Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung des Fichtelbergs.
ten/) welches nicht heisses/ sondern laulichtes Wasser giebt/ daselbst
hanget an der Erden nach Herrn Summers Meynung weisse Sal-
peter-Materie/ von Dünsten herrührend. Von dannen weiter zu
einer Mühle ist ehedessen ein Eisen-Bergwerck gewesen/ woraus
Herr Summer geschlossen/ daß das Carlsbad auch Eisen führe/
wie dann daselbst viele Gänge mit grüner Farbe und schleimigter
Fettigkeit umbgeben gefunden werden/ welches anzeiget/ daß der
Victriol mit einem fetten Dunst vermischt werde/ dann dieselbe
grünen Gänge und Adern haben eine Krafft mit einer Schärffe
Etwas
merckwürdi-
ges.
etwas fest zusammen zu ziehen. Gegen dem Wasser über/ schreibet
Herr Sommer/ wäre eine Wiese/ warauf ein Platz/ der mit kei-
nem Schnee könne bedecket werden/ obgleich sonsten die gantze
Wiesen voller Schnee liege; Die Ursach dessen schreibet er nicht oh-
ne Grund denen daselbst vielen aufsteigenden Dünsten zu/ welche mit
ihrer Wärme den Schnee auflösen. An demselben Ort/ wachsen
auch gar nicht viel Kräuter/ derer doch sonsten die Wiese voll ist.
Dieser ziemlich grosse Platz wird noch biß diese Stunde die Wiese
genennet/ ungeachtet ein grosses Theil davon wohl mit Häusern/
offenen Kauffläden/ Kunst und Handwercks-Städten/ und beson-
ders zweyen trefflichen Lust-Häusern samt angenehmen Alleen ange-
bauet ist. Dahin gehen die Bade-Gäste hohe und niedrige spa-
zieren/ wie sie dann zu sagen pflegen/ wir wollen eins auf die Wie-
se gehen. Hievon gegen Süden nach dem Felß/ der hart am
Wasser liegt/ ist ein kleines Berglein voller laulichter kleiner Qvel-
len/ die nicht hefftig gleich dem Brudler springen/ sondern mäh-
lich herfür qvellen. Eben dergleichen laue Qvelle ist auch unter
dem Felß. Eben an dem untersten Theil des Felsens wird gar eine
weisse Materie wie Salpeter gesehen/ welche von vielen Dünsten
kommet/ und am Felsen hangt. Es geben auch daselbst die schwar-
tzen Adern und Farben Anzeigung eines Victriolischen Dunstes.
Diese Qvellen haben gar wenig Kalchstein/ aber viel Alcali, haben
auch nicht so viel schweflichter und hitziger Dünsten/ als die an-
dern Qvellen. Hinter dem Felß bey dem Wasser/ da man in ei-
nen Garten hinunter gehet/ sind viel laue Qvellen. Die Qvelle a-
ber bey der Mühle aus dem grossen Felßen qvellend/ giebt gleich de-

nen

Beſchreibung des Fichtelbergs.
ten/) welches nicht heiſſes/ ſondern laulichtes Waſſer giebt/ daſelbſt
hanget an der Erden nach Herrn Summers Meynung weiſſe Sal-
peter-Materie/ von Duͤnſten herruͤhrend. Von dannen weiter zu
einer Muͤhle iſt ehedeſſen ein Eiſen-Bergwerck geweſen/ woraus
Herr Summer geſchloſſen/ daß das Carlsbad auch Eiſen fuͤhre/
wie dann daſelbſt viele Gaͤnge mit gruͤner Farbe und ſchleimigter
Fettigkeit umbgeben gefunden werden/ welches anzeiget/ daß der
Victriol mit einem fetten Dunſt vermiſcht werde/ dann dieſelbe
gruͤnen Gaͤnge und Adern haben eine Krafft mit einer Schaͤrffe
Etwas
meꝛckwuͤꝛdi-
ges.
etwas feſt zuſammen zu ziehen. Gegen dem Waſſer uͤber/ ſchreibet
Herr Sommer/ waͤre eine Wieſe/ warauf ein Platz/ der mit kei-
nem Schnee koͤnne bedecket werden/ obgleich ſonſten die gantze
Wieſen voller Schnee liege; Die Urſach deſſen ſchreibet er nicht oh-
ne Grund denen daſelbſt vielen aufſteigenden Duͤnſten zu/ welche mit
ihrer Waͤrme den Schnee aufloͤſen. An demſelben Ort/ wachſen
auch gar nicht viel Kraͤuter/ derer doch ſonſten die Wieſe voll iſt.
