Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. So weit das Sonnen-Rad mit Strahlen umb sich greiffet/ Und durch vergnügte Wärm erhält dieß weite Rund/ So viel entlegne Ort die Feuers-Flamm bestreiffet/ Und was verborgen liegt im Abgrundtieffen Grund. Es weiß von deinem Ruhm der herrlichen Metallen Fast eine jede Cron/ und wo ein Scepter blinckt: Bedencke aber dieß/ daß dieser könne fallen/ Wie offt ein hoher Thurm in eine Tieffe sinckt. Wann du dem Guckuck gleich verachtest diese Gnade/ Und reichest deinem GOtt vor hohen Danck Gestanck/ Wie solches manche Stadt erfuhr mit ihrem Schade/ Die zwar viel guts empfing/ gab aber wenig Danck. Sie liegt in ihrem Blut/ und mag nicht recht beklagen Die Staats-Veränderung und gantz verlohrnen Pracht. Wie/ wann auch träffen dich dergleichen Klag und Plagen? Der Himmel wende es durch seine grosse Macht! So spiegle spiegle dich an frembder Städt Exempel/ Laß frembdes Unglück dir dein Glück und Wohlfarth seyn. Schenck GOtt und seinem Wort dein Hertz zu einem Tempel/ Soll anderst Land und Hand befreyet seyn von Pein. Zuletzt kommt doch die Zeit/ da Himmel und die Erde Wird in dem Augenblick zu kleinen Trümmern gehn. Da alles/ was gemacht mit einem Wort: es werde/ Wird mit Verwunderung in vollen Flammen stehn. Daß aber dieses End nun allgemach sey kommen/ Und uns den Untergang mit Schrecken drohe an: Wird von dem Alterthum der Erden abgenommen/ Als welche nicht wie vor so gütlich handeln kan. Ja dieß beweisen gar die blancken Himmels-Lichter/ Die ihren hellen Glantz mit Unmuth ziehen ein: Die groben Sünden sind auch unsre scharffe Richter/ Und was dergleichen Marck- und Merckmahl mögen seyn. Doch F f 3
Beſchreibung des Fichtelbergs. So weit das Sonnen-Rad mit Strahlen umb ſich greiffet/ Und durch vergnuͤgte Waͤrm erhaͤlt dieß weite Rund/ So viel entlegne Ort die Feuers-Flamm beſtreiffet/ Und was verborgen liegt im Abgrundtieffen Grund. Es weiß von deinem Ruhm der herrlichen Metallen Faſt eine jede Cron/ und wo ein Scepter blinckt: Bedencke aber dieß/ daß dieſer koͤnne fallen/ Wie offt ein hoher Thurm in eine Tieffe ſinckt. Wann du dem Guckuck gleich verachteſt dieſe Gnade/ Und reicheſt deinem GOtt vor hohen Danck Geſtanck/ Wie ſolches manche Stadt erfuhr mit ihrem Schade/ Die zwar viel guts empfing/ gab aber wenig Danck. Sie liegt in ihrem Blut/ und mag nicht recht beklagen Die Staats-Veraͤnderung und gantz verlohrnen Pracht. Wie/ wann auch traͤffen dich dergleichen Klag und Plagen? Der Himmel wende es durch ſeine groſſe Macht! So ſpiegle ſpiegle dich an frembder Staͤdt Exempel/ Laß frembdes Ungluͤck dir dein Gluͤck und Wohlfarth ſeyn. Schenck GOtt und ſeinem Wort dein Hertz zu einem Tempel/ Soll anderſt Land und Hand befreyet ſeyn von Pein. Zuletzt kommt doch die Zeit/ da Himmel und die Erde Wird in dem Augenblick zu kleinen Truͤmmern gehn. Da alles/ was gemacht mit einem Wort: es werde/ Wird mit Verwunderung in vollen Flammen ſtehn. Daß aber dieſes End nun allgemach ſey kommen/ Und uns den Untergang mit Schrecken drohe an: Wird von dem Alterthum der Erden abgenommen/ Als welche nicht wie vor ſo guͤtlich handeln kan. Ja dieß beweiſen gar die blancken Himmels-Lichter/ Die ihren hellen Glantz mit Unmuth ziehen ein: Die groben Suͤnden ſind auch unſre ſcharffe Richter/ Und was dergleichen Marck- und Merckmahl moͤgen ſeyn. Doch F f 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0264" n="229"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Beſchreibung des Fichtelbergs.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <l>So weit das Sonnen-Rad mit Strahlen umb ſich greiffet/</l><lb/> <l>Und durch vergnuͤgte Waͤrm erhaͤlt dieß weite Rund/</l><lb/> <l>So viel entlegne Ort die Feuers-Flamm beſtreiffet/</l><lb/> <l>Und was verborgen liegt im Abgrundtieffen Grund.