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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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Amalie erreichte die Stelle, von wo aus sie plötzlich Elisabeth Hand in Hand mit Jaromir und neben Thalheim sah -- neben ihrem Gatten, den sie niemals hatte wiedersehen wollen.

Beides war zu Viel für die Reizbarkeit einer Frau wie Amalie -- und so stieß sie den Schrei der Ueberraschung aus, welcher Jene erschreckte, und verfiel in Krämpfe, von denen sie bei allen heftigen Gemüthserschütterungen erfaßt ward.

Thalheim, gleichfalls auf's Tiefste von diesem Wiedersehen erschüttert, kniete neben ihr nieder und hielt sie halb in seinen Armen. Aurelie und Pauline waren scheu und verlegen zur Seite getreten.

So waren einige Minuten vergangen -- da raffte sich Amalie plötzlich auf, riß sich von dem Gatten los und eilte zwischen die Bäume hinein auf die Stelle, wo Elisabeth und Jaromir standen.

"Junge Gräfin!" sagte sie hastig in seltsam schneidendem Tone, "ich wünsche Ihnen Glück dazu, daß sie jetzt meine Stelle einnehmen -- Jaromir war vor Ihnen mein -- er war der Grund, daß ich mich von meinem Gatten trennte -- und daß ich Sie jetzt wie einst mich selbst in meiner Jugend zwischen diesen Beiden Männern sah, die an meinem Elend Schuld sind -- nahm mir die Fassung."

Große und unschuldige Frauenseelen haben, besonders

Amalie erreichte die Stelle, von wo aus sie plötzlich Elisabeth Hand in Hand mit Jaromir und neben Thalheim sah — neben ihrem Gatten, den sie niemals hatte wiedersehen wollen.

Beides war zu Viel für die Reizbarkeit einer Frau wie Amalie — und so stieß sie den Schrei der Ueberraschung aus, welcher Jene erschreckte, und verfiel in Krämpfe, von denen sie bei allen heftigen Gemüthserschütterungen erfaßt ward.

Thalheim, gleichfalls auf’s Tiefste von diesem Wiedersehen erschüttert, kniete neben ihr nieder und hielt sie halb in seinen Armen. Aurelie und Pauline waren scheu und verlegen zur Seite getreten.

So waren einige Minuten vergangen — da raffte sich Amalie plötzlich auf, riß sich von dem Gatten los und eilte zwischen die Bäume hinein auf die Stelle, wo Elisabeth und Jaromir standen.

„Junge Gräfin!“ sagte sie hastig in seltsam schneidendem Tone, „ich wünsche Ihnen Glück dazu, daß sie jetzt meine Stelle einnehmen — Jaromir war vor Ihnen mein — er war der Grund, daß ich mich von meinem Gatten trennte — und daß ich Sie jetzt wie einst mich selbst in meiner Jugend zwischen diesen Beiden Männern sah, die an meinem Elend Schuld sind — nahm mir die Fassung.“

Große und unschuldige Frauenseelen haben, besonders

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[110/0114] Amalie erreichte die Stelle, von wo aus sie plötzlich Elisabeth Hand in Hand mit Jaromir und neben Thalheim sah — neben ihrem Gatten, den sie niemals hatte wiedersehen wollen. Beides war zu Viel für die Reizbarkeit einer Frau wie Amalie — und so stieß sie den Schrei der Ueberraschung aus, welcher Jene erschreckte, und verfiel in Krämpfe, von denen sie bei allen heftigen Gemüthserschütterungen erfaßt ward. Thalheim, gleichfalls auf’s Tiefste von diesem Wiedersehen erschüttert, kniete neben ihr nieder und hielt sie halb in seinen Armen. Aurelie und Pauline waren scheu und verlegen zur Seite getreten. So waren einige Minuten vergangen — da raffte sich Amalie plötzlich auf, riß sich von dem Gatten los und eilte zwischen die Bäume hinein auf die Stelle, wo Elisabeth und Jaromir standen. „Junge Gräfin!“ sagte sie hastig in seltsam schneidendem Tone, „ich wünsche Ihnen Glück dazu, daß sie jetzt meine Stelle einnehmen — Jaromir war vor Ihnen mein — er war der Grund, daß ich mich von meinem Gatten trennte — und daß ich Sie jetzt wie einst mich selbst in meiner Jugend zwischen diesen Beiden Männern sah, die an meinem Elend Schuld sind — nahm mir die Fassung.“ Große und unschuldige Frauenseelen haben, besonders

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/114>, abgerufen am 23.11.2024.