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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
die Kanffleute grossen Scheu getragen. Das Städtlein Wun-Von wem/
und warum
das Städt-
lein zu bau-
en angefan-
gen worden?

sidel/ fähret Brusch fort/ ist von des Zinnbergwercks wegen/ so
sich dazumahl allda reichlich erzeiget/ aber doch bald wieder fieh-
le/ von Burggraff Friedrichen zu bauen angefangen worden/ im
Jahr nach Christi Geburth 1328. dahingegen aus dem vom Herrn
D. Pertschen allegirten Freyheits-Brieff/ welchen Fridericus IV.
Burggraff zu Nürmberg ertheilet/ klärlich erhellet/ daß bereits
dazumahl im Jahr 1326. der Ort schon würcklich eine Stadt ge-
nennet und mit Freyheiten versehen worden/ welche Käyser Lud-
wig der Bayer verstattet/ und nachgehends Käyser Carl der 4te
1355. guten Theils vermehret/ so daß nach des letztern ertheilten
Freyheits-Brieff/ Wunsidel eben die Gerechtigkeiten als Eger
genüßen solle. Nachdem man aber nicht gesonnen/ alle und jede
Special-Begebenheiten der Stadt Wunsidel anzuführen oder ei-
ne gantze Chronick von ihr zu schreiben/ weil solches alles offtbe-
lobter Herr D. Pertsch in seiner Wunsidelerischen Beschrei-
bung
bereits höchst rühmlichst gethan/ als wollen wir nur in so
weit dieser Ort etwas besonders vor andern Städten des Lan-
des hat/ dadurch er in Ruff kommen/ und so viel es zu denen Sel-Wunsidel
ist berühmt
von natür-
lichen Kün/
sten u. tapf-
fern Sel-
tenheiten/
1) die Natur
betreffend.

tenheiten des Fichtelbergischen Districts dienet/ ein und anderes an-
führen/ und solches wird bestehen aus Dingen/ welche entweder
1) die Natur/ 2) die Kunst/ oder 3) die Tapfferkeit darreichet.
Was nun die Natur belanget/ so ist merckwürdig/ daß Wunsidel
ausserdem/ daß sie an einem der gesündesten Oertern von gantz
Teutschland zwischen lauter fruchtbaren Bergen und Thälern/
Wäldern und Feldern/ Wißmathen und Fischreichen Wassern
auf einem Metallreichen Boden lieget/ vor andern die Stadt mitStadt mit
Marmel-
steinern
Mauren.

denen Marmelsteinernen Mauren und Thürnen von Alters
her genennet worden/ darum/ daß die Steine/ so allda gebrochen
werden/ dem Marmel/ nach Bruschens Bericht/ nicht fast un-
gleich seyn/ so sie poliret werden. Ja wie weit und breit die Los-
bürger Steine verführet werden/ ist oben angedeutet. Die Kunst2) die Kunst.
betreffend/ so ist in Wunsidel ein herrlich und reiches Hospital/
welches gebauet worden A. D. 1451. von einem Bürger und Stadt-
Kind/ Siegmund Wann
genannt. Dieser lernete das Becken-

Hand-
L 3

Beſchreibung des Fichtelbergs.
die Kanffleute groſſen Scheu getragen. Das Staͤdtlein Wun-Von wem/
und warum
das Staͤdt-
lein zu bau-
en angefan-
gen worden?

ſidel/ faͤhret Bruſch fort/ iſt von des Zinnbergwercks wegen/ ſo
ſich dazumahl allda reichlich erzeiget/ aber doch bald wieder fieh-
le/ von Burggraff Friedrichen zu bauen angefangen worden/ im
Jahr nach Chriſti Geburth 1328. dahingegen aus dem vom Herrn
D. Pertſchen allegirten Freyheits-Brieff/ welchen Fridericus IV.
Burggraff zu Nuͤrmberg ertheilet/ klaͤrlich erhellet/ daß bereits
dazumahl im Jahr 1326. der Ort ſchon wuͤrcklich eine Stadt ge-
nennet und mit Freyheiten verſehen worden/ welche Kaͤyſer Lud-
wig der Bayer verſtattet/ und nachgehends Kaͤyſer Carl der 4te
1355. guten Theils vermehret/ ſo daß nach des letztern ertheilten
Freyheits-Brieff/ Wunſidel eben die Gerechtigkeiten als Eger
genuͤßen ſolle. Nachdem man aber nicht geſonnen/ alle und jede
Special-Begebenheiten der Stadt Wunſidel anzufuͤhren oder ei-
ne gantze Chronick von ihr zu ſchreiben/ weil ſolches alles offtbe-
lobter Herr D. Pertſch in ſeiner Wunſideleriſchen Beſchrei-
bung
bereits hoͤchſt ruͤhmlichſt gethan/ als wollen wir nur in ſo
weit dieſer Ort etwas beſonders vor andern Staͤdten des Lan-
des hat/ dadurch er in Ruff kommen/ und ſo viel es zu denen Sel-Wunſidel
iſt beruͤhmt
von natuͤr-
lichen Kuͤn/
ſten u. tapf-
fern Sel-
tenheiten/
1) die Natur
betreffend.