Dieſer ziemlich groſſe Platz wird noch biß dieſe Stunde die Wieſe
genennet/ ungeachtet ein groſſes Theil davon wohl mit Haͤuſern/
offenen Kaufflaͤden/ Kunſt und Handwercks-Staͤdten/ und beſon-
ders zweyen trefflichen Luſt-Haͤuſern ſamt angenehmen Alleen ange-
bauet iſt. Dahin gehen die Bade-Gaͤſte hohe und niedrige ſpa-
zieren/ wie ſie dann zu ſagen pflegen/ wir wollen eins auf die Wie-
ſe gehen. Hievon gegen Suͤden nach dem Felß/ der hart am
Waſſer liegt/ iſt ein kleines Berglein voller laulichter kleiner Qvel-
len/ die nicht hefftig gleich dem Brudler ſpringen/ ſondern maͤh-
lich herfuͤr qvellen. Eben dergleichen laue Qvelle iſt auch unter
dem Felß. Eben an dem unterſten Theil des Felſens wird gar eine
weiſſe Materie wie Salpeter geſehen/ welche von vielen Duͤnſten
kommet/ und am Felſen hangt. Es geben auch daſelbſt die ſchwar-
tzen Adern und Farben Anzeigung eines Victrioliſchen Dunſtes.
Dieſe Qvellen haben gar wenig Kalchſtein/ aber viel Alcali, haben
auch nicht ſo viel ſchweflichter und hitziger Duͤnſten/ als die an-
dern Qvellen. Hinter dem Felß bey dem Waſſer/ da man in ei-
nen Garten hinunter gehet/ ſind viel laue Qvellen. Die Qvelle a-
ber bey der Muͤhle aus dem groſſen Felßen qvellend/ giebt gleich de-

nen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0273" n="238"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung des Fichtelbergs.</hi></fw><lb/>
ten/) welches nicht hei&#x017F;&#x017F;es/ &#x017F;ondern laulichtes Wa&#x017F;&#x017F;er giebt/ da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
hanget an der Erden nach Herrn Summers Meynung wei&#x017F;&#x017F;e Sal-<lb/>
peter-Materie/ von Du&#x0364;n&#x017F;ten herru&#x0364;hrend. Von dannen weiter zu<lb/>
einer Mu&#x0364;hle i&#x017F;t ehede&#x017F;&#x017F;en ein Ei&#x017F;en-Bergwerck gewe&#x017F;en/ woraus<lb/>
Herr Summer ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ daß das Carlsbad auch Ei&#x017F;en fu&#x0364;hre/<lb/>
wie dann da&#x017F;elb&#x017F;t viele Ga&#x0364;nge mit gru&#x0364;ner Farbe und &#x017F;chleimigter<lb/>
Fettigkeit umbgeben gefunden werden/ welches anzeiget/ daß der<lb/><hi rendition="#aq">Victriol</hi> mit einem fetten Dun&#x017F;t vermi&#x017F;cht werde/ dann die&#x017F;elbe<lb/>
gru&#x0364;nen Ga&#x0364;nge und Adern haben eine Krafft mit einer Scha&#x0364;rffe<lb/><note place="left">Etwas<lb/>
me&#xA75B;ckwu&#x0364;&#xA75B;di-<lb/>
ges.</note>etwas fe&#x017F;t zu&#x017F;ammen zu ziehen. Gegen dem Wa&#x017F;&#x017F;er u&#x0364;ber/ &#x017F;chreibet<lb/>
Herr Sommer/ wa&#x0364;re eine Wie&#x017F;e/ warauf ein Platz/ der mit kei-<lb/>
nem Schnee ko&#x0364;nne bedecket werden/ obgleich &#x017F;on&#x017F;ten die gantze<lb/>
Wie&#x017F;en voller Schnee liege; Die Ur&#x017F;ach de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chreibet er nicht oh-<lb/>
ne Grund denen da&#x017F;elb&#x017F;t vielen auf&#x017F;teigenden Du&#x0364;n&#x017F;ten zu/ welche mit<lb/>
ihrer Wa&#x0364;rme den Schnee auflo&#x0364;&#x017F;en. An dem&#x017F;elben Ort/ wach&#x017F;en<lb/>
auch gar nicht viel Kra&#x0364;uter/ derer doch &#x017F;on&#x017F;ten die Wie&#x017F;e voll i&#x017F;t.<lb/>
Die&#x017F;er ziemlich gro&#x017F;&#x017F;e Platz wird noch biß die&#x017F;e Stunde die Wie&#x017F;e<lb/>
genennet/ ungeachtet ein gro&#x017F;&#x017F;es Theil davon wohl mit Ha&#x0364;u&#x017F;ern/<lb/>
offenen Kauffla&#x0364;den/ Kun&#x017F;t und Handwercks-Sta&#x0364;dten/ und be&#x017F;on-<lb/>
ders zweyen trefflichen Lu&#x017F;t-Ha&#x0364;u&#x017F;ern &#x017F;amt angenehmen <hi rendition="#aq">Alle</hi>en ange-<lb/>
bauet i&#x017F;t. Dahin gehen die Bade-Ga&#x0364;&#x017F;te hohe und niedrige &#x017F;pa-<lb/>
zieren/ wie &#x017F;ie dann zu &#x017F;agen pflegen/ wir wollen eins auf die Wie-<lb/>
