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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

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Franz erröthete, als er einen Blick auf die Aufschrift geworfen, die ihm allerdings sehr schmeichelhaft erschien. "Es ist zu dunkel zum Lesen hier," sagte er, "komm mit in meine Kammer, wir zünden die Lampe an und lesen zusammen."

Sie traten in das Haus und stiegen hinauf in die kleine Kammer, welche Franz bewohnte. Bald brannte die kleine Lampe und erhellte düster und spärlich den elenden Raum. Franz hielt den Brief nahe an die düstre Flamme, öffnete das dunkle Siegel und sah zuerst auf der letzten Seite nach der Unterschrift. Es war unterschrieben: "Mehrere gleichgesinnte Fabrikarbeiter." Ort und Datum waren nicht angegeben.

"Das ist seltsam," sagte Franz, "und das Schreiben ist so lang."

"Weißt Du was?" sagte Wilhelm. "Du hast gewiß davon gehört, wie es seit einiger Zeit unter denen, welche sich um die Staatswirthschaft bekümmern, oder doch darum bekümmern mögten, Mode geworden ist, an Diejenigen, welche in diesen Angelegenheiten einflußreiche Schritte gethan haben, oder thun könnten, ein Schreiben zu richten, welches von Einem verfaßt und von Vielen unterschrieben wird."

"Ja, man nennt das eine Adresse," sagte Franz.

"Nun sieh! Vielleicht haben diese Fabrikarbeiter in

Franz erröthete, als er einen Blick auf die Aufschrift geworfen, die ihm allerdings sehr schmeichelhaft erschien. „Es ist zu dunkel zum Lesen hier,“ sagte er, „komm mit in meine Kammer, wir zünden die Lampe an und lesen zusammen.“

Sie traten in das Haus und stiegen hinauf in die kleine Kammer, welche Franz bewohnte. Bald brannte die kleine Lampe und erhellte düster und spärlich den elenden Raum. Franz hielt den Brief nahe an die düstre Flamme, öffnete das dunkle Siegel und sah zuerst auf der letzten Seite nach der Unterschrift. Es war unterschrieben: „Mehrere gleichgesinnte Fabrikarbeiter.“ Ort und Datum waren nicht angegeben.

„Das ist seltsam,“ sagte Franz, „und das Schreiben ist so lang.“

„Weißt Du was?“ sagte Wilhelm. „Du hast gewiß davon gehört, wie es seit einiger Zeit unter denen, welche sich um die Staatswirthschaft bekümmern, oder doch darum bekümmern mögten, Mode geworden ist, an Diejenigen, welche in diesen Angelegenheiten einflußreiche Schritte gethan haben, oder thun könnten, ein Schreiben zu richten, welches von Einem verfaßt und von Vielen unterschrieben wird.“

„Ja, man nennt das eine Adresse,“ sagte Franz.

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[78/0084] Franz erröthete, als er einen Blick auf die Aufschrift geworfen, die ihm allerdings sehr schmeichelhaft erschien. „Es ist zu dunkel zum Lesen hier,“ sagte er, „komm mit in meine Kammer, wir zünden die Lampe an und lesen zusammen.“ Sie traten in das Haus und stiegen hinauf in die kleine Kammer, welche Franz bewohnte. Bald brannte die kleine Lampe und erhellte düster und spärlich den elenden Raum. Franz hielt den Brief nahe an die düstre Flamme, öffnete das dunkle Siegel und sah zuerst auf der letzten Seite nach der Unterschrift. Es war unterschrieben: „Mehrere gleichgesinnte Fabrikarbeiter.“ Ort und Datum waren nicht angegeben. „Das ist seltsam,“ sagte Franz, „und das Schreiben ist so lang.“ „Weißt Du was?“ sagte Wilhelm. „Du hast gewiß davon gehört, wie es seit einiger Zeit unter denen, welche sich um die Staatswirthschaft bekümmern, oder doch darum bekümmern mögten, Mode geworden ist, an Diejenigen, welche in diesen Angelegenheiten einflußreiche Schritte gethan haben, oder thun könnten, ein Schreiben zu richten, welches von Einem verfaßt und von Vielen unterschrieben wird.“ „Ja, man nennt das eine Adresse,“ sagte Franz. „Nun sieh! Vielleicht haben diese Fabrikarbeiter in

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/84>, abgerufen am 24.11.2024.