Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

in das Sopha, weinend sagte sie: "es ist umsonst -- wir verstehen einander nicht. Du weißt nicht, wie man liebt -- Du hast es niemals gewußt, oder doch vergessen -- ich liebe Jaromir -- und ich bin stolz genug, es Dir zu wiederholen, daß ich seine Liebe besitze -- weiter habe ich Nichts zu sagen -- durch dies Geständniß ist schon Alles bestimmt, wie ich handeln werde."

"Ich werde Deinen Vater von Deinem Geständniß benachrichtigen."

"Thue es -- vielleicht ist er mir ein milder Richter und ein gütiger Vater wie immer."

Die Gräfin öffnete die Thüre, um hinaus zu gehen. Plötzlich blieb sie zwischen der Thüre stehen und starrte streng vor sich aus.

"In der That, Herr Graf," sagte sie im Tone strafenden Erstaunens.

Jaromir von Szariny verneigte sich ehrerbietig und ohne Bestürzung.

"Sie verzeihen," sagte die Gräfin sehr kalt und stolz, "daß ich frage, was Sie in diesen Theil des Schlosses führt?"

"Ich wollte um die Gunst einer Unterredung mit Ihnen bitten -- man sagte mir, daß Sie Sich in das Zimmer der Gräfin Elisabeth begaben -- aber," fügte er sich unterbrechend schnell hinzu, "kann ich die Ehre haben,

in das Sopha, weinend sagte sie: „es ist umsonst — wir verstehen einander nicht. Du weißt nicht, wie man liebt — Du hast es niemals gewußt, oder doch vergessen — ich liebe Jaromir — und ich bin stolz genug, es Dir zu wiederholen, daß ich seine Liebe besitze — weiter habe ich Nichts zu sagen — durch dies Geständniß ist schon Alles bestimmt, wie ich handeln werde.“

„Ich werde Deinen Vater von Deinem Geständniß benachrichtigen.“

„Thue es — vielleicht ist er mir ein milder Richter und ein gütiger Vater wie immer.“

Die Gräfin öffnete die Thüre, um hinaus zu gehen. Plötzlich blieb sie zwischen der Thüre stehen und starrte streng vor sich aus.

„In der That, Herr Graf,“ sagte sie im Tone strafenden Erstaunens.

Jaromir von Szariny verneigte sich ehrerbietig und ohne Bestürzung.

„Sie verzeihen,“ sagte die Gräfin sehr kalt und stolz, „daß ich frage, was Sie in diesen Theil des Schlosses führt?“

„Ich wollte um die Gunst einer Unterredung mit Ihnen bitten — man sagte mir, daß Sie Sich in das Zimmer der Gräfin Elisabeth begaben — aber,“ fügte er sich unterbrechend schnell hinzu, „kann ich die Ehre haben,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0058" n="54"/>
in das Sopha, weinend sagte sie: &#x201E;es ist umsonst &#x2014; wir verstehen einander nicht. Du weißt nicht, wie man liebt &#x2014; Du hast es niemals gewußt, oder doch vergessen &#x2014; ich liebe Jaromir &#x2014; und ich bin stolz genug, es Dir zu wiederholen, daß ich seine Liebe besitze &#x2014; weiter habe ich Nichts zu sagen &#x2014; durch dies Geständniß ist schon Alles bestimmt, wie ich handeln werde.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ich werde Deinen Vater von Deinem Geständniß benachrichtigen.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Thue es &#x2014; vielleicht ist er mir ein milder Richter und ein gütiger Vater wie immer.&#x201C;</p>
        <p>Die Gräfin öffnete die Thüre, um hinaus zu gehen. Plötzlich blieb sie zwischen der Thüre stehen und starrte streng vor sich aus.</p>
        <p>&#x201E;In der That, Herr Graf,&#x201C; sagte sie im Tone strafenden Erstaunens.</p>
        <p>Jaromir von Szariny verneigte sich ehrerbietig und ohne Bestürzung.</p>
        <p>&#x201E;Sie verzeihen,&#x201C; sagte die Gräfin sehr kalt und stolz, &#x201E;daß ich frage, was Sie in diesen Theil des Schlosses führt?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ich wollte um die Gunst einer Unterredung mit Ihnen bitten &#x2014; man sagte mir, daß Sie Sich in das Zimmer der Gräfin Elisabeth begaben &#x2014; aber,&#x201C; fügte er sich unterbrechend schnell hinzu, &#x201E;kann ich die Ehre haben,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0058] in das Sopha, weinend sagte sie: „es ist umsonst — wir verstehen einander nicht. Du weißt nicht, wie man liebt — Du hast es niemals gewußt, oder doch vergessen — ich liebe Jaromir — und ich bin stolz genug, es Dir zu wiederholen, daß ich seine Liebe besitze — weiter habe ich Nichts zu sagen — durch dies Geständniß ist schon Alles bestimmt, wie ich handeln werde.“ „Ich werde Deinen Vater von Deinem Geständniß benachrichtigen.“ „Thue es — vielleicht ist er mir ein milder Richter und ein gütiger Vater wie immer.“ Die Gräfin öffnete die Thüre, um hinaus zu gehen. Plötzlich blieb sie zwischen der Thüre stehen und starrte streng vor sich aus. „In der That, Herr Graf,“ sagte sie im Tone strafenden Erstaunens. Jaromir von Szariny verneigte sich ehrerbietig und ohne Bestürzung. „Sie verzeihen,“ sagte die Gräfin sehr kalt und stolz, „daß ich frage, was Sie in diesen Theil des Schlosses führt?“ „Ich wollte um die Gunst einer Unterredung mit Ihnen bitten — man sagte mir, daß Sie Sich in das Zimmer der Gräfin Elisabeth begaben — aber,“ fügte er sich unterbrechend schnell hinzu, „kann ich die Ehre haben,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-23T11:52:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-23T11:52:15Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-23T11:52:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/58
Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/58>, abgerufen am 23.11.2024.