&#x017F;e gehen. Hievon gegen Su&#x0364;den nach dem Felß/ der hart am<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er liegt/ i&#x017F;t ein kleines Berglein voller laulichter kleiner Qvel-<lb/>
len/ die nicht hefftig gleich dem Brudler &#x017F;pringen/ &#x017F;ondern ma&#x0364;h-<lb/>
lich herfu&#x0364;r qvellen. Eben dergleichen laue Qvelle i&#x017F;t auch unter<lb/>
dem Felß. Eben an dem unter&#x017F;ten Theil des Fel&#x017F;ens wird gar eine<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;e Materie wie Salpeter ge&#x017F;ehen/ welche von vielen Du&#x0364;n&#x017F;ten<lb/>
kommet/ und am Fel&#x017F;en hangt. Es geben auch da&#x017F;elb&#x017F;t die &#x017F;chwar-<lb/>
tzen Adern und Farben Anzeigung eines <hi rendition="#aq">Victrioli</hi>&#x017F;chen Dun&#x017F;tes.<lb/>
Die&#x017F;e Qvellen haben gar wenig Kalch&#x017F;tein/ aber viel <hi rendition="#aq">Alcali,</hi> haben<lb/>
auch nicht &#x017F;o viel &#x017F;chweflichter und hitziger Du&#x0364;n&#x017F;ten/ als die an-<lb/>
dern Qvellen. Hinter dem Felß bey dem Wa&#x017F;&#x017F;er/ da man in ei-<lb/>
nen Garten hinunter gehet/ &#x017F;ind viel laue Qvellen. Die Qvelle a-<lb/>
ber bey der Mu&#x0364;hle aus dem gro&#x017F;&#x017F;en Felßen qvellend/ giebt gleich de-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0273] Beſchreibung des Fichtelbergs. ten/) welches nicht heiſſes/ ſondern laulichtes Waſſer giebt/ daſelbſt hanget an der Erden nach Herrn Summers Meynung weiſſe Sal- peter-Materie/ von Duͤnſten herruͤhrend. Von dannen weiter zu einer Muͤhle iſt ehedeſſen ein Eiſen-Bergwerck geweſen/ woraus Herr Summer geſchloſſen/ daß das Carlsbad auch Eiſen fuͤhre/ wie dann daſelbſt viele Gaͤnge mit gruͤner Farbe und ſchleimigter Fettigkeit umbgeben gefunden werden/ welches anzeiget/ daß der Victriol mit einem fetten Dunſt vermiſcht werde/ dann dieſelbe gruͤnen Gaͤnge und Adern haben eine Krafft mit einer Schaͤrffe etwas feſt zuſammen zu ziehen. Gegen dem Waſſer uͤber/ ſchreibet Herr Sommer/ waͤre eine Wieſe/ warauf ein Platz/ der mit kei- nem Schnee koͤnne bedecket werden/ obgleich ſonſten die gantze Wieſen voller Schnee liege; Die Urſach deſſen ſchreibet er nicht oh- ne Grund denen daſelbſt vielen aufſteigenden Duͤnſten zu/ welche mit ihrer Waͤrme den Schnee aufloͤſen. An demſelben Ort/ wachſen auch gar nicht viel Kraͤuter/ derer doch ſonſten die Wieſe voll iſt. Dieſer ziemlich groſſe Platz wird noch biß dieſe Stunde die Wieſe genennet/ ungeachtet ein groſſes Theil davon wohl mit Haͤuſern/ offenen Kaufflaͤden/ Kunſt und Handwercks-Staͤdten/ und beſon- ders zweyen trefflichen Luſt-Haͤuſern ſamt angenehmen Alleen ange- bauet iſt. Dahin gehen die Bade-Gaͤſte hohe und niedrige ſpa- zieren/ wie ſie dann zu ſagen pflegen/ wir wollen eins auf die Wie- ſe gehen. Hievon gegen Suͤden nach dem Felß/ der hart am Waſſer liegt/ iſt ein kleines Berglein voller laulichter kleiner Qvel- len/ die nicht hefftig gleich dem Brudler ſpringen/ ſondern maͤh- lich herfuͤr qvellen. Eben dergleichen laue Qvelle iſt auch unter dem Felß. Eben an dem unterſten Theil des Felſens wird gar eine weiſſe Materie wie Salpeter geſehen/ welche von vielen Duͤnſten kommet/ und am Felſen hangt. Es geben auch daſelbſt die ſchwar- tzen Adern und Farben Anzeigung eines Victrioliſchen Dunſtes. Dieſe Qvellen haben gar wenig Kalchſtein/ aber viel Alcali, haben auch nicht ſo viel ſchweflichter und hitziger Duͤnſten/ als die an- dern Qvellen. Hinter dem Felß bey dem Waſſer/ da man in ei- nen Garten hinunter gehet/ ſind viel laue Qvellen. Die Qvelle a- ber bey der Muͤhle aus dem groſſen Felßen qvellend/ giebt gleich de- nen Etwas meꝛckwuͤꝛdi- ges.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/273
Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/273>, abgerufen am 23.11.2024.