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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
Mischet man dann Victriol, oder gemein Koch-Saltz mit lebendigem
Kalch/ und kochet sie miteinander mit Wasser/ so entstehet sowohl
dem Geschmack als der Würckung nach ein laugenhafftes Saltz
daraus.

Wir werden also nicht irren/ wann wir die besagte Erfah-
rungs-Proben auf die Herfürbringung des Laugen-Saltzes unter
der Erden appliciren/ indem daselbsten eben dergleichen Materien/
wodurch ein solches Saltz entstehen kan/ häuffig anzutreffen sind.
Z. E. Jn der Erden sind Kalch-Steine/ worunter auch der Spath
zu rechnen/ in grosser Menge/ diese nun werden durch das so heff-
tige unterirdische Feuer zu Aschen gleichsam/ und zu einem her-
ben schwammigten luckeren Wesen verbrennet. Auch sind daselb-
sten schweffelhaffte/ saure/ mineralische und victriolische Saltzen/
womit die Erde über die massen angefüllet/ wann nun diese ver-
mittelst einer grossen Hitze miteinander vereinigt werden/ warum
solte nicht eben sowohl/ als durch Kunst/ ein laugenhafftes Saltz
unter der Erden daraus entstehen können?

Ein ziemli-
cher Beweiß
hievon.

Dabey ist wohl zu bedencken/ daß allenthalben/ wo warme
Bäder gefunden werden/ so mit einem Laugen-Saltz geschwän-
gert sind/ daherum auch Sauerbronnen anzutreffen/ und unweit
davon Kupffer-Wasser/ Schwefel oder Alaun gegraben werden.
NB. 300.
Sauerbron-
nen sind 5.
Meilen umb
das Carls-
bad/ worun-
ter der Ege-
rische der
berühmte-
ste ist.
Es ist merckwürdig/ daß in einer Weite von 5. Meilen bey dem
Carlsbade mehr dann 300. Sauerbronnen gezehlet werden/ wo-
runter der Egerische der berühmteste ist. Eine Meile vom Carls-
bad entspringet im Wald der vortreffliche Säuerling/ welchen
die Carlsbader zur Zeit des badens absonderlich vor ihren ordent-
lichen Tranck gebrauchen/ und Puch-Säuerling nennen. Nicht
weit hievon gegen Mittag entspringet obgedachter massen ein an-
derer am Säuerlings-Berg. Und hart am Brudler selbst entsprin-
get unten ein anderer gar lauer und gleichsam warmer Säuerling.
Sauerbron-
nen halten
selbsten ein
Laugen-
Saltz in
sich.
Es ist wunderbahr/ daß auch selbst in einigen Sauerbronnen/
z. E. in dem Egrischen und Puch-Säuerlingetc. ein Laugen-Saltz
anzutreffen/ dann/ so man nur einen Vitriol-Geist hineintropffen
lässet/ so spühret man eine Aufwallung/ und die Säure des Vi-
triol
s wird gemildert/ so kan auch der Puch-Säuerling durch einen

leich-

Beſchreibung des Fichtelbergs.
Miſchet man dann Victriol, oder gemein Koch-Saltz mit lebendigem
Kalch/ und kochet ſie miteinander mit Waſſer/ ſo entſtehet ſowohl
dem Geſchmack als der Wuͤrckung nach ein laugenhafftes Saltz
daraus.

Wir werden alſo nicht irren/ wann wir die beſagte Erfah-
rungs-Proben auf die Herfuͤrbringung des Laugen-Saltzes unter
der Erden appliciren/ indem daſelbſten eben dergleichen Materien/
wodurch ein ſolches Saltz entſtehen kan/ haͤuffig anzutreffen ſind.
Z. E. Jn der Erden ſind Kalch-Steine/ worunter auch der Spath
zu rechnen/ in groſſer Menge/ dieſe nun werden durch das ſo heff-
tige unterirdiſche Feuer zu Aſchen gleichſam/ und zu einem her-
ben ſchwammigten luckeren Weſen verbrennet. Auch ſind daſelb-
ſten ſchweffelhaffte/ ſaure/ mineraliſche und victrioliſche Saltzen/
womit die Erde uͤber die maſſen angefuͤllet/ wann nun dieſe ver-
mittelſt einer groſſen Hitze miteinander vereinigt werden/ warum
ſolte nicht eben ſowohl/ als durch Kunſt/ ein laugenhafftes Saltz
unter der Erden daraus entſtehen koͤnnen?

Ein ziemli-
cher Beweiß
hievon.

