Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.reine Feuer seiner Liebe getrieben, so daß dann die Flamme auseinander wehte und lange Zeit vergeblich nach edler Nahrung suchte und trübe und düster lodernd auf niedrigem Boden dahinkroch. Sie hatte ihn unglücklich gemacht, denn ihr Verrath war die Ursache, daß er für sein zertretnes Herzensglück Ersatz suchte bei niedrigen Leidenschaften. -- Und als sie darauf nach Jahrelanger Neue über ihr Unrecht, eine Neue, die mehr Egoismus als ein edles Gefühl war -- ihn wiedersah und erkannte, wie er von seinem Schmerz genesen war und die Zeit gesühnt hatte, was sie an ihm verbrochen -- da kehrte ihr Herz sich wieder um, und sie haßte ihn nun, weil er im Kampfe mit sich selbst und dem Schmerze Sieger geblieben war. Und jetzt -- als sie ihn abermals wieder sah, glücklich durch Liebe an der Seite einer schönen, bewunderten Jungfrau -- da erwachte all' ihre Eitelkeit wieder -- sie sah sich verblüht, alt und häßlich geworden, und doch hatte sie einst derselbe schöne Mann geliebt, der jetzt eine würdige Wahl war für jenes hohe Mädchen -- und er wäre der Ihrige gewesen, wenn sie nicht selbst sich von ihm getrennt hätte. Die Schuld zu tragen an dem eignen vernichteten Lebensglück! Wohl mag das hart sein -- und eine Frau wie Amalie ohne höhern Schwung der Seele, ohne Größe des Herzens konnte wohl bei solchem Bewußtsein untergehen, von Stufe zu Stufe sinken und endlich noch ein Recht zu haben meinen, die eigne reine Feuer seiner Liebe getrieben, so daß dann die Flamme auseinander wehte und lange Zeit vergeblich nach edler Nahrung suchte und trübe und düster lodernd auf niedrigem Boden dahinkroch. Sie hatte ihn unglücklich gemacht, denn ihr Verrath war die Ursache, daß er für sein zertretnes Herzensglück Ersatz suchte bei niedrigen Leidenschaften. — Und als sie darauf nach Jahrelanger Neue über ihr Unrecht, eine Neue, die mehr Egoismus als ein edles Gefühl war — ihn wiedersah und erkannte, wie er von seinem Schmerz genesen war und die Zeit gesühnt hatte, was sie an ihm verbrochen — da kehrte ihr Herz sich wieder um, und sie haßte ihn nun, weil er im Kampfe mit sich selbst und dem Schmerze Sieger geblieben war. Und jetzt — als sie ihn abermals wieder sah, glücklich durch Liebe an der Seite einer schönen, bewunderten Jungfrau — da erwachte all’ ihre Eitelkeit wieder — sie sah sich verblüht, alt und häßlich geworden, und doch hatte sie einst derselbe schöne Mann geliebt, der jetzt eine würdige Wahl war für jenes hohe Mädchen — und er wäre der Ihrige gewesen, wenn sie nicht selbst sich von ihm getrennt hätte. Die Schuld zu tragen an dem eignen vernichteten Lebensglück! Wohl mag das hart sein — und eine Frau wie Amalie ohne höhern Schwung der Seele, ohne Größe des Herzens konnte wohl bei solchem Bewußtsein untergehen, von Stufe zu Stufe sinken und endlich noch ein Recht zu haben meinen, die eigne <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0152" n="148"/> reine Feuer seiner Liebe getrieben, so daß dann die Flamme auseinander wehte und lange Zeit vergeblich nach edler Nahrung suchte und trübe und düster lodernd auf niedrigem Boden dahinkroch. Sie hatte ihn unglücklich gemacht, denn ihr Verrath war die Ursache, daß er für sein zertretnes Herzensglück Ersatz suchte bei niedrigen Leidenschaften. — Und als sie darauf nach Jahrelanger Neue über ihr Unrecht, eine Neue, die mehr Egoismus als ein edles Gefühl war — ihn wiedersah und erkannte, wie er von seinem Schmerz genesen war und die Zeit gesühnt hatte, was sie an ihm verbrochen — da kehrte ihr Herz sich wieder um, und sie haßte ihn nun, weil er im Kampfe mit sich selbst und dem Schmerze Sieger geblieben war. Und jetzt — als sie ihn abermals wieder sah, glücklich durch Liebe an der Seite einer schönen, bewunderten Jungfrau — da erwachte all’ ihre Eitelkeit wieder — sie sah sich verblüht, alt und häßlich geworden, und doch hatte sie einst derselbe schöne Mann geliebt, der jetzt eine würdige Wahl war für jenes hohe Mädchen — und er wäre der Ihrige gewesen, wenn sie nicht selbst sich von ihm getrennt hätte. Die Schuld zu tragen an dem eignen vernichteten Lebensglück! Wohl mag das hart sein — und eine Frau wie Amalie ohne höhern Schwung der Seele, ohne Größe des Herzens konnte wohl bei solchem Bewußtsein untergehen, von Stufe zu Stufe sinken und endlich noch ein Recht zu haben meinen, die eigne </p> </div> </body> </text> </TEI> [148/0152]
reine Feuer seiner Liebe getrieben, so daß dann die Flamme auseinander wehte und lange Zeit vergeblich nach edler Nahrung suchte und trübe und düster lodernd auf niedrigem Boden dahinkroch. Sie hatte ihn unglücklich gemacht, denn ihr Verrath war die Ursache, daß er für sein zertretnes Herzensglück Ersatz suchte bei niedrigen Leidenschaften. — Und als sie darauf nach Jahrelanger Neue über ihr Unrecht, eine Neue, die mehr Egoismus als ein edles Gefühl war — ihn wiedersah und erkannte, wie er von seinem Schmerz genesen war und die Zeit gesühnt hatte, was sie an ihm verbrochen — da kehrte ihr Herz sich wieder um, und sie haßte ihn nun, weil er im Kampfe mit sich selbst und dem Schmerze Sieger geblieben war. Und jetzt — als sie ihn abermals wieder sah, glücklich durch Liebe an der Seite einer schönen, bewunderten Jungfrau — da erwachte all’ ihre Eitelkeit wieder — sie sah sich verblüht, alt und häßlich geworden, und doch hatte sie einst derselbe schöne Mann geliebt, der jetzt eine würdige Wahl war für jenes hohe Mädchen — und er wäre der Ihrige gewesen, wenn sie nicht selbst sich von ihm getrennt hätte. Die Schuld zu tragen an dem eignen vernichteten Lebensglück! Wohl mag das hart sein — und eine Frau wie Amalie ohne höhern Schwung der Seele, ohne Größe des Herzens konnte wohl bei solchem Bewußtsein untergehen, von Stufe zu Stufe sinken und endlich noch ein Recht zu haben meinen, die eigne
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-23T11:52:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-23T11:52:15Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-08-23T11:52:15Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |