Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung des Fichtelbergs.
wir in grosser Menge die allergrösten Wald-Hirschen an/ wo-
raus abzunehmen/ daß an kleinern und jüngern Wild desto weni-
ger ein Mangel vorhanden: Auch seynd die wilden Schweine in
grosser Anzahl/ und offt von ungemeiner Leibes-Grösse/ zuweiln
von so gepüchter Haut anzutreffen/ daß nicht wohl eine Kugel in
sie eindringen kan. Der Haasen und Füchse giebt es so reichlich/
daß diese Gegend hierinnen vielen andern wildreichen Orten den
Vorzug benimmet; auch ist kein Mangel an Dachsen gegen an-
dere Länder zu rechnen. Der grossen Kühe und Wald-Bäron
giebt es in ziemlicher Zahl/ daß man so wohl Marggräfisch-
als Pfältzischer Seiten Beeren-Fänge/ und Fall-Thore aufgerich-
tet. Die Wölffe in hiesigen Wildnüßen seynd so arg/ daß man nicht
nur öffters von ihnen zerrissene Hirschen/ oder 4tel und Stücke da-
von/ Wolffsriße insgemein genannt/ findet/ sondern sie zerreissen
auch manches Stück Schaaf/ ja es ist so gar geschehen/ daß sie den
Hund von der Ketten losgemachet/ und gefressen. Daß das Fich-
telbergische Gebürge auch eine Wohnung der Luchsen sey/ habe ich
oben bey Beschreibung der Loos- oder Luchsburg erwiesen: nicht
weniger giebt es auch hierumb wilde Katzen; Eichhörner oder
Baum-Mäuse aber in ziemlicher Anzahl/ Buch- und-Stein-Mar-
der von trefflichem Rauchwerck; ingleichen auch Jltißen giebt es zur
Genüge/ daß sie im Winter sich auch so gar in die Städte und Fle-
cken wagen/ und darinnen gefangen werden. Des Fisch-Otters
ist oben bey denen Wassern gedacht. Die meisten dieser Thiere
nun seynd mehrentheils nicht allein wegen ihres Fleisches zur Spei-
se/ sondern auch wegen ihres Felles zur Kleidung nützlich und dien-
lich/ hingegen seynd auch dem Landmann der gröste Theil sehr schäd-
lich/ indem sie ihm entweder Schaden an Viehe und Geflügel/ o-
der aber über der Erden an Kraut und Korn-Früchten/ oder unter
der Erden mit Umwühlung und Untergrabung der Felder und
Wiesen öffters einen ziemlichen Verlust verursachen.

Wie fruchtbar die Fichtelbergische Gegend am Geflügelwerckd) an Vö-
geln.

sey/ ist kaum sattsam zu beschreiben/ dann ausser dem/ daß nebst de-
nen schon oben gedachten Wasser-Vögeln/ als denen Rohrthu-
meln/ wild- und zahmen Gänsen/ allerley Arten wild- und zah-

men
O

Beſchreibung des Fichtelbergs.
wir in groſſer Menge die allergroͤſten Wald-Hirſchen an/ wo-
raus abzunehmen/ daß an kleinern und juͤngern Wild deſto weni-
ger ein Mangel vorhanden: Auch ſeynd die wilden Schweine in
groſſer Anzahl/ und offt von ungemeiner Leibes-Groͤſſe/ zuweiln
von ſo gepuͤchter Haut anzutreffen/ daß nicht wohl eine Kugel in
ſie eindringen kan. Der Haaſen und Fuͤchſe giebt es ſo reichlich/
daß dieſe Gegend hierinnen vielen andern wildreichen Orten den
Vorzug benimmet; auch iſt kein Mangel an Dachſen gegen an-
dere Laͤnder zu rechnen. Der groſſen Kuͤhe und Wald-Baͤron
giebt es in ziemlicher Zahl/ daß man ſo wohl Marggraͤfiſch-
als Pfaͤltziſcher Seiten Beeren-Faͤnge/ und Fall-Thore aufgerich-
tet. Die Woͤlffe in hieſigen Wildnuͤßen ſeynd ſo arg/ daß man nicht
nur oͤffters von ihnen zerriſſene Hirſchen/ oder 4tel und Stuͤcke da-
von/ Wolffsriße insgemein genannt/ findet/ ſondern ſie zerreiſſen
auch manches Stuͤck Schaaf/ ja es iſt ſo gar geſchehen/ daß ſie den
Hund von der Ketten losgemachet/ und gefreſſen. Daß das Fich-
telbergiſche Gebuͤrge auch eine Wohnung der Luchſen ſey/ habe ich
oben bey Beſchreibung der Loos- oder Luchsburg erwieſen: nicht
weniger giebt es auch hierumb wilde Katzen; Eichhoͤrner oder
Baum-Maͤuſe aber in ziemlicher Anzahl/ Buch- und-Stein-Mar-
der von trefflichem Rauchwerck; ingleichen auch Jltißen giebt es zur
Genuͤge/ daß ſie im Winter ſich auch ſo gar in die Staͤdte und Fle-
cken wagen/ und darinnen gefangen werden. Des Fiſch-Otters
iſt oben bey denen Waſſern gedacht. Die meiſten dieſer Thiere
nun ſeynd mehrentheils nicht allein wegen ihres Fleiſches zur Spei-
ſe/ ſondern auch wegen ihres Felles zur Kleidung nuͤtzlich und dien-
lich/ hingegen ſeynd auch dem Landmann der groͤſte Theil ſehr ſchaͤd-
lich/ indem ſie ihm entweder Schaden an Viehe und Gefluͤgel/ o-
der aber uͤber der Erden an Kraut und Korn-Fruͤchten/ oder unter
der Erden mit Umwuͤhlung und Untergrabung der Felder und
Wieſen oͤffters einen ziemlichen Verluſt verurſachen.