Dabey iſt wohl zu bedencken/ daß allenthalben/ wo warme
Baͤder gefunden werden/ ſo mit einem Laugen-Saltz geſchwaͤn-
gert ſind/ daherum auch Sauerbronnen anzutreffen/ und unweit
davon Kupffer-Waſſer/ Schwefel oder Alaun gegraben werden.
NB. 300.
Saueꝛbron-
nen ſind 5.
Meilen umb
das Carls-
bad/ worun-
ter der Ege-
riſche der
beruͤhmte-
ſte iſt.
Es iſt merckwuͤrdig/ daß in einer Weite von 5. Meilen bey dem
Carlsbade mehr dann 300. Sauerbronnen gezehlet werden/ wo-
runter der Egeriſche der beruͤhmteſte iſt. Eine Meile vom Carls-
bad entſpringet im Wald der vortreffliche Saͤuerling/ welchen
die Carlsbader zur Zeit des badens abſonderlich vor ihren ordent-
lichen Tranck gebrauchen/ und Puch-Saͤuerling nennen. Nicht
weit hievon gegen Mittag entſpringet obgedachter maſſen ein an-
derer am Saͤuerlings-Berg. Und hart am Brudler ſelbſt entſprin-
get unten ein anderer gar lauer und gleichſam warmer Saͤuerling.
Saueꝛbron-
nen halten
ſelbſten ein
Laugen-
Saltz in
ſich.
Es iſt wunderbahr/ daß auch ſelbſt in einigen Sauerbronnen/
z. E. in dem Egriſchen und Puch-Saͤuerlingꝛc. ein Laugen-Saltz
anzutreffen/ dann/ ſo man nur einen Vitriol-Geiſt hineintropffen
laͤſſet/ ſo ſpuͤhret man eine Aufwallung/ und die Saͤure des Vi-
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s wird gemildert/ ſo kan auch der Puch-Saͤuerling durch einen

leich-
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[248/0283] Beſchreibung des Fichtelbergs. Miſchet man dann Victriol, oder gemein Koch-Saltz mit lebendigem Kalch/ und kochet ſie miteinander mit Waſſer/ ſo entſtehet ſowohl dem Geſchmack als der Wuͤrckung nach ein laugenhafftes Saltz daraus. Wir werden alſo nicht irren/ wann wir die beſagte Erfah- rungs-Proben auf die Herfuͤrbringung des Laugen-Saltzes unter der Erden appliciren/ indem daſelbſten eben dergleichen Materien/ wodurch ein ſolches Saltz entſtehen kan/ haͤuffig anzutreffen ſind. Z. E. Jn der Erden ſind Kalch-Steine/ worunter auch der Spath zu rechnen/ in groſſer Menge/ dieſe nun werden durch das ſo heff- tige unterirdiſche Feuer zu Aſchen gleichſam/ und zu einem her- ben ſchwammigten luckeren Weſen verbrennet. Auch ſind daſelb- ſten ſchweffelhaffte/ ſaure/ mineraliſche und victrioliſche Saltzen/ womit die Erde uͤber die maſſen angefuͤllet/ wann nun dieſe ver- mittelſt einer groſſen Hitze miteinander vereinigt werden/ warum ſolte nicht eben ſowohl/ als durch Kunſt/ ein laugenhafftes Saltz unter der Erden daraus entſtehen koͤnnen? Dabey iſt wohl zu bedencken/ daß allenthalben/ wo warme Baͤder gefunden werden/ ſo mit einem Laugen-Saltz geſchwaͤn- gert ſind/ daherum auch Sauerbronnen anzutreffen/ und unweit davon Kupffer-Waſſer/ Schwefel oder Alaun gegraben werden. Es iſt merckwuͤrdig/ daß in einer Weite von 5. Meilen bey dem Carlsbade mehr dann 300. Sauerbronnen gezehlet werden/ wo- runter der Egeriſche der beruͤhmteſte iſt. Eine Meile vom Carls- bad entſpringet im Wald der vortreffliche Saͤuerling/ welchen die Carlsbader zur Zeit des badens abſonderlich vor ihren ordent- lichen Tranck gebrauchen/ und Puch-Saͤuerling nennen. Nicht weit hievon gegen Mittag entſpringet obgedachter maſſen ein an- derer am Saͤuerlings-Berg. Und hart am Brudler ſelbſt entſprin- get unten ein anderer gar lauer und gleichſam warmer Saͤuerling. Es iſt wunderbahr/ daß auch ſelbſt in einigen Sauerbronnen/ z. E. in dem Egriſchen und Puch-Saͤuerlingꝛc. ein Laugen-Saltz anzutreffen/ dann/ ſo man nur einen Vitriol-Geiſt hineintropffen laͤſſet/ ſo ſpuͤhret man eine Aufwallung/ und die Saͤure des Vi- triols wird gemildert/ ſo kan auch der Puch-Saͤuerling durch einen leich- NB. 300. Saueꝛbron- nen ſind 5. Meilen umb das Carls- bad/ worun- ter der Ege- riſche der beruͤhmte- ſte iſt. Saueꝛbron- nen halten ſelbſten ein Laugen- Saltz in ſich.

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/283>, abgerufen am 23.11.2024.