von beeden Fluͤßlein vor die
rechte Eger-Qvelle/ oder beede zugleich dafuͤr halte. Ob aber die
Eger auch aus dem tieffen Fichtel-See entſpringe/ kan man ſo
ſchlecht weg nicht ſagen/ indem dem Augenſchein nach vielmehr das
Wiederſpiel erſcheinet/ weil beede Gegenden wohl eine Stunde
weit/ und zwar auf gantz beſondern Bergen von einander liegen.
Wann aber dannoch der Fichtel-See noch hoͤher als der Urſprung
dieſer Qvellen lieget/ und dabey erwogen wird/ daß ſo tieff die Waſ-
ſer fallen/ ſelbe auch wieder ſo hoch zu ſteigen pflegen/ wann ſie ein-
gefangen ſind/ und nicht austreten koͤnnen/ ungeachtet ſie offt ſehr
weit geleitet werden/ als meinet Herr M. Groß/ man koͤnte doch
wohl auf die Gedancken gerathen/ es moͤchte vielleicht von dem tief-
fen See eine Ader durch die Erde hinuͤber ſtreichen/ und an bemeld-
ten Orten wieder heraus qvellen/ welches ich aber als eine ungewiſſe
Muthmaſſung mit ihm dahin geſtellet ſeyn laſſe; genug iſt es/ daß
die Eger nebſt denen andern dreyen Haupt-Fluͤßen aus/ in/ und an
dem Fichtelberg/ und zwar alle in Jhro Hochfuͤrſtl. Durchl. zu
Brandenburg Culmbach Gebiethe entſpringen. Nachdem nun
alſo die Eger von 2. Qvellen und einigen kleinen Baͤchlein ſchon
ziemlich angewachſen/ nimmet ſie ihren Lauff gegen Oſten nach
Boͤheim zu/ und kommet beſagter maßen von Voigt-Sumrach
und der Weißen Heyde/ 2. Marggraͤfiſchen Doͤrffern/ nechſt unter
der Land-Straßen durch die erſte nur von einem Bogen geſchloſſene
ſteinerne Bruͤcken/ die wegen des ſehr hoch erhobenen Landes vor
die hoͤchſte in gantz Teutſchland insgemein ausgeſchriehen iſt/ und
ziehet alsdann mitten durch den groſſen Weiſſenſtaͤdter Herrſchafft-
lichen See eine Meile von ihrem Urſprung an Weiſenſtadt/ ei-
nem Staͤdtlein Hochfuͤrſtl. Brandenburgl. Culmbachiſcher Herr-
ſchafft: Dieſer Weyher wird mehrentheils von der Eger angefuͤllet/
und iſt nebſt dem groſſen Brandenburger Weyher zu Bayreuth/
einer
Die hoͤch-
ſte Bruͤcke in
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Zitationshilfe: | Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/37>, abgerufen am 16.02.2025. |