Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. Gaben ihnen offenbahr geholffen wird/ nehmlich die Sonne/ dasFeuer und den Mond; die übrigen haben sie nicht einmahl nen- nen hören: wobey aber gleichwohl wieder zu erinnern/ daß sie durch diese schöne Geschöpffe nicht ihre Cörper/ sondern die unsicht- bare Krafft und Gottheit in ihnen und also den Schöpffer selbsten nach der alten Parser Art werden verehret und gepriesen haben. JaTaciti wei- teres Zeug- nüß. daß die Teutsche auch noch zu Taciti Zeiten eine alte Religion müssen gehabt haben/ geben seine Worte de Mor. Germ. c. 10. zu erkennen/ da er spricht: Germani nec cohibere parietibus Deos, neque in ullam hu- mani oris speciem assimilare magnitudine Coelestium arbitrantur: Welche Worte mit denen/ so in der Apostel Gesch. C. 17, v. 24, 25. Rom. 1. v. 23. zu finden/ in etwas überein kommen/ weil nehmlich unsere alte Teutsche GOTT in Tempeln mit Menschen Hän- den gemachet/ eingesperret/ dabey aber sich an GOtt versündiget/ weil sie die Göttliche Eigenschafften unter menschlichen Figuren vorgestellet. Was aber einige Seulen und Statuen belanget/ als da istJrmenseul und derglei- chen Statue. die berühmte Jrmenseul in Sachsen/etc. so ist die Sache noch in gros- sem Zweiffel/ ob solche nicht vielmehr zu einem Ehren-Gedächt- nüß ihrer berühmten Leute/ z. e. deß Teutschen Heermanns/ der die Römer geschlagen/ als zu Göttlicher Verehrung/ aufge-Waren viel- leicht nur Ehren-Ge- dächtnüße ihrer Helden. richtet worden. Und vielleicht ist dieses auch dahin zu referiren/ wann der Tacitus fortfähret: Lucos ergo illis (Diis scil.) ac nemo- ra consecrant, Deorumque nominibus appellant: daß sie nehmlich ih- ren berühmten Helden gewisse Wälder/ und Häyne zugeeignet/ und sie mit ihren Nahmen beleget; gleichwie die Chineser und die Römische Kirche ihren wohlverdienten Leuten Grabmähler aufrich- ten/ und die Kirchen zu ihrem Gedächtnüß mit ihren Nahmen belegen lassen/ wie ja aller Orten bekant ist. Weil nun also unsere alte Teutsche/ und besonders die Norgauere keine Götter mit Menschen-Händen gemachet/ noch auch dazu gehörige Tem- pel hatten/ sondern in ihren Wildnüßen allenthalben GOtt nachHatten kei- ne Priester/ waren ihne auch keine nöthig. Iulii Caesa- seinen Eigenschafften verehrten/ wie wir oben dargethan/ also hatten sie auch folglich keiner besondern Priester vonnöthen/ wel- che denen Tempeln vorstunden/ wie hievon auch Jul. Caes. Libr. 6. de Bell. gall. Erwehnung thut/ da er spricht: die Teutschen haben eine
Beſchreibung des Fichtelbergs. Gaben ihnen offenbahr geholffen wird/ nehmlich die Sonne/ dasFeuer und den Mond; die uͤbrigen haben ſie nicht einmahl nen- nen hoͤren: wobey aber gleichwohl wieder zu erinnern/ daß ſie durch dieſe ſchoͤne Geſchoͤpffe nicht ihre Coͤrper/ ſondern die unſicht- bare Krafft und Gottheit in ihnen und alſo den Schoͤpffer ſelbſten nach der alten Parſer Art werden verehret und geprieſen haben. JaTaciti wei- teres Zeug- nuͤß. daß die Teutſche auch noch zu Taciti Zeiten eine alte Religion muͤſſen gehabt haben/ geben ſeine Worte de Mor. Germ. c. 10. zu erkennen/ da er ſpricht: Germani nec cohibere parietibus Deos, neque in ullam hu- mani oris ſpeciem aſſimilare magnitudine Cœleſtium arbitrantur: Welche Worte mit denen/ ſo in der Apoſtel Geſch. C. 17, v. 24, 25. Rom. 1. v. 23. zu finden/ in etwas uͤberein kommen/ weil nehmlich unſere alte Teutſche GOTT in Tempeln mit Menſchen Haͤn- den gemachet/ eingeſperret/ dabey aber ſich an GOtt verſuͤndiget/ weil ſie die Goͤttliche Eigenſchafften unter menſchlichen Figuren vorgeſtellet. Was aber einige Seulen und Statuen belanget/ als da iſtJrmenſeul und derglei- chen Statuē. die beruͤhmte Jrmenſeul in Sachſen/ꝛc. ſo iſt die Sache noch in groſ- ſem Zweiffel/ ob ſolche nicht vielmehr zu einem Ehren-Gedaͤcht- nuͤß ihrer beruͤhmten Leute/ z. e. deß Teutſchen Heermanns/ der die Roͤmer geſchlagen/ als zu Goͤttlicher Verehrung/ aufge-Waren viel- leicht nur Ehren-Ge- daͤchtnuͤße ihꝛeꝛ Helden. richtet worden. Und vielleicht iſt dieſes auch dahin zu referiren/ wann der Tacitus fortfaͤhret: Lucos ergo illis (Diis ſcil.) ac nemo- ra conſecrant, Deorumque nominibus appellant: daß ſie nehmlich ih- ren beruͤhmten Helden gewiſſe Waͤlder/ und Haͤyne zugeeignet/ und ſie mit ihren Nahmen beleget; gleichwie die Chineſer und die Roͤmiſche Kirche ihren wohlverdienten Leuten Grabmaͤhler aufrich- ten/ und die Kirchen zu ihrem Gedaͤchtnuͤß mit ihren Nahmen belegen laſſen/ wie ja aller Orten bekant iſt. Weil nun alſo unſere alte Teutſche/ und beſonders die Norgauere keine Goͤtter mit Menſchen-Haͤnden gemachet/ noch auch dazu gehoͤrige Tem- pel hatten/ ſondern in ihren Wildnuͤßen allenthalben GOtt nachHatten kei- ne Prieſter/ waren ihnē auch keine noͤthig. Iulii Cæſa- ſeinen Eigenſchafften verehrten/ wie wir oben dargethan/ alſo hatten ſie auch folglich keiner beſondern Prieſter vonnoͤthen/ wel- che denen Tempeln vorſtunden/ wie hievon auch Jul. Cæſ. Libr. 6. de Bell. gall. Erwehnung thut/ da er ſpricht: die Teutſchen haben eine
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Beſchreibung des Fichtelbergs.