Wie fruchtbar die Fichtelbergiſche Gegend am Gefluͤgelwerckδ) an Voͤ-
geln.

ſey/ iſt kaum ſattſam zu beſchreiben/ dann auſſer dem/ daß nebſt de-
nen ſchon oben gedachten Waſſer-Voͤgeln/ als denen Rohrthu-
meln/ wild- und zahmen Gaͤnſen/ allerley Arten wild- und zah-

men
O
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0140" n="105"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung des Fichtelbergs.</hi></fw><lb/>
wir in gro&#x017F;&#x017F;er Menge die allergro&#x0364;&#x017F;ten Wald-Hir&#x017F;chen an/ wo-<lb/>
raus abzunehmen/ daß an kleinern und ju&#x0364;ngern Wild de&#x017F;to weni-<lb/>
ger ein Mangel vorhanden: Auch &#x017F;eynd die wilden Schweine in<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er Anzahl/ und offt von ungemeiner Leibes-Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ zuweiln<lb/>
von &#x017F;o gepu&#x0364;chter Haut anzutreffen/ daß nicht wohl eine Kugel in<lb/>
&#x017F;ie eindringen kan. Der Haa&#x017F;en und Fu&#x0364;ch&#x017F;e giebt es &#x017F;o reichlich/<lb/>
daß die&#x017F;e Gegend hierinnen vielen andern wildreichen Orten den<lb/>
Vorzug benimmet; auch i&#x017F;t kein Mangel an Dach&#x017F;en gegen an-<lb/>
dere La&#x0364;nder zu rechnen. Der gro&#x017F;&#x017F;en Ku&#x0364;he und Wald-Ba&#x0364;ron<lb/>
giebt es in ziemlicher Zahl/ daß man &#x017F;o wohl Marggra&#x0364;fi&#x017F;ch-<lb/>
als Pfa&#x0364;ltzi&#x017F;cher Seiten Beeren-Fa&#x0364;nge/ und Fall-Thore aufgerich-<lb/>
tet. Die Wo&#x0364;lffe in hie&#x017F;igen Wildnu&#x0364;ßen &#x017F;eynd &#x017F;o arg/ daß man nicht<lb/>
nur o&#x0364;ffters von ihnen zerri&#x017F;&#x017F;ene Hir&#x017F;chen/ oder 4tel und Stu&#x0364;cke da-<lb/>
von/ Wolffsriße insgemein genannt/ findet/ &#x017F;ondern &#x017F;ie zerrei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
auch manches Stu&#x0364;ck Schaaf/ ja es i&#x017F;t &#x017F;o gar ge&#x017F;chehen/ daß &#x017F;ie den<lb/>
Hund von der Ketten losgemachet/ und gefre&#x017F;&#x017F;en. Daß das Fich-<lb/>
telbergi&#x017F;che Gebu&#x0364;rge auch eine Wohnung der Luch&#x017F;en &#x017F;ey/ habe ich<lb/>
oben bey Be&#x017F;chreibung der Loos- oder Luchsburg erwie&#x017F;en: nicht<lb/>
weniger giebt es auch hierumb wilde Katzen; Eichho&#x0364;rner oder<lb/>
Baum-Ma&#x0364;u&#x017F;e aber in ziemlicher Anzahl/ Buch- und-Stein-Mar-<lb/>
der von trefflichem Rauchwerck; ingleichen auch Jltißen giebt es zur<lb/>
Genu&#x0364;ge/ daß &#x017F;ie im Winter &#x017F;ich auch &#x017F;o gar in die Sta&#x0364;dte und Fle-<lb/>
cken wagen/ und darinnen gefangen werden. Des Fi&#x017F;ch-Otters<lb/>
i&#x017F;t oben bey denen Wa&#x017F;&#x017F;ern gedacht. Die mei&#x017F;ten die&#x017F;er Thiere<lb/>
nun &#x017F;eynd mehrentheils nicht allein wegen ihres Flei&#x017F;ches zur Spei-<lb/>
&#x017F;e/ &#x017F;ondern auch wegen ihres Felles zur Kleidung nu&#x0364;tzlich und dien-<lb/>
lich/ hingegen &#x017F;eynd auch dem Landmann der gro&#x0364;&#x017F;te Theil &#x017F;ehr &#x017F;cha&#x0364;d-<lb/>
lich/ indem &#x017F;ie ihm entweder Schaden an Viehe und Geflu&#x0364;gel/ o-<lb/>
der aber u&#x0364;ber der Erden an Kraut und Korn-Fru&#x0364;chten/ oder unter<lb/>
