Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

"Und er warb um Deine Hand?"

Elisabeth schwieg.

"Er warb bei Dir um Deine Hand?

"Mutter, wir lebten selige Stunden im Genuß der Gegenwart."

"Ich weiß nicht, ob ich staunen, zürnen oder weinen soll -- Du hast eine Liebesverbindung im Geheimen mit einem Abenteuerer eingegangen -- ohne daß er von Dir oder Deinen Eltern Deine Hand begehrt und zugesagt erhalten hätte?"

"Ich kenne ihn besser als Alle."

"Hat er Dir erzählt, wie viel Frauen er schon vor Dir betrogen?"

"Mutter!"

"Bist Du kindisch genug zu glauben, Du wärest die erste Liebe eines solchen Menschen?"

"Darnach habe ich nicht zu fragen."

"Und wenn er frühere Verhältnisse leichtsinnig knüpfte und löste?"

"So hatten ihm die Herzen, die er fand, nicht genügt -- und er durfte sie brechen -- für ein armes Mädchenherz ist es schon Glück, um einen Jaromir zu verbluten."

"Welche widerliche Schwärmerei -- und dies beneidenswerthe Loos will mein verblendetes Kind sich schaffen!"

Elisabeth brach in Thränen aus und sank erschöpft

„Und er warb um Deine Hand?“

Elisabeth schwieg.

„Er warb bei Dir um Deine Hand?

„Mutter, wir lebten selige Stunden im Genuß der Gegenwart.“

„Ich weiß nicht, ob ich staunen, zürnen oder weinen soll — Du hast eine Liebesverbindung im Geheimen mit einem Abenteuerer eingegangen — ohne daß er von Dir oder Deinen Eltern Deine Hand begehrt und zugesagt erhalten hätte?“

„Ich kenne ihn besser als Alle.“

„Hat er Dir erzählt, wie viel Frauen er schon vor Dir betrogen?“

„Mutter!“

„Bist Du kindisch genug zu glauben, Du wärest die erste Liebe eines solchen Menschen?“

„Darnach habe ich nicht zu fragen.“

„Und wenn er frühere Verhältnisse leichtsinnig knüpfte und löste?“

„So hatten ihm die Herzen, die er fand, nicht genügt — und er durfte sie brechen — für ein armes Mädchenherz ist es schon Glück, um einen Jaromir zu verbluten.“

„Welche widerliche Schwärmerei — und dies beneidenswerthe Loos will mein verblendetes Kind sich schaffen!“

Elisabeth brach in Thränen aus und sank erschöpft

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0057" n="53"/>
        <p> &#x201E;Und er warb um Deine Hand?&#x201C;</p>
        <p>Elisabeth schwieg.</p>
        <p>&#x201E;Er warb bei Dir um Deine Hand?</p>
        <p>&#x201E;Mutter, wir lebten selige Stunden im Genuß der Gegenwart.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ich weiß nicht, ob ich staunen, zürnen oder weinen soll &#x2014; Du hast eine Liebesverbindung im Geheimen mit einem Abenteuerer eingegangen &#x2014; ohne daß er von Dir oder Deinen Eltern Deine Hand begehrt und zugesagt erhalten hätte?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ich kenne ihn besser als Alle.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Hat er Dir erzählt, wie viel Frauen er schon vor Dir betrogen?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Mutter!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Bist Du kindisch genug zu glauben, Du wärest die erste Liebe eines solchen Menschen?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Darnach habe ich nicht zu fragen.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Und wenn er frühere Verhältnisse leichtsinnig knüpfte und löste?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;So hatten ihm die Herzen, die er fand, nicht genügt &#x2014; und er durfte sie brechen &#x2014; für ein armes Mädchenherz ist es schon Glück, um einen Jaromir zu verbluten.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Welche widerliche Schwärmerei &#x2014; und dies beneidenswerthe Loos will mein verblendetes Kind sich schaffen!&#x201C;</p>
        <p>Elisabeth brach in Thränen aus und sank erschöpft
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0057] „Und er warb um Deine Hand?“ Elisabeth schwieg. „Er warb bei Dir um Deine Hand? „Mutter, wir lebten selige Stunden im Genuß der Gegenwart.“ „Ich weiß nicht, ob ich staunen, zürnen oder weinen soll — Du hast eine Liebesverbindung im Geheimen mit einem Abenteuerer eingegangen — ohne daß er von Dir oder Deinen Eltern Deine Hand begehrt und zugesagt erhalten hätte?“ „Ich kenne ihn besser als Alle.“ „Hat er Dir erzählt, wie viel Frauen er schon vor Dir betrogen?“ „Mutter!“ „Bist Du kindisch genug zu glauben, Du wärest die erste Liebe eines solchen Menschen?“ „Darnach habe ich nicht zu fragen.“ „Und wenn er frühere Verhältnisse leichtsinnig knüpfte und löste?“ „So hatten ihm die Herzen, die er fand, nicht genügt — und er durfte sie brechen — für ein armes Mädchenherz ist es schon Glück, um einen Jaromir zu verbluten.“ „Welche widerliche Schwärmerei — und dies beneidenswerthe Loos will mein verblendetes Kind sich schaffen!“ Elisabeth brach in Thränen aus und sank erschöpft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-23T11:52:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-23T11:52:15Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-23T11:52:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/57
Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/57>, abgerufen am 23.11.2024.