Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.eher entladen, als im gräßlichen Wolkenbruch. Auf die todesängstliche stille Erde, die unter dieser drohenden schwarzen Last sich nicht zu rühren wagt, wird plötzlich das Entsetzen hereinbrechen -- und sie wird ohnmächtig aufschreien unter den fürchterlichen Kampf der Elemente, aber unhaltbar werden die großen Hagelkörner herunterstürzen und die Bäume zerbrechen, die nicht geduldig sich beugen wollen, die junge Saat zerstampfen, die hilflos dasteht, und unter allen Früchten ringsum eine furchtbare Ernte halten vor der Zeit. Und tosende Wasserschlünde wird der Himmel öffnen, die werden zusammenströmen mit den Wassern auf der Erde und sie aus ihren friedlichen Betten aufjagen, heraushetzen auf blumige Wiesen und Felder und über sie hinweg bis hinein in die schutzlosen Häuser armer Menschen. Und dann, wenn das Werk der Zerstörung vollendet sein wird, dann wird von droben ein ruhiger blauer Himmel herniederlachen auf all' den Jammer unten, und kleine Silberwölkchen werden im spielenden Tanz erzählen: das Unwetter sei nun vorbei und komme nicht wieder, es herrsche nun wieder lauter Klarheit und Ruhe. Als ob nun Alles gut sei! Als ob es Nichts sei, eine zertrümmerte Ernte! Als ob die vernichteten Hoffnungen von Tausenden Nichts wären! So zog es durch Franzens Seele. So hatte er das bestimmte Vorgefühl wie vor solch' gräßlichem Gewitter. eher entladen, als im gräßlichen Wolkenbruch. Auf die todesängstliche stille Erde, die unter dieser drohenden schwarzen Last sich nicht zu rühren wagt, wird plötzlich das Entsetzen hereinbrechen — und sie wird ohnmächtig aufschreien unter den fürchterlichen Kampf der Elemente, aber unhaltbar werden die großen Hagelkörner herunterstürzen und die Bäume zerbrechen, die nicht geduldig sich beugen wollen, die junge Saat zerstampfen, die hilflos dasteht, und unter allen Früchten ringsum eine furchtbare Ernte halten vor der Zeit. Und tosende Wasserschlünde wird der Himmel öffnen, die werden zusammenströmen mit den Wassern auf der Erde und sie aus ihren friedlichen Betten aufjagen, heraushetzen auf blumige Wiesen und Felder und über sie hinweg bis hinein in die schutzlosen Häuser armer Menschen. Und dann, wenn das Werk der Zerstörung vollendet sein wird, dann wird von droben ein ruhiger blauer Himmel herniederlachen auf all’ den Jammer unten, und kleine Silberwölkchen werden im spielenden Tanz erzählen: das Unwetter sei nun vorbei und komme nicht wieder, es herrsche nun wieder lauter Klarheit und Ruhe. Als ob nun Alles gut sei! Als ob es Nichts sei, eine zertrümmerte Ernte! Als ob die vernichteten Hoffnungen von Tausenden Nichts wären! So zog es durch Franzens Seele. So hatte er das bestimmte Vorgefühl wie vor solch’ gräßlichem Gewitter. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0031" n="27"/> eher entladen, als im gräßlichen Wolkenbruch. Auf die todesängstliche stille Erde, die unter dieser drohenden schwarzen Last sich nicht zu rühren wagt, wird plötzlich das Entsetzen hereinbrechen — und sie wird ohnmächtig aufschreien unter den fürchterlichen Kampf der Elemente, aber unhaltbar werden die großen Hagelkörner herunterstürzen und die Bäume zerbrechen, die nicht geduldig sich beugen wollen, die junge Saat zerstampfen, die hilflos dasteht, und unter allen Früchten ringsum eine furchtbare Ernte halten vor der Zeit. Und tosende Wasserschlünde wird der Himmel öffnen, die werden zusammenströmen mit den Wassern auf der Erde und sie aus ihren friedlichen Betten aufjagen, heraushetzen auf blumige Wiesen und Felder und über sie hinweg bis hinein in die schutzlosen Häuser armer Menschen. Und dann, wenn das Werk der Zerstörung vollendet sein wird, dann wird von droben ein ruhiger blauer Himmel herniederlachen auf all’ den Jammer unten, und kleine Silberwölkchen werden im spielenden Tanz erzählen: das Unwetter sei nun vorbei und komme nicht wieder, es herrsche nun wieder lauter Klarheit und Ruhe. Als ob nun Alles gut sei! Als ob es Nichts sei, eine zertrümmerte Ernte! Als ob die vernichteten Hoffnungen von Tausenden Nichts wären!</p> <p>So zog es durch Franzens Seele. So hatte er das bestimmte Vorgefühl wie vor solch’ gräßlichem Gewitter. </p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0031]
eher entladen, als im gräßlichen Wolkenbruch. Auf die todesängstliche stille Erde, die unter dieser drohenden schwarzen Last sich nicht zu rühren wagt, wird plötzlich das Entsetzen hereinbrechen — und sie wird ohnmächtig aufschreien unter den fürchterlichen Kampf der Elemente, aber unhaltbar werden die großen Hagelkörner herunterstürzen und die Bäume zerbrechen, die nicht geduldig sich beugen wollen, die junge Saat zerstampfen, die hilflos dasteht, und unter allen Früchten ringsum eine furchtbare Ernte halten vor der Zeit. Und tosende Wasserschlünde wird der Himmel öffnen, die werden zusammenströmen mit den Wassern auf der Erde und sie aus ihren friedlichen Betten aufjagen, heraushetzen auf blumige Wiesen und Felder und über sie hinweg bis hinein in die schutzlosen Häuser armer Menschen. Und dann, wenn das Werk der Zerstörung vollendet sein wird, dann wird von droben ein ruhiger blauer Himmel herniederlachen auf all’ den Jammer unten, und kleine Silberwölkchen werden im spielenden Tanz erzählen: das Unwetter sei nun vorbei und komme nicht wieder, es herrsche nun wieder lauter Klarheit und Ruhe. Als ob nun Alles gut sei! Als ob es Nichts sei, eine zertrümmerte Ernte! Als ob die vernichteten Hoffnungen von Tausenden Nichts wären!
So zog es durch Franzens Seele. So hatte er das bestimmte Vorgefühl wie vor solch’ gräßlichem Gewitter.
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/31>, abgerufen am 16.02.2025. |