Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.wer einmal dem Spiel zusah, bekam bald Lust, auch einmal die Karte zur Hand zu nehmen und sein Heil zu versuchen. Und hatte nun einmal die Hand nach den Karten gegriffen, so gab sie die neue Bekanntschaft sobald nicht wieder auf. Wer verlor, spielte fort, um endlich das Verlorene zurückzugewinnen, und wer gewann, spielte fort, weil es doch eine schöne Sache war, so sein Geld zu mehren. Dabei trank man sich noch Muth und desto mehr, je länger man blieb. So mehrten sich wieder die Zänkereien und Schlägereien unter den Fabrikarbeitern -- dies schien den Herrn Fabrikbesitzern und Factoren gleichgültig zu sein -- vielleicht hatten sie auch noch den beliebten jesuitischen Grundsatz: divide et impera. Wilhelm lehnte mit August und ein paar Andern in einer Ecke. August warnte wieder: "Ich bitte Euch nur vor allen Dingen, seid gegen Anton auf Eurer Huth! -- Was hat er denn ewig, wenn's Dunkel wird, nach Hohenheim zu schleichen, wenn dahinter nicht eine Schufterei steckt? "Ach was, er wird dort einen Schatz haben --" versetzte einer der Arbeiter. "Das braucht er nicht vor uns geheim zu halten -- einen Schatz hat Jeder --" sagte ein Anderer. Wilhelm meinte ruhig: "Er denkt aber gerade wie wir, daß er den Franz nicht mehr leiden kann, und sagt, wer einmal dem Spiel zusah, bekam bald Lust, auch einmal die Karte zur Hand zu nehmen und sein Heil zu versuchen. Und hatte nun einmal die Hand nach den Karten gegriffen, so gab sie die neue Bekanntschaft sobald nicht wieder auf. Wer verlor, spielte fort, um endlich das Verlorene zurückzugewinnen, und wer gewann, spielte fort, weil es doch eine schöne Sache war, so sein Geld zu mehren. Dabei trank man sich noch Muth und desto mehr, je länger man blieb. So mehrten sich wieder die Zänkereien und Schlägereien unter den Fabrikarbeitern — dies schien den Herrn Fabrikbesitzern und Factoren gleichgültig zu sein — vielleicht hatten sie auch noch den beliebten jesuitischen Grundsatz: divide et impera. Wilhelm lehnte mit August und ein paar Andern in einer Ecke. August warnte wieder: „Ich bitte Euch nur vor allen Dingen, seid gegen Anton auf Eurer Huth! — Was hat er denn ewig, wenn’s Dunkel wird, nach Hohenheim zu schleichen, wenn dahinter nicht eine Schufterei steckt? „Ach was, er wird dort einen Schatz haben —“ versetzte einer der Arbeiter. „Das braucht er nicht vor uns geheim zu halten — einen Schatz hat Jeder —“ sagte ein Anderer. Wilhelm meinte ruhig: „Er denkt aber gerade wie wir, daß er den Franz nicht mehr leiden kann, und sagt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0118" n="114"/> wer einmal dem Spiel zusah, bekam bald Lust, auch einmal die Karte zur Hand zu nehmen und sein Heil zu versuchen. Und hatte nun einmal die Hand nach den Karten gegriffen, so gab sie die neue Bekanntschaft sobald nicht wieder auf. Wer verlor, spielte fort, um endlich das Verlorene zurückzugewinnen, und wer gewann, spielte fort, weil es doch eine schöne Sache war, so sein Geld zu mehren. Dabei trank man sich noch Muth und desto mehr, je länger man blieb. So mehrten sich wieder die Zänkereien und Schlägereien unter den Fabrikarbeitern — dies schien den Herrn Fabrikbesitzern und Factoren gleichgültig zu sein — vielleicht hatten sie auch noch den beliebten jesuitischen Grundsatz: <hi rendition="#aq">divide et impera</hi>.</p> <p>Wilhelm lehnte mit August und ein paar Andern in einer Ecke.</p> <p>August warnte wieder: „Ich bitte Euch nur vor allen Dingen, seid gegen Anton auf Eurer Huth! — Was hat er denn ewig, wenn’s Dunkel wird, nach Hohenheim zu schleichen, wenn dahinter nicht eine Schufterei steckt?</p> <p>„Ach was, er wird dort einen Schatz haben —“ versetzte einer der Arbeiter.</p> <p>„Das braucht er nicht vor uns geheim zu halten — einen Schatz hat Jeder —“ sagte ein Anderer.</p> <p>Wilhelm meinte ruhig: „Er denkt aber gerade wie wir, daß er den Franz nicht mehr leiden kann, und sagt, </p> </div> </body> </text> </TEI> [114/0118]
wer einmal dem Spiel zusah, bekam bald Lust, auch einmal die Karte zur Hand zu nehmen und sein Heil zu versuchen. Und hatte nun einmal die Hand nach den Karten gegriffen, so gab sie die neue Bekanntschaft sobald nicht wieder auf. Wer verlor, spielte fort, um endlich das Verlorene zurückzugewinnen, und wer gewann, spielte fort, weil es doch eine schöne Sache war, so sein Geld zu mehren. Dabei trank man sich noch Muth und desto mehr, je länger man blieb. So mehrten sich wieder die Zänkereien und Schlägereien unter den Fabrikarbeitern — dies schien den Herrn Fabrikbesitzern und Factoren gleichgültig zu sein — vielleicht hatten sie auch noch den beliebten jesuitischen Grundsatz: divide et impera.
Wilhelm lehnte mit August und ein paar Andern in einer Ecke.
August warnte wieder: „Ich bitte Euch nur vor allen Dingen, seid gegen Anton auf Eurer Huth! — Was hat er denn ewig, wenn’s Dunkel wird, nach Hohenheim zu schleichen, wenn dahinter nicht eine Schufterei steckt?
„Ach was, er wird dort einen Schatz haben —“ versetzte einer der Arbeiter.
„Das braucht er nicht vor uns geheim zu halten — einen Schatz hat Jeder —“ sagte ein Anderer.
Wilhelm meinte ruhig: „Er denkt aber gerade wie wir, daß er den Franz nicht mehr leiden kann, und sagt,
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/118>, abgerufen am 17.02.2025. |