Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.Hohenthal ging, hatte sich Gustav Thalheim nach der Fabrik des Herrn Felchner begeben, um dort seinen Besuch zu machen. Zwar hatte der Rittmeister von Waldow versucht, ihn zurückzuhalten, hatte Herrn Felchner als einen gemeinen, groben und unerträglichen Menschen geschildert, mit dem ein wohlerzogener Mensch gar nicht verkehren könne -- denn der Rittmeister konnte es niemals vergessen, daß sein schöner Wald mit all' seinen stolz und aristokratisch hochgewachsenen Bäumen ein Eigenthum des Fabrikanten geworden war, der mit diesen Bäumen nun seine Fabrik heizte. -- Zwar hatte der Rittmeister Paulinen, die ihm einst für seinen Sohn eine so wünschenswerthe als nun unerreichbare Partie gewesen -- als eine überspannte Närrin geschildert, welche mit den untergeordnetsten Arbeitern auf eine seltsame Weise verkehre -- aber Thalheim ließ sich nicht in seinem Entschluß irre machen und seufzte nur innerlich, daß auch hier in dieser Abgeschiedenheit gerade das Edelste und Weiblichste einer zarten weiblichen Natur so falsch beurtheilt werden konnte. Als Thalheim in die Fabrik kam und nach Herrn Felchner fragte, sagte man ihm, daß er in die Stadt gefahren sei und vor Abend nicht zurückkäme. Er fragte nach dem Fräulein. "Ich will sie suchen," antwortete die Magd, "warten Hohenthal ging, hatte sich Gustav Thalheim nach der Fabrik des Herrn Felchner begeben, um dort seinen Besuch zu machen. Zwar hatte der Rittmeister von Waldow versucht, ihn zurückzuhalten, hatte Herrn Felchner als einen gemeinen, groben und unerträglichen Menschen geschildert, mit dem ein wohlerzogener Mensch gar nicht verkehren könne — denn der Rittmeister konnte es niemals vergessen, daß sein schöner Wald mit all’ seinen stolz und aristokratisch hochgewachsenen Bäumen ein Eigenthum des Fabrikanten geworden war, der mit diesen Bäumen nun seine Fabrik heizte. — Zwar hatte der Rittmeister Paulinen, die ihm einst für seinen Sohn eine so wünschenswerthe als nun unerreichbare Partie gewesen — als eine überspannte Närrin geschildert, welche mit den untergeordnetsten Arbeitern auf eine seltsame Weise verkehre — aber Thalheim ließ sich nicht in seinem Entschluß irre machen und seufzte nur innerlich, daß auch hier in dieser Abgeschiedenheit gerade das Edelste und Weiblichste einer zarten weiblichen Natur so falsch beurtheilt werden konnte. Als Thalheim in die Fabrik kam und nach Herrn Felchner fragte, sagte man ihm, daß er in die Stadt gefahren sei und vor Abend nicht zurückkäme. Er fragte nach dem Fräulein. „Ich will sie suchen,“ antwortete die Magd, „warten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0073" n="69"/> Hohenthal ging, hatte sich Gustav Thalheim nach der Fabrik des Herrn Felchner begeben, um dort seinen Besuch zu machen. Zwar hatte der Rittmeister von Waldow versucht, ihn zurückzuhalten, hatte Herrn Felchner als einen gemeinen, groben und unerträglichen Menschen geschildert, mit dem ein wohlerzogener Mensch gar nicht verkehren könne — denn der Rittmeister konnte es niemals vergessen, daß sein schöner Wald mit all’ seinen stolz und aristokratisch hochgewachsenen Bäumen ein Eigenthum des Fabrikanten geworden war, der mit diesen Bäumen nun seine Fabrik heizte. — Zwar hatte der Rittmeister Paulinen, die ihm einst für seinen Sohn eine so wünschenswerthe als nun unerreichbare Partie gewesen — als eine überspannte Närrin geschildert, welche mit den untergeordnetsten Arbeitern auf eine seltsame Weise verkehre — aber Thalheim ließ sich nicht in seinem Entschluß irre machen und seufzte nur innerlich, daß auch hier in dieser Abgeschiedenheit gerade das Edelste und Weiblichste einer zarten weiblichen Natur so falsch beurtheilt werden konnte.</p> <p>Als Thalheim in die Fabrik kam und nach Herrn Felchner fragte, sagte man ihm, daß er in die Stadt gefahren sei und vor Abend nicht zurückkäme.</p> <p>Er fragte nach dem Fräulein.</p> <p>„Ich will sie suchen,“ antwortete die Magd, „warten </p> </div> </body> </text> </TEI> [69/0073]
Hohenthal ging, hatte sich Gustav Thalheim nach der Fabrik des Herrn Felchner begeben, um dort seinen Besuch zu machen. Zwar hatte der Rittmeister von Waldow versucht, ihn zurückzuhalten, hatte Herrn Felchner als einen gemeinen, groben und unerträglichen Menschen geschildert, mit dem ein wohlerzogener Mensch gar nicht verkehren könne — denn der Rittmeister konnte es niemals vergessen, daß sein schöner Wald mit all’ seinen stolz und aristokratisch hochgewachsenen Bäumen ein Eigenthum des Fabrikanten geworden war, der mit diesen Bäumen nun seine Fabrik heizte. — Zwar hatte der Rittmeister Paulinen, die ihm einst für seinen Sohn eine so wünschenswerthe als nun unerreichbare Partie gewesen — als eine überspannte Närrin geschildert, welche mit den untergeordnetsten Arbeitern auf eine seltsame Weise verkehre — aber Thalheim ließ sich nicht in seinem Entschluß irre machen und seufzte nur innerlich, daß auch hier in dieser Abgeschiedenheit gerade das Edelste und Weiblichste einer zarten weiblichen Natur so falsch beurtheilt werden konnte.
Als Thalheim in die Fabrik kam und nach Herrn Felchner fragte, sagte man ihm, daß er in die Stadt gefahren sei und vor Abend nicht zurückkäme.
Er fragte nach dem Fräulein.
„Ich will sie suchen,“ antwortete die Magd, „warten
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