</l><lb/> <l>Es weiß von deinem Ruhm der herrlichen Metallen</l><lb/> <l>Faſt eine jede Cron/ und wo ein Scepter blinckt:</l><lb/> <l>Bedencke aber dieß/ daß dieſer koͤnne fallen/</l><lb/> <l>Wie offt ein hoher Thurm in eine Tieffe ſinckt.</l><lb/> <l>Wann du dem Guckuck gleich verachteſt dieſe Gnade/</l><lb/> <l>Und reicheſt deinem GOtt vor hohen Danck Geſtanck/</l><lb/> <l>Wie ſolches manche Stadt erfuhr mit ihrem Schade/</l><lb/> <l>Die zwar viel guts empfing/ gab aber wenig Danck.</l><lb/> <l>Sie liegt in ihrem Blut/ und mag nicht recht beklagen</l><lb/> <l>Die Staats-Veraͤnderung und gantz verlohrnen Pracht.</l><lb/> <l>Wie/ wann auch traͤffen dich dergleichen Klag und Plagen?</l><lb/> <l>Der Himmel wende es durch ſeine groſſe Macht!</l><lb/> <l>So ſpiegle ſpiegle dich an frembder Staͤdt Exempel/</l><lb/> <l>Laß frembdes Ungluͤck dir dein Gluͤck und Wohlfarth ſeyn.</l><lb/> <l>Schenck GOtt und ſeinem Wort dein Hertz zu einem Tempel/</l><lb/> <l>Soll anderſt Land und Hand befreyet ſeyn von Pein.</l><lb/> <l>Zuletzt kommt doch die Zeit/ da Himmel und die Erde</l><lb/> <l>Wird in dem Augenblick zu kleinen Truͤmmern gehn.</l><lb/> <l>Da alles/ was gemacht mit einem Wort: <hi rendition="#fr">es werde</hi>/</l><lb/> <l>Wird mit Verwunderung in vollen Flammen ſtehn.</l><lb/> <l>Daß aber dieſes End nun allgemach ſey kommen/</l><lb/> <l>Und uns den Untergang mit Schrecken drohe an:</l><lb/> <l>Wird von dem Alterthum der Erden abgenommen/</l><lb/> <l>Als welche nicht wie vor ſo guͤtlich handeln kan.</l><lb/> <l>Ja dieß beweiſen gar die blancken Himmels-Lichter/</l><lb/> <l>Die ihren hellen Glantz mit Unmuth ziehen ein:</l><lb/> <l>Die groben Suͤnden ſind auch unſre ſcharffe Richter/</l><lb/> <l>Und was dergleichen Marck- und Merckmahl moͤgen ſeyn.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">F f 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">Doch</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [229/0264]
Beſchreibung des Fichtelbergs.
So weit das Sonnen-Rad mit Strahlen umb ſich greiffet/
Und durch vergnuͤgte Waͤrm erhaͤlt dieß weite Rund/
So viel entlegne Ort die Feuers-Flamm beſtreiffet/
Und was verborgen liegt im Abgrundtieffen Grund.
Es weiß von deinem Ruhm der herrlichen Metallen
Faſt eine jede Cron/ und wo ein Scepter blinckt:
Bedencke aber dieß/ daß dieſer koͤnne fallen/
Wie offt ein hoher Thurm in eine Tieffe ſinckt.
Wann du dem Guckuck gleich verachteſt dieſe Gnade/
Und reicheſt deinem GOtt vor hohen Danck Geſtanck/
Wie ſolches manche Stadt erfuhr mit ihrem Schade/
Die zwar viel guts empfing/ gab aber wenig Danck.
Sie liegt in ihrem Blut/ und mag nicht recht beklagen
Die Staats-Veraͤnderung und gantz verlohrnen Pracht.
Wie/ wann auch traͤffen dich dergleichen Klag und Plagen?
Der Himmel wende es durch ſeine groſſe Macht!
So ſpiegle ſpiegle dich an frembder Staͤdt Exempel/
Laß frembdes Ungluͤck dir dein Gluͤck und Wohlfarth ſeyn.
Schenck GOtt und ſeinem Wort dein Hertz zu einem Tempel/
Soll anderſt Land und Hand befreyet ſeyn von Pein.
Zuletzt kommt doch die Zeit/ da Himmel und die Erde
Wird in dem Augenblick zu kleinen Truͤmmern gehn.
Da alles/ was gemacht mit einem Wort: es werde/
Wird mit Verwunderung in vollen Flammen ſtehn.
Daß aber dieſes End nun allgemach ſey kommen/
Und uns den Untergang mit Schrecken drohe an:
Wird von dem Alterthum der Erden abgenommen/
Als welche nicht wie vor ſo guͤtlich handeln kan.
Ja dieß beweiſen gar die blancken Himmels-Lichter/
Die ihren hellen Glantz mit Unmuth ziehen ein:
Die groben Suͤnden ſind auch unſre ſcharffe Richter/
Und was dergleichen Marck- und Merckmahl moͤgen ſeyn.
Doch
F f 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |