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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
gleich an demselben Tag noch/ welcher S. Georgen-Tag war/ un-
gefehr in 18000. Mann starck vor Wunsidel gerücket/ alwo sie
auf dem Katharinen-Berg posto gefaßet; damahls war in der Stadt
Jobst von Schirnding Hauptmann/ ein tapffrer und im Krieg
hocherfahrner Edelmann/ diesen liessen die Feinde gütlich zu sich
bitten unten an den Catharinen-Berg/ als er erschienen/ führten
sie ihn zur Linden/ so fast mitten am Berge gestanden/ und jetzt
zum Gedächtnüß wieder eine hingepflantzet worden/ alda spra-
chen sie ihm mit guten Worten zu/ er solte die Stadt übergeben/
er aber schlug es kurtz ab/ ungeachtet er wuste/ daß die wenigen
Bürger in der Stadt diesem grossen Heer der Feinde gar zu un-
gleich an der Zahl waren; hierauff machte er sich wieder zu seinen An-
vertrauten in der Stadt/ ordnete die Bürger aufs beste/ und war
selbst überall vorn dran/ griffe die Sache ernstlich an/ und sprach
Jedermann einen Muth zu. Worauff dann gleich des an-
dern Tags zufrühe/ (war Freytags vor Pfingsten) von 4. Uhr an
biß um 9. Uhr der Feind die Stadt zu dreyen mahlen bestürmete/ a-
ber so resolut abgeschlagen wurde/ daß er mit Schanden und gros-
sem Verlust der Seinen abziehen muste/ wobey zwar der Bürger
von Wunsidel auch zu 50. auf dem Platz blieben. Wegen dieser
ungemeinen Wachsamkeit/ und mit Blut versiegelten sonderbah-
ren Treue/ hat die Stadt zum Wappen bekommen einen Blutro-
then wachsamen Bracken- oder Hundskopff mit langen hangenden
Ohren und aufgerichtetem Halß auf einer göldenen Cron und offe-
nem Helm samt einem Schild von schwartz und weiß abwech selen-
c) gegen die
Pfältzer u.
Bayern A.
1703. und
1704.
den Feldern mit zwey schrege gegen einander stehenden W. &c. Wie
resolut sich die aus der Stadt und 6. Aembtern Wunsidel comman-
d
irte bey der Belagerung zweyer Feindlichen Vestungen gehalten/
aus welchen Orten einem absonderlich die Feindliche Gvarnison einen
Ausfall tentiret/ und die in denen approchen gelegene von andern Or-
ten hergewesene Mannschafft von dannen delogirt/ so bald aber durch
das Wunsidelische Commando wieder chargirt/ und mit nachdrück-
lichem Verlust in die Vestung repoussirt worden/ worauf sie sich auch
bald ergeben müssen/ das ist eine so bekante Sache/ daß auch die
Kinder davon reden.

Eben

Beſchreibung des Fichtelbergs.
gleich an demſelben Tag noch/ welcher S. Georgen-Tag war/ un-
gefehr in 18000. Mann ſtarck vor Wunſidel geruͤcket/ alwo ſie
auf dem Katharinen-Berg poſto gefaßet; damahls war in der Stadt
Jobſt von Schirnding Hauptmann/ ein tapffrer und im Krieg
hocherfahrner Edelmann/ dieſen lieſſen die Feinde guͤtlich zu ſich
bitten unten an den Catharinen-Berg/ als er erſchienen/ fuͤhrten
ſie ihn zur Linden/ ſo faſt mitten am Berge geſtanden/ und jetzt
zum Gedaͤchtnuͤß wieder eine hingepflantzet worden/ alda ſpra-
chen ſie ihm mit guten Worten zu/ er ſolte die Stadt uͤbergeben/
er aber ſchlug es kurtz ab/ ungeachtet er wuſte/ daß die wenigen
Buͤrger in der Stadt dieſem groſſen Heer der Feinde gar zu un-
gleich an der Zahl waren; hierauff machte er ſich wieder zu ſeinen An-
vertrauten in der Stadt/ ordnete die Buͤrger aufs beſte/ und war
ſelbſt uͤberall vorn dran/ griffe die Sache ernſtlich an/ und ſprach
Jedermann einen Muth zu. Worauff dann gleich des an-
dern Tags zufruͤhe/ (war Freytags vor Pfingſten) von 4. Uhr an
biß um 9. Uhr der Feind die Stadt zu dreyen mahlen beſtuͤrmete/ a-
ber ſo reſolut abgeſchlagen wurde/ daß er mit Schanden und groſ-
ſem Verluſt der Seinen abziehen muſte/ wobey zwar der Buͤrger
von Wunſidel auch zu 50. auf dem Platz blieben. Wegen dieſer
ungemeinen Wachſamkeit/ und mit Blut verſiegelten ſonderbah-
ren Treue/ hat die Stadt zum Wappen bekommen einen Blutro-
then wachſamen Bracken- oder Hundskopff mit langen hangenden
Ohren und aufgerichtetem Halß auf einer goͤldenen Cron und offe-
nem Helm ſamt einem Schild von ſchwartz und weiß abwech ſelen-
c) gegen die
Pfaͤltzer u.
Bayern A.
1703. und
1704.
den Feldern mit zwey ſchrege gegen einander ſtehenden W. &c. Wie
reſolut ſich die aus der Stadt und 6. Aembtern Wunſidel comman-
d
irte bey der Belagerung zweyer Feindlichen Veſtungen gehalten/
aus welchen Orten einem abſonderlich die Feindliche Gvarniſon einen
Ausfall tentiret/ und die in denen approchen gelegene von andern Or-
ten hergeweſene Mannſchafft von dannen delogirt/ ſo bald aber durch
das Wunſideliſche Commando wieder chargirt/ und mit nachdruͤck-
lichem Verluſt in die Veſtung repousſirt worden/ worauf ſie ſich auch
bald ergeben muͤſſen/ das iſt eine ſo bekante Sache/ daß auch die
Kinder davon reden.

Eben
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[88/0123] Beſchreibung des Fichtelbergs. gleich an demſelben Tag noch/ welcher S. Georgen-Tag war/ un- gefehr in 18000. Mann ſtarck vor Wunſidel geruͤcket/ alwo ſie auf dem Katharinen-Berg poſto gefaßet; damahls war in der Stadt Jobſt von Schirnding Hauptmann/ ein tapffrer und im Krieg hocherfahrner Edelmann/ dieſen lieſſen die Feinde guͤtlich zu ſich bitten unten an den Catharinen-Berg/ als er erſchienen/ fuͤhrten ſie ihn zur Linden/ ſo faſt mitten am Berge geſtanden/ und jetzt zum Gedaͤchtnuͤß wieder eine hingepflantzet worden/ alda ſpra- chen ſie ihm mit guten Worten zu/ er ſolte die Stadt uͤbergeben/ er aber ſchlug es kurtz ab/ ungeachtet er wuſte/ daß die wenigen Buͤrger in der Stadt dieſem groſſen Heer der Feinde gar zu un- gleich an der Zahl waren; hierauff machte er ſich wieder zu ſeinen An- vertrauten in der Stadt/ ordnete die Buͤrger aufs beſte/ und war ſelbſt uͤberall vorn dran/ griffe die Sache ernſtlich an/ und ſprach Jedermann einen Muth zu. Worauff dann gleich des an- dern Tags zufruͤhe/ (war Freytags vor Pfingſten) von 4. Uhr an biß um 9. Uhr der Feind die Stadt zu dreyen mahlen beſtuͤrmete/ a- ber ſo reſolut abgeſchlagen wurde/ daß er mit Schanden und groſ- ſem Verluſt der Seinen abziehen muſte/ wobey zwar der Buͤrger von Wunſidel auch zu 50. auf dem Platz blieben. Wegen dieſer ungemeinen Wachſamkeit/ und mit Blut verſiegelten ſonderbah- ren Treue/ hat die Stadt zum Wappen bekommen einen Blutro- then wachſamen Bracken- oder Hundskopff mit langen hangenden Ohren und aufgerichtetem Halß auf einer goͤldenen Cron und offe- nem Helm ſamt einem Schild von ſchwartz und weiß abwech ſelen- den Feldern mit zwey ſchrege gegen einander ſtehenden W. &c. Wie reſolut ſich die aus der Stadt und 6. Aembtern Wunſidel comman- dirte bey der Belagerung zweyer Feindlichen Veſtungen gehalten/ aus welchen Orten einem abſonderlich die Feindliche Gvarniſon einen Ausfall tentiret/ und die in denen approchen gelegene von andern Or- ten hergeweſene Mannſchafft von dannen delogirt/ ſo bald aber durch das Wunſideliſche Commando wieder chargirt/ und mit nachdruͤck- lichem Verluſt in die Veſtung repousſirt worden/ worauf ſie ſich auch bald ergeben muͤſſen/ das iſt eine ſo bekante Sache/ daß auch die Kinder davon reden. c) gegen die Pfaͤltzer u. Bayern A. 1703. und 1704. Eben

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/123>, abgerufen am 26.11.2024.