der Erden mit Umwu&#x0364;hlung und Untergrabung der Felder und<lb/>
Wie&#x017F;en o&#x0364;ffters einen ziemlichen Verlu&#x017F;t verur&#x017F;achen.</p><lb/>
          <p>Wie fruchtbar die Fichtelbergi&#x017F;che Gegend am Geflu&#x0364;gelwerck<note place="right">&#x03B4;) an Vo&#x0364;-<lb/>
geln.</note><lb/>
&#x017F;ey/ i&#x017F;t kaum &#x017F;att&#x017F;am zu be&#x017F;chreiben/ dann au&#x017F;&#x017F;er dem/ daß neb&#x017F;t de-<lb/>
nen &#x017F;chon oben gedachten Wa&#x017F;&#x017F;er-Vo&#x0364;geln/ als denen Rohrthu-<lb/>
meln/ wild- und zahmen Ga&#x0364;n&#x017F;en/ allerley Arten wild- und zah-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O</fw><fw place="bottom" type="catch">men</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0140] Beſchreibung des Fichtelbergs. wir in groſſer Menge die allergroͤſten Wald-Hirſchen an/ wo- raus abzunehmen/ daß an kleinern und juͤngern Wild deſto weni- ger ein Mangel vorhanden: Auch ſeynd die wilden Schweine in groſſer Anzahl/ und offt von ungemeiner Leibes-Groͤſſe/ zuweiln von ſo gepuͤchter Haut anzutreffen/ daß nicht wohl eine Kugel in ſie eindringen kan. Der Haaſen und Fuͤchſe giebt es ſo reichlich/ daß dieſe Gegend hierinnen vielen andern wildreichen Orten den Vorzug benimmet; auch iſt kein Mangel an Dachſen gegen an- dere Laͤnder zu rechnen. Der groſſen Kuͤhe und Wald-Baͤron giebt es in ziemlicher Zahl/ daß man ſo wohl Marggraͤfiſch- als Pfaͤltziſcher Seiten Beeren-Faͤnge/ und Fall-Thore aufgerich- tet. Die Woͤlffe in hieſigen Wildnuͤßen ſeynd ſo arg/ daß man nicht nur oͤffters von ihnen zerriſſene Hirſchen/ oder 4tel und Stuͤcke da- von/ Wolffsriße insgemein genannt/ findet/ ſondern ſie zerreiſſen auch manches Stuͤck Schaaf/ ja es iſt ſo gar geſchehen/ daß ſie den Hund von der Ketten losgemachet/ und gefreſſen. Daß das Fich- telbergiſche Gebuͤrge auch eine Wohnung der Luchſen ſey/ habe ich oben bey Beſchreibung der Loos- oder Luchsburg erwieſen: nicht weniger giebt es auch hierumb wilde Katzen; Eichhoͤrner oder Baum-Maͤuſe aber in ziemlicher Anzahl/ Buch- und-Stein-Mar- der von trefflichem Rauchwerck; ingleichen auch Jltißen giebt es zur Genuͤge/ daß ſie im Winter ſich auch ſo gar in die Staͤdte und Fle- cken wagen/ und darinnen gefangen werden. Des Fiſch-Otters iſt oben bey denen Waſſern gedacht. Die meiſten dieſer Thiere nun ſeynd mehrentheils nicht allein wegen ihres Fleiſches zur Spei- ſe/ ſondern auch wegen ihres Felles zur Kleidung nuͤtzlich und dien- lich/ hingegen ſeynd auch dem Landmann der groͤſte Theil ſehr ſchaͤd- lich/ indem ſie ihm entweder Schaden an Viehe und Gefluͤgel/ o- der aber uͤber der Erden an Kraut und Korn-Fruͤchten/ oder unter der Erden mit Umwuͤhlung und Untergrabung der Felder und Wieſen oͤffters einen ziemlichen Verluſt verurſachen. Wie fruchtbar die Fichtelbergiſche Gegend am Gefluͤgelwerck ſey/ iſt kaum ſattſam zu beſchreiben/ dann auſſer dem/ daß nebſt de- nen ſchon oben gedachten Waſſer-Voͤgeln/ als denen Rohrthu- meln/ wild- und zahmen Gaͤnſen/ allerley Arten wild- und zah- men δ) an Voͤ- geln. O

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/140
Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/140>, abgerufen am 24.11.2024.