Gaben ihnen offenbahr geholffen wird/ nehmlich die Sonne/ das
Feuer und den Mond; die uͤbrigen haben ſie nicht einmahl nen-
nen hoͤren: wobey aber gleichwohl wieder zu erinnern/ daß ſie
durch dieſe ſchoͤne Geſchoͤpffe nicht ihre Coͤrper/ ſondern die unſicht-
bare Krafft und Gottheit in ihnen und alſo den Schoͤpffer ſelbſten
nach der alten Parſer Art werden verehret und geprieſen haben. Ja
daß die Teutſche auch noch zu Taciti Zeiten eine alte Religion muͤſſen
gehabt haben/ geben ſeine Worte de Mor. Germ. c. 10. zu erkennen/ da
er ſpricht: Germani nec cohibere parietibus Deos, neque in ullam hu-
mani oris ſpeciem aſſimilare magnitudine Cœleſtium arbitrantur:
Welche Worte mit denen/ ſo in der Apoſtel Geſch. C. 17, v. 24, 25.
Rom. 1. v. 23. zu finden/ in etwas uͤberein kommen/ weil nehmlich
unſere alte Teutſche GOTT in Tempeln mit Menſchen Haͤn-
den gemachet/ eingeſperret/ dabey aber ſich an GOtt verſuͤndiget/
weil ſie die Goͤttliche Eigenſchafften unter menſchlichen Figuren
vorgeſtellet. Was aber einige Seulen und Statuen belanget/ als da iſt
die beruͤhmte Jrmenſeul in Sachſen/ꝛc. ſo iſt die Sache noch in groſ-
ſem Zweiffel/ ob ſolche nicht vielmehr zu einem Ehren-Gedaͤcht-
nuͤß ihrer beruͤhmten Leute/ z. e. deß Teutſchen Heermanns/ der
die Roͤmer geſchlagen/ als zu Goͤttlicher Verehrung/ aufge-
richtet worden. Und vielleicht iſt dieſes auch dahin zu referiren/
wann der Tacitus fortfaͤhret: Lucos ergo illis (Diis ſcil.) ac nemo-
ra conſecrant, Deorumque nominibus appellant: daß ſie nehmlich ih-
ren beruͤhmten Helden gewiſſe Waͤlder/ und Haͤyne zugeeignet/
und ſie mit ihren Nahmen beleget; gleichwie die Chineſer und die
Roͤmiſche Kirche ihren wohlverdienten Leuten Grabmaͤhler aufrich-
ten/ und die Kirchen zu ihrem Gedaͤchtnuͤß mit ihren Nahmen
belegen laſſen/ wie ja aller Orten bekant iſt. Weil nun alſo
unſere alte Teutſche/ und beſonders die Norgauere keine Goͤtter
mit Menſchen-Haͤnden gemachet/ noch auch dazu gehoͤrige Tem-
pel hatten/ ſondern in ihren Wildnuͤßen allenthalben GOtt nach
ſeinen Eigenſchafften verehrten/ wie wir oben dargethan/ alſo
hatten ſie auch folglich keiner beſondern Prieſter vonnoͤthen/ wel-
che denen Tempeln vorſtunden/ wie hievon auch Jul. Cæſ. Libr. 6.
de Bell. gall. Erwehnung thut/ da er ſpricht: die Teutſchen haben
eine
Taciti wei-
teres Zeug-
nuͤß.
Jrmenſeul
und derglei-
chen Statuē.
Waren viel-
leicht nur
Ehren-Ge-
daͤchtnuͤße
ihꝛeꝛ Helden.
Hatten kei-
ne Prieſter/
waren ihnē
auch keine
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