Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.Verbot unsers Vereins, wißt Ihr?" erzählte August. "Es ist wahr, wir wollen uns vor Anton in Acht nehmen! Franz hat mir ein Mal erzählt, wie es auch in andern Verhältnissen, unter den Bürgern zum Beispiel, solche Leute gebe, die am Schlimmsten auf Vorgesetzte schimpften und dagegen lärmten, nur damit man ihnen beistimme und sie Einen hernach an zeigen könnten! Vorsicht ist nöthig," mahnte ein anderer Arbeiter. Eben trat ein ältrer Arbeiter mit verstörtem Gesichte herein. "Gebt mir einen Schnaps, daß man sich den Jammer vertrinken kann -- weiter giebt's ja doch keinen Trost auf der Welt für unser Einen!" "Was hast Du denn, Berthold? Du siehst ja ganz grimmig aus und wie zerschmettert obendrein!" bestürmten ihn Einige fragend. "Bin's auch -- bin auch grimmig und zerschmettert, da habt Ihr ganz Recht!" "Nun und was hast Du denn?" "Was? Da habt Ihr gut fragen -- mein Weib ist eine Leiche!" "So schnell?" "Hatte sie nicht Aussicht auf Mutterschaft?" "Ich habe sie doch noch heute früh gesehen? so fragte man ihn wieder. Verbot unsers Vereins, wißt Ihr?“ erzählte August. „Es ist wahr, wir wollen uns vor Anton in Acht nehmen! Franz hat mir ein Mal erzählt, wie es auch in andern Verhältnissen, unter den Bürgern zum Beispiel, solche Leute gebe, die am Schlimmsten auf Vorgesetzte schimpften und dagegen lärmten, nur damit man ihnen beistimme und sie Einen hernach an zeigen könnten! Vorsicht ist nöthig,“ mahnte ein anderer Arbeiter. Eben trat ein ältrer Arbeiter mit verstörtem Gesichte herein. „Gebt mir einen Schnaps, daß man sich den Jammer vertrinken kann — weiter giebt’s ja doch keinen Trost auf der Welt für unser Einen!“ „Was hast Du denn, Berthold? Du siehst ja ganz grimmig aus und wie zerschmettert obendrein!“ bestürmten ihn Einige fragend. „Bin’s auch — bin auch grimmig und zerschmettert, da habt Ihr ganz Recht!“ „Nun und was hast Du denn?“ „Was? Da habt Ihr gut fragen — mein Weib ist eine Leiche!“ „So schnell?“ „Hatte sie nicht Aussicht auf Mutterschaft?“ „Ich habe sie doch noch heute früh gesehen? so fragte man ihn wieder. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0120" n="116"/> Verbot unsers Vereins, wißt Ihr?“ erzählte August.</p> <p>„Es ist wahr, wir wollen uns vor Anton in Acht nehmen! Franz hat mir ein Mal erzählt, wie es auch in andern Verhältnissen, unter den Bürgern zum Beispiel, solche Leute gebe, die am Schlimmsten auf Vorgesetzte schimpften und dagegen lärmten, nur damit man ihnen beistimme und sie Einen hernach an zeigen könnten! Vorsicht ist nöthig,“ mahnte ein anderer Arbeiter.</p> <p>Eben trat ein ältrer Arbeiter mit verstörtem Gesichte herein. „Gebt mir einen Schnaps, daß man sich den Jammer vertrinken kann — weiter giebt’s ja doch keinen Trost auf der Welt für unser Einen!“</p> <p>„Was hast Du denn, Berthold? Du siehst ja ganz grimmig aus und wie zerschmettert obendrein!“ bestürmten ihn Einige fragend.</p> <p>„Bin’s auch — bin auch grimmig und zerschmettert, da habt Ihr ganz Recht!“</p> <p>„Nun und was hast Du denn?“</p> <p>„Was? Da habt Ihr gut fragen — mein Weib ist eine Leiche!“</p> <p>„So schnell?“</p> <p>„Hatte sie nicht Aussicht auf Mutterschaft?“</p> <p>„Ich habe sie doch noch heute früh gesehen? so fragte man ihn wieder.</p> </div> </body> </text> </TEI> [116/0120]
Verbot unsers Vereins, wißt Ihr?“ erzählte August.
„Es ist wahr, wir wollen uns vor Anton in Acht nehmen! Franz hat mir ein Mal erzählt, wie es auch in andern Verhältnissen, unter den Bürgern zum Beispiel, solche Leute gebe, die am Schlimmsten auf Vorgesetzte schimpften und dagegen lärmten, nur damit man ihnen beistimme und sie Einen hernach an zeigen könnten! Vorsicht ist nöthig,“ mahnte ein anderer Arbeiter.
Eben trat ein ältrer Arbeiter mit verstörtem Gesichte herein. „Gebt mir einen Schnaps, daß man sich den Jammer vertrinken kann — weiter giebt’s ja doch keinen Trost auf der Welt für unser Einen!“
„Was hast Du denn, Berthold? Du siehst ja ganz grimmig aus und wie zerschmettert obendrein!“ bestürmten ihn Einige fragend.
„Bin’s auch — bin auch grimmig und zerschmettert, da habt Ihr ganz Recht!“
„Nun und was hast Du denn?“
„Was? Da habt Ihr gut fragen — mein Weib ist eine Leiche!“
„So schnell?“
„Hatte sie nicht Aussicht auf Mutterschaft?“
„Ich habe sie doch noch heute früh gesehen? so fragte man ihn wieder.
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