tenheiten des Fichtelbergiſchen Diſtricts dienet/ ein und anderes an-
fuͤhren/ und ſolches wird beſtehen aus Dingen/ welche entweder
1) die Natur/ 2) die Kunſt/ oder 3) die Tapfferkeit darreichet.
Was nun die Natur belanget/ ſo iſt merckwuͤrdig/ daß Wunſidel
auſſerdem/ daß ſie an einem der geſuͤndeſten Oertern von gantz
Teutſchland zwiſchen lauter fruchtbaren Bergen und Thaͤlern/
Waͤldern und Feldern/ Wißmathen und Fiſchreichen Waſſern
auf einem Metallreichen Boden lieget/ vor andern die Stadt mitStadt mit
Marmel-
ſteinern
Mauren.

denen Marmelſteinernen Mauren und Thuͤrnen von Alters
her genennet worden/ darum/ daß die Steine/ ſo allda gebrochen
werden/ dem Marmel/ nach Bruſchens Bericht/ nicht faſt un-
gleich ſeyn/ ſo ſie poliret werden. Ja wie weit und breit die Los-
buͤrger Steine verfuͤhret werden/ iſt oben angedeutet. Die Kunſt2) die Kunſt.
betreffend/ ſo iſt in Wunſidel ein herrlich und reiches Hoſpital/
welches gebauet worden A. D. 1451. von einem Buͤrger und Stadt-
Kind/ Siegmund Wann
genannt. Dieſer lernete das Becken-

Hand-
L 3
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[85/0120] Beſchreibung des Fichtelbergs. die Kanffleute groſſen Scheu getragen. Das Staͤdtlein Wun- ſidel/ faͤhret Bruſch fort/ iſt von des Zinnbergwercks wegen/ ſo ſich dazumahl allda reichlich erzeiget/ aber doch bald wieder fieh- le/ von Burggraff Friedrichen zu bauen angefangen worden/ im Jahr nach Chriſti Geburth 1328. dahingegen aus dem vom Herrn D. Pertſchen allegirten Freyheits-Brieff/ welchen Fridericus IV. Burggraff zu Nuͤrmberg ertheilet/ klaͤrlich erhellet/ daß bereits dazumahl im Jahr 1326. der Ort ſchon wuͤrcklich eine Stadt ge- nennet und mit Freyheiten verſehen worden/ welche Kaͤyſer Lud- wig der Bayer verſtattet/ und nachgehends Kaͤyſer Carl der 4te 1355. guten Theils vermehret/ ſo daß nach des letztern ertheilten Freyheits-Brieff/ Wunſidel eben die Gerechtigkeiten als Eger genuͤßen ſolle. Nachdem man aber nicht geſonnen/ alle und jede Special-Begebenheiten der Stadt Wunſidel anzufuͤhren oder ei- ne gantze Chronick von ihr zu ſchreiben/ weil ſolches alles offtbe- lobter Herr D. Pertſch in ſeiner Wunſideleriſchen Beſchrei- bung bereits hoͤchſt ruͤhmlichſt gethan/ als wollen wir nur in ſo weit dieſer Ort etwas beſonders vor andern Staͤdten des Lan- des hat/ dadurch er in Ruff kommen/ und ſo viel es zu denen Sel- tenheiten des Fichtelbergiſchen Diſtricts dienet/ ein und anderes an- fuͤhren/ und ſolches wird beſtehen aus Dingen/ welche entweder 1) die Natur/ 2) die Kunſt/ oder 3) die Tapfferkeit darreichet. Was nun die Natur belanget/ ſo iſt merckwuͤrdig/ daß Wunſidel auſſerdem/ daß ſie an einem der geſuͤndeſten Oertern von gantz Teutſchland zwiſchen lauter fruchtbaren Bergen und Thaͤlern/ Waͤldern und Feldern/ Wißmathen und Fiſchreichen Waſſern auf einem Metallreichen Boden lieget/ vor andern die Stadt mit denen Marmelſteinernen Mauren und Thuͤrnen von Alters her genennet worden/ darum/ daß die Steine/ ſo allda gebrochen werden/ dem Marmel/ nach Bruſchens Bericht/ nicht faſt un- gleich ſeyn/ ſo ſie poliret werden. Ja wie weit und breit die Los- buͤrger Steine verfuͤhret werden/ iſt oben angedeutet. Die Kunſt betreffend/ ſo iſt in Wunſidel ein herrlich und reiches Hoſpital/ welches gebauet worden A. D. 1451. von einem Buͤrger und Stadt- Kind/ Siegmund Wann genannt. Dieſer lernete das Becken- Hand- Von wem/ und warum das Staͤdt- lein zu bau- en angefan- gen worden? Wunſidel iſt beruͤhmt von natuͤr- lichen Kuͤn/ ſten u. tapf- fern Sel- tenheiten/ 1) die Natur betreffend. Stadt mit Marmel- ſteinern Mauren. 2) die Kunſt. L 3

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/120>, abgerufen am 26.11.2024.