Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. Ja er wird offtermahls in einem Jahr beglücket/ Und mit Verwunderung in Croesus Standt gebracht/ Da ihn und seine Höhl die Armuth vor zerstücket/ Daß ihn vor der Natur der Mangel todt gemacht. So ist des Himmels Gnad ja alles zuzuschreiben/ Als welche hohe Berg und Hügel auch regiert/ Nicht anderst wie sie pflegt die Zeichen umbzutreiben/ Mit deren zwölffen ist das blaue Zelt geziert. Der gräbet mühsam aus die tieffen Bronnen-Qvellen/ Behauet das Metall/ reist ab die harten Stein: Der will auch seinen Fleiß zu jenes Schweiß gesellen/ Und ja mit Schanden nicht ein Müßiggänger seyn. Er sendet das Geschirr/ den Eimer in die Höhlen/ Und zieht es in die Höh mit einem festen Seil/ Wozu man starcke Leut vor andern muß erwählen/ Und dieses wird verricht nicht ohne Mord-Geheul. Dann steht die Sache wohl/ so wird auch eins gedudelt/ Damit der junge Bursch der Gret gefallen will: Ob gleich zuvor die Noth und Todt auf sie gestrudelt/ Und ihren frechen Mund die Furcht hieß schweigen still. Nun diese Arbeit pflegt die harten Leut zu treiben/ Die fast mit einem Wort zur Müh gebohren sind; Weil GOtt wolt dieß Geboth in ihre Seele schreiben: Mit Schwitzen iß dein Brod/ du Sünden-Menschen-Kind! Ach aber wolte GOtt! daß wir auch würden klüger/ Ach daß auch unser Sinn wär also angesteifft! Ach daß doch unsre Lieb liebt der Propheten Bücher/ Die sonsten nach der Welt Vergänglichkeiten greifft! Ach daß wir lerneten den GOtt beliebten Willen/ Der uns hie/ der uns dort auf ewig seelig macht! Es kan dieß Himmels-Ertz den Seelen-Hunger stillen/ Wann sie der Mangel hat in herbe Noth gebracht. Das
Beſchreibung des Fichtelbergs. Ja er wird offtermahls in einem Jahr begluͤcket/ Und mit Verwunderung in Crœſus Standt gebracht/ Da ihn und ſeine Hoͤhl die Armuth vor zerſtuͤcket/ Daß ihn vor der Natur der Mangel todt gemacht. So iſt des Himmels Gnad ja alles zuzuſchreiben/ Als welche hohe Berg und Huͤgel auch regiert/ Nicht anderſt wie ſie pflegt die Zeichen umbzutreiben/ Mit deren zwoͤlffen iſt das blaue Zelt geziert. Der graͤbet muͤhſam aus die tieffen Bronnen-Qvellen/ Behauet das Metall/ reiſt ab die harten Stein: Der will auch ſeinen Fleiß zu jenes Schweiß geſellen/ Und ja mit Schanden nicht ein Muͤßiggaͤnger ſeyn. Er ſendet das Geſchirr/ den Eimer in die Hoͤhlen/ Und zieht es in die Hoͤh mit einem feſten Seil/ Wozu man ſtarcke Leut vor andern muß erwaͤhlen/ Und dieſes wird verricht nicht ohne Mord-Geheul. Dann ſteht die Sache wohl/ ſo wird auch eins gedudelt/ Damit der junge Burſch der Gret gefallen will: Ob gleich zuvor die Noth und Todt auf ſie geſtrudelt/ Und ihren frechen Mund die Furcht hieß ſchweigen ſtill. Nun dieſe Arbeit pflegt die harten Leut zu treiben/ Die faſt mit einem Wort zur Muͤh gebohren ſind; Weil GOtt wolt dieß Geboth in ihre Seele ſchreiben: Mit Schwitzen iß dein Brod/ du Suͤnden-Menſchen-Kind! Ach aber wolte GOtt! daß wir auch wuͤrden kluͤger/ Ach daß auch unſer Sinn waͤr alſo angeſteifft! Ach daß doch unſre Lieb liebt der Propheten Buͤcher/ Die ſonſten nach der Welt Vergaͤnglichkeiten greifft! Ach daß wir lerneten den GOtt beliebten Willen/ Der uns hie/ der uns dort auf ewig ſeelig macht! Es kan dieß Himmels-Ertz den Seelen-Hunger ſtillen/ Wann ſie der Mangel hat in herbe Noth gebracht. Das
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Beſchreibung des Fichtelbergs.
Ja er wird offtermahls in einem Jahr begluͤcket/
Und mit Verwunderung in Crœſus Standt gebracht/
Da ihn und ſeine Hoͤhl die Armuth vor zerſtuͤcket/
Daß ihn vor der Natur der Mangel todt gemacht.
So iſt des Himmels Gnad ja alles zuzuſchreiben/
Als welche hohe Berg und Huͤgel auch regiert/
Nicht anderſt wie ſie pflegt die Zeichen umbzutreiben/
Mit deren zwoͤlffen iſt das blaue Zelt geziert.
Der graͤbet muͤhſam aus die tieffen Bronnen-Qvellen/
Behauet das Metall/ reiſt ab die harten Stein:
Der will auch ſeinen Fleiß zu jenes Schweiß geſellen/
Und ja mit Schanden nicht ein Muͤßiggaͤnger ſeyn.
Er ſendet das Geſchirr/ den Eimer in die Hoͤhlen/
Und zieht es in die Hoͤh mit einem feſten Seil/
Wozu man ſtarcke Leut vor andern muß erwaͤhlen/
Und dieſes wird verricht nicht ohne Mord-Geheul.
Dann ſteht die Sache wohl/ ſo wird auch eins gedudelt/
Damit der junge Burſch der Gret gefallen will:
Ob gleich zuvor die Noth und Todt auf ſie geſtrudelt/
Und ihren frechen Mund die Furcht hieß ſchweigen ſtill.
Nun dieſe Arbeit pflegt die harten Leut zu treiben/
Die faſt mit einem Wort zur Muͤh gebohren ſind;
Weil GOtt wolt dieß Geboth in ihre Seele ſchreiben:
Mit Schwitzen iß dein Brod/ du Suͤnden-Menſchen-Kind!
Ach aber wolte GOtt! daß wir auch wuͤrden kluͤger/
Ach daß auch unſer Sinn waͤr alſo angeſteifft!
Ach daß doch unſre Lieb liebt der Propheten Buͤcher/
Die ſonſten nach der Welt Vergaͤnglichkeiten greifft!
Ach daß wir lerneten den GOtt beliebten Willen/
Der uns hie/ der uns dort auf ewig ſeelig macht!
Es kan dieß Himmels-Ertz den Seelen-Hunger ſtillen/
Wann ſie der Mangel hat in herbe Noth gebracht.
Das
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