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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
Hauß/ 2. 3. biß 4.etc. Bäder anzutreffen/ also daß jede Bad-Gä-
ste ihre besondere Beqvemlichkeit haben können. Die Bäder sind
fast alle viereckicht und haben Bäncke/ darauf die Bade-Gäste sitzen
können/ sie werden alle Tage abgelassen/ und rein gemacht von
dem alten unreinen Wasser/ und frisches eingelassen/ es wäre
dann/ daß einer wegen deß aufbeissens seiner Haut das Wasser ei-
nen Tag oder etliche wolte stehen lassen/ denn in dem Fall beisset
das Wasser die Haut sehr auf/ fürnehmlich/ wann es gar lau-
licht ist. Wann man aber das Wasser jehlings und hauffenweiß
einlässet/ und solches etliche Stunden stehet/ so ziehet sich oben
eine fette Materie zusammen von Kalch/ die eines Menschen-
Kalch-Blü-
the.
Häutlein nicht ungleich siehet. Diese meinete Herr Summer/
käme her von einer des Kalchs und Sandsteins schleimigter Fet-
tigkeit/ dann wann man sie trocknet und zerreibet/ wird sie zu Pul-
ver. Sie möchte wohl flos calcis, d. i. des Kalchs Blüthe heissen.
Es wird aber oben auf dem Wasser mehr solcher Materie gesamm-
let/ jemehr das Wasser auf einmahl eingelassen wird: Weniger
hingegen/ wann das Wasser langsam lauffet/ dann also wird das
Wasser kälter/ und gehet diese Blüthe durch den Broden/ der
in dem Wasser gar viel ist/ hinweg/ und wird von der Lufft zerthei-
let. Wann aber das Wasser geschwinder und auf einmahl ein-
gelassen wird/ so bleibet auch der Broden beysammen/ und wird
auch mehr solcher fetten Materie auf dem Wasser schwimmend
Cautela vor
die Bad-
wirthe.
gesammlet. Und solten hierinn die Wirthe/ so offt nicht wissen/
ob das Wasser mit Salpeter/ Schweffel/ Bergröthe oder der-
gleichen übermenget/ führsichtiger seyn/ aufdaß sie/ wann der
Leib des Patienten getrocknet und warm werden soll/ das Was-
ser nicht mählig die gantze Nacht hindurch einlauffen/ und densel-
ben darinnen baden lassen/ sondern sollens auf einmahl und mit
Gewalt einlassen/ damit es die Nacht über recht kühle werde/
dann also bleiben die Kräfften des Wassers besser beysammen.
Will man aber den Leib nicht austrocknen und hitzig machen/ so
Döpel flies-
set fast über
eitel Kalch-
stein.
soll man das Wasser mählicher einlauffen lassen.

Sonsten ist merckwürdig/ daß die Döpel fast über eitel
Kalchsteine fliesset/ welcher mit Sand bedecket ist/ und wird der-

selbe

Beſchreibung des Fichtelbergs.
Hauß/ 2. 3. biß 4.ꝛc. Baͤder anzutreffen/ alſo daß jede Bad-Gaͤ-
ſte ihre beſondere Beqvemlichkeit haben koͤnnen. Die Baͤder ſind
faſt alle viereckicht und haben Baͤncke/ darauf die Bade-Gaͤſte ſitzen
koͤnnen/ ſie werden alle Tage abgelaſſen/ und rein gemacht von
dem alten unreinen Waſſer/ und friſches eingelaſſen/ es waͤre
dann/ daß einer wegen deß aufbeiſſens ſeiner Haut das Waſſer ei-
nen Tag oder etliche wolte ſtehen laſſen/ denn in dem Fall beiſſet
das Waſſer die Haut ſehr auf/ fuͤrnehmlich/ wann es gar lau-
licht iſt. Wann man aber das Waſſer jehlings und hauffenweiß
einlaͤſſet/ und ſolches etliche Stunden ſtehet/ ſo ziehet ſich oben
eine fette Materie zuſammen von Kalch/ die eines Menſchen-
Kalch-Bluͤ-
the.
Haͤutlein nicht ungleich ſiehet. Dieſe meinete Herr Summer/
kaͤme her von einer des Kalchs und Sandſteins ſchleimigter Fet-
tigkeit/ dann wann man ſie trocknet und zerreibet/ wird ſie zu Pul-
ver. Sie moͤchte wohl flos calcis, d. i. des Kalchs Bluͤthe heiſſen.
Es wird aber oben auf dem Waſſer mehr ſolcher Materie geſamm-
let/ jemehr das Waſſer auf einmahl eingelaſſen wird: Weniger
hingegen/ wann das Waſſer langſam lauffet/ dann alſo wird das
Waſſer kaͤlter/ und gehet dieſe Bluͤthe durch den Broden/ der
in dem Waſſer gar viel iſt/ hinweg/ und wird von der Lufft zerthei-
let. Wann aber das Waſſer geſchwinder und auf einmahl ein-
gelaſſen wird/ ſo bleibet auch der Broden beyſammen/ und wird
auch mehr ſolcher fetten Materie auf dem Waſſer ſchwimmend
Cautela vor
die Bad-
wirthe.
geſammlet. Und ſolten hierinn die Wirthe/ ſo offt nicht wiſſen/
ob das Waſſer mit Salpeter/ Schweffel/ Bergroͤthe oder der-
gleichen uͤbermenget/ fuͤhrſichtiger ſeyn/ aufdaß ſie/ wann der
Leib des Patienten getrocknet und warm werden ſoll/ das Waſ-
ſer nicht maͤhlig die gantze Nacht hindurch einlauffen/ und denſel-
ben darinnen baden laſſen/ ſondern ſollens auf einmahl und mit
Gewalt einlaſſen/ damit es die Nacht uͤber recht kuͤhle werde/
dann alſo bleiben die Kraͤfften des Waſſers beſſer beyſammen.
Will man aber den Leib nicht austrocknen und hitzig machen/ ſo
Doͤpel flieſ-
ſet faſt uͤber
eitel Kalch-
ſtein.
ſoll man das Waſſer maͤhlicher einlauffen laſſen.

Sonſten iſt merckwuͤrdig/ daß die Doͤpel faſt uͤber eitel
Kalchſteine flieſſet/ welcher mit Sand bedecket iſt/ und wird der-

ſelbe
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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/275>, abgerufen am 23.11.2024.