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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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welcher er Elisabeth zuerst seine Liebe gestanden hatte. Dort harrte er dann -- und harrte selten vergebens -- bis die Geliebte unter den Bäumen hervor ihm entgegentrat und zart erröthend in seine geöffneten Arme sich warf. Nur zuweilen, wenn Gäste zu Mittag im Schloß waren, blieb sie aus oder flog nur eilend hin zu ihm, um ihn nach wenig Momenten wieder fortzutreiben. Denn noch lag der zarte Schleier des Geheimnisses über ihrer Liebe und es war, als hätte Keines von Beiden ihn heben mögen. Zwar machte er jetzt noch öfter als vorher Besuche in Elisabeths Familie und ihre Eltern empfingen ihn gern, obwohl es schien, als ob sie Aarens noch mit freundlicherer Auszeichnung willkommen hießen.

So waren denn auch eines Nachmittags Elisabeth und Jaromir in der Rotunde bei einander. Er hatte ihr einen Strauß Rosen mitgebracht und wollte jetzt, daß sie diese sich zum Kranze winde.

"Wir wollen hier die kleinen Marmorsäulen unsers heiligen Liebestempels umkränzen," sagte sie, "wir dürfen wohl heute ein geheimes Fest feiern, denn heut' ist es ein Jahr, daß wir zuerst uns sahen."

"Sei mir nicht böse," sagte er und küßte sie innig, "aber ich brachte Dir dazu die Rosen mit, um zu sehen, ob Du auch diesen Tag im treuen Gedächtniß bewahrt haben würdest."

welcher er Elisabeth zuerst seine Liebe gestanden hatte. Dort harrte er dann — und harrte selten vergebens — bis die Geliebte unter den Bäumen hervor ihm entgegentrat und zart erröthend in seine geöffneten Arme sich warf. Nur zuweilen, wenn Gäste zu Mittag im Schloß waren, blieb sie aus oder flog nur eilend hin zu ihm, um ihn nach wenig Momenten wieder fortzutreiben. Denn noch lag der zarte Schleier des Geheimnisses über ihrer Liebe und es war, als hätte Keines von Beiden ihn heben mögen. Zwar machte er jetzt noch öfter als vorher Besuche in Elisabeths Familie und ihre Eltern empfingen ihn gern, obwohl es schien, als ob sie Aarens noch mit freundlicherer Auszeichnung willkommen hießen.

So waren denn auch eines Nachmittags Elisabeth und Jaromir in der Rotunde bei einander. Er hatte ihr einen Strauß Rosen mitgebracht und wollte jetzt, daß sie diese sich zum Kranze winde.

„Wir wollen hier die kleinen Marmorsäulen unsers heiligen Liebestempels umkränzen,“ sagte sie, „wir dürfen wohl heute ein geheimes Fest feiern, denn heut’ ist es ein Jahr, daß wir zuerst uns sahen.“

„Sei mir nicht böse,“ sagte er und küßte sie innig, „aber ich brachte Dir dazu die Rosen mit, um zu sehen, ob Du auch diesen Tag im treuen Gedächtniß bewahrt haben würdest.“

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[8/0012] welcher er Elisabeth zuerst seine Liebe gestanden hatte. Dort harrte er dann — und harrte selten vergebens — bis die Geliebte unter den Bäumen hervor ihm entgegentrat und zart erröthend in seine geöffneten Arme sich warf. Nur zuweilen, wenn Gäste zu Mittag im Schloß waren, blieb sie aus oder flog nur eilend hin zu ihm, um ihn nach wenig Momenten wieder fortzutreiben. Denn noch lag der zarte Schleier des Geheimnisses über ihrer Liebe und es war, als hätte Keines von Beiden ihn heben mögen. Zwar machte er jetzt noch öfter als vorher Besuche in Elisabeths Familie und ihre Eltern empfingen ihn gern, obwohl es schien, als ob sie Aarens noch mit freundlicherer Auszeichnung willkommen hießen. So waren denn auch eines Nachmittags Elisabeth und Jaromir in der Rotunde bei einander. Er hatte ihr einen Strauß Rosen mitgebracht und wollte jetzt, daß sie diese sich zum Kranze winde. „Wir wollen hier die kleinen Marmorsäulen unsers heiligen Liebestempels umkränzen,“ sagte sie, „wir dürfen wohl heute ein geheimes Fest feiern, denn heut’ ist es ein Jahr, daß wir zuerst uns sahen.“ „Sei mir nicht böse,“ sagte er und küßte sie innig, „aber ich brachte Dir dazu die Rosen mit, um zu sehen, ob Du auch diesen Tag im treuen Gedächtniß bewahrt haben würdest.“

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/12>, abgerufen am 23.11.2024.