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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
Was ferner
bey dem
Earlsbad zu
observiren?

Jn denen Rinnen/ wodurch das Wasser in die Bürger-Häuser
geführet wird/ wächset viel Kalchstein/ der an einem Ort dicker und
härter/ an dem andern weicher und rörichter ist/ wie ein Sandstein/
jetzt gelblicht/ bald röthlich/ oder mit andern Farben/ dann je nä-
her das Wasser dem Brudler/ je härter und röthlichter ist der
Kalchstein: Je weiter aber das Wasser vom Brudel/ je weicher und
gelblichter der Stein ist/ nicht ungleich dem Sand- und Marmel-
stein. Das Wasser aber/ so dem Brudler am allernächsten/ setzt
einen gar harten und rothen Stein von wegen der grossen Hitze/ und
der zehen fetten Materie/ so sie rubricam oder Bergröthe nennen/
welche durch den Broden noch nicht vom Wasser geschieden.

Aber welches Wasser von dem Brudel fern fleusset/ hat nicht
so viel Hitze und schleimigte Materie oder Fettigkeit/ indem sie
vom Broden zertheilet worden. Daher denn auch der Stein
mehr sandiger/ luckerer/ und nicht so roth ist/ weil die grosse Hi-
tze das Wasser verlassen hat. Es setzet auch mehr Steins/ wann
grosse Absonderung der Materie im Wasser geschiehet. Solches
erfahren gar wohl die Bürger/ die das Wasser durch lange Rin-
nen in ihre Häuser führen müssen/ dann sie öffters denselben
Stein mit Gewalt von denen Rinnen abhauen/ und da solches
nicht geschehe/ würden die Rinnen gar zuwachsen/ daß das Was-
ser darinnen nicht fliessen könte. Weniger Stein wächset an de-
nen Rinnen/ wo das Wasser heisser fleußt/ dieweil alsdann
nicht so grosse Zertheilung der Materien geschiehet/ und auch das
Wasser noch nicht so viel Dünste und Broden von sich gelassen.
Aber die schleimigte grüne Materie/ welche von des Wassers mäh-
lichem zuflüssen herkommet/ hänget bißweiln an denen Rinnen/
auch in denen Bädern an denen Wänden/ und scheinet aus schlei-
migtem Bolo mit Victriol vermischt gewachsen zu seyn/ dann sie
wird zuletzt gar schwartz/ welches nach Herrn D. Summers Mey-
nung nicht seyn könte/ wo nicht etwas von Victriol und Berg-
röthe/ daraus man Eisen machet/ in derselben schleimigten Fettig-
keit verborgen läge. Uber das/ so wird auch aussen an denen Rin-
nen anklebend gesehen eine weisse Materie/ deren Geschmack an-
zeigen solle/ daß es Salpeter und Alaun sey. Jedoch habe NB.

der
Beſchreibung des Fichtelbergs.
Was ferner
bey dem
Eaꝛlsbad zu
obſerviren?

Jn denen Rinnen/ wodurch das Waſſer in die Buͤrger-Haͤuſer
gefuͤhret wird/ waͤchſet viel Kalchſtein/ der an einem Ort dicker und
haͤrter/ an dem andern weicher und roͤrichter iſt/ wie ein Sandſtein/
jetzt gelblicht/ bald roͤthlich/ oder mit andern Farben/ dann je naͤ-
her das Waſſer dem Brudler/ je haͤrter und roͤthlichter iſt der
Kalchſtein: Je weiter aber das Waſſer vom Brudel/ je weicher und
gelblichter der Stein iſt/ nicht ungleich dem Sand- und Marmel-
ſtein. Das Waſſer aber/ ſo dem Brudler am allernaͤchſten/ ſetzt
einen gar harten und rothen Stein von wegen der groſſen Hitze/ und
der zehen fetten Materie/ ſo ſie rubricam oder Bergroͤthe nennen/
welche durch den Broden noch nicht vom Waſſer geſchieden.

Aber welches Waſſer von dem Brudel fern fleuſſet/ hat nicht
ſo viel Hitze und ſchleimigte Materie oder Fettigkeit/ indem ſie
vom Broden zertheilet worden. Daher denn auch der Stein
mehr ſandiger/ luckerer/ und nicht ſo roth iſt/ weil die groſſe Hi-
tze das Waſſer verlaſſen hat. Es ſetzet auch mehr Steins/ wann
groſſe Abſonderung der Materie im Waſſer geſchiehet. Solches
erfahren gar wohl die Buͤrger/ die das Waſſer durch lange Rin-
nen in ihre Haͤuſer fuͤhren muͤſſen/ dann ſie oͤffters denſelben
Stein mit Gewalt von denen Rinnen abhauen/ und da ſolches
nicht geſchehe/ wuͤrden die Rinnen gar zuwachſen/ daß das Waſ-
ſer darinnen nicht flieſſen koͤnte. Weniger Stein waͤchſet an de-
nen Rinnen/ wo das Waſſer heiſſer fleußt/ dieweil alsdann
nicht ſo groſſe Zertheilung der Materien geſchiehet/ und auch das
Waſſer noch nicht ſo viel Duͤnſte und Broden von ſich gelaſſen.
Aber die ſchleimigte gruͤne Materie/ welche von des Waſſers maͤh-
lichem zufluͤſſen herkommet/ haͤnget bißweiln an denen Rinnen/
auch in denen Baͤdern an denen Waͤnden/ und ſcheinet aus ſchlei-
migtem Bolo mit Victriol vermiſcht gewachſen zu ſeyn/ dann ſie
wird zuletzt gar ſchwartz/ welches nach Herrn D. Summers Mey-
nung nicht ſeyn koͤnte/ wo nicht etwas von Victriol und Berg-
roͤthe/ daraus man Eiſen machet/ in derſelben ſchleimigten Fettig-
keit verborgen laͤge. Uber das/ ſo wird auch auſſen an denen Rin-
nen anklebend geſehen eine weiſſe Materie/ deren Geſchmack an-
zeigen ſolle/ daß es Salpeter und Alaun ſey. Jedoch habe NB.

der
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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/271>, abgerufen am 23.11.2024.