Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.leben noch und das wollen wir ein Mal unsern Peinigern beweisen. Sie sollen vor der Lebenskraft erschrecken, die noch in unsern ausgehungerten Körpern wohnt! -- Berthold, wir wollen alle mit Deiner Frau zu Grabe gehen -- und dann, wenn wir armes Volk einer armen Todten die letzte Ehre angethan haben -- dann wollen wir hingehen und ein Mal ein deutliches Wort mit den reichen Lebenden reden!" Ein allgemeines Geschrei und Gelärm erhob sich, man stimmte Wilhelm jauchzend bei und wechselte damit ab, ihm Recht zu geben, den Fabrikherrn, ihre ganzen Bedrücker, alle Reichen zu verfluchen, Berthold zu beklagen und mit Zerstörung aller Maschinen und der ganzen Fabrik zu drohen. Wilhelm und August mahnten zur Ruhe, warnten davor, den Plan laut werden zu lassen, und die Meisten folgten diesen Mahnungen. Während sich hier Entsetzliches vorbereitet, gab der Rittmeister von Waldow auf seinem Gut in nächster Nähe ein großes Fest. Es galt, die Rückkunft seines Sohnes Karl zu feiern, während Thalheim und Eduin noch anwesend waren. Die sämmtliche Gesellschaft des Kurortes war geladen und die Familie Hohenthal. Ein paar Tage waren seit Jaromirs und Elisabeths Verlobung vergangen und diese eben jetzt durch Karten und Zeitungen die große Neuigkeit des Tages geworden. leben noch und das wollen wir ein Mal unsern Peinigern beweisen. Sie sollen vor der Lebenskraft erschrecken, die noch in unsern ausgehungerten Körpern wohnt! — Berthold, wir wollen alle mit Deiner Frau zu Grabe gehen — und dann, wenn wir armes Volk einer armen Todten die letzte Ehre angethan haben — dann wollen wir hingehen und ein Mal ein deutliches Wort mit den reichen Lebenden reden!“ Ein allgemeines Geschrei und Gelärm erhob sich, man stimmte Wilhelm jauchzend bei und wechselte damit ab, ihm Recht zu geben, den Fabrikherrn, ihre ganzen Bedrücker, alle Reichen zu verfluchen, Berthold zu beklagen und mit Zerstörung aller Maschinen und der ganzen Fabrik zu drohen. Wilhelm und August mahnten zur Ruhe, warnten davor, den Plan laut werden zu lassen, und die Meisten folgten diesen Mahnungen. Während sich hier Entsetzliches vorbereitet, gab der Rittmeister von Waldow auf seinem Gut in nächster Nähe ein großes Fest. Es galt, die Rückkunft seines Sohnes Karl zu feiern, während Thalheim und Eduin noch anwesend waren. Die sämmtliche Gesellschaft des Kurortes war geladen und die Familie Hohenthal. Ein paar Tage waren seit Jaromirs und Elisabeths Verlobung vergangen und diese eben jetzt durch Karten und Zeitungen die große Neuigkeit des Tages geworden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0122" n="118"/> leben noch und das wollen wir ein Mal unsern Peinigern beweisen. Sie sollen vor der Lebenskraft erschrecken, die noch in unsern ausgehungerten Körpern wohnt! — Berthold, wir wollen alle mit Deiner Frau zu Grabe gehen — und dann, wenn wir armes Volk einer armen Todten die letzte Ehre angethan haben — dann wollen wir hingehen und ein Mal ein deutliches Wort mit den reichen Lebenden reden!“</p> <p>Ein allgemeines Geschrei und Gelärm erhob sich, man stimmte Wilhelm jauchzend bei und wechselte damit ab, ihm Recht zu geben, den Fabrikherrn, ihre ganzen Bedrücker, alle Reichen zu verfluchen, Berthold zu beklagen und mit Zerstörung aller Maschinen und der ganzen Fabrik zu drohen. Wilhelm und August mahnten zur Ruhe, warnten davor, den Plan laut werden zu lassen, und die Meisten folgten diesen Mahnungen.</p> <p>Während sich hier Entsetzliches vorbereitet, gab der Rittmeister von Waldow auf seinem Gut in nächster Nähe ein großes Fest.</p> <p>Es galt, die Rückkunft seines Sohnes Karl zu feiern, während Thalheim und Eduin noch anwesend waren.</p> <p>Die sämmtliche Gesellschaft des Kurortes war geladen und die Familie Hohenthal.</p> <p>Ein paar Tage waren seit Jaromirs und Elisabeths Verlobung vergangen und diese eben jetzt durch Karten und Zeitungen die große Neuigkeit des Tages geworden.</p> </div> </body> </text> </TEI> [118/0122]
leben noch und das wollen wir ein Mal unsern Peinigern beweisen. Sie sollen vor der Lebenskraft erschrecken, die noch in unsern ausgehungerten Körpern wohnt! — Berthold, wir wollen alle mit Deiner Frau zu Grabe gehen — und dann, wenn wir armes Volk einer armen Todten die letzte Ehre angethan haben — dann wollen wir hingehen und ein Mal ein deutliches Wort mit den reichen Lebenden reden!“
Ein allgemeines Geschrei und Gelärm erhob sich, man stimmte Wilhelm jauchzend bei und wechselte damit ab, ihm Recht zu geben, den Fabrikherrn, ihre ganzen Bedrücker, alle Reichen zu verfluchen, Berthold zu beklagen und mit Zerstörung aller Maschinen und der ganzen Fabrik zu drohen. Wilhelm und August mahnten zur Ruhe, warnten davor, den Plan laut werden zu lassen, und die Meisten folgten diesen Mahnungen.
Während sich hier Entsetzliches vorbereitet, gab der Rittmeister von Waldow auf seinem Gut in nächster Nähe ein großes Fest.
Es galt, die Rückkunft seines Sohnes Karl zu feiern, während Thalheim und Eduin noch anwesend waren.
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Ein paar Tage waren seit Jaromirs und Elisabeths Verlobung vergangen und diese eben jetzt durch Karten und Zeitungen die große Neuigkeit des Tages geworden.
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