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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

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währte. Elisabeth selbst war nicht in die Fabrik gekommen, weil leichte Unpäßlichkeit sie im Schlosse zurückhielt.

Noch niemals war es Paulinen einsamer vorgekommen, als jetzt, wo sie sinnend allein im Garten weilte.

Ein Gruß weckte sie aus ihren traurigen Träumereien.

"Guten Abend, Mamsellchen."

Es war eine kleine dicke Frau mit rothem Gesicht, welche vorüber ging und den Gruß hinein rief. Pauline erkannte sie; es war die gutmüthig aussehende Frau, welche sie bei der langen Liese getroffen hatte.

"Guten Abend, Frau Martha," sagte Pauline, "lauft doch nicht so vorüber. Was macht die lange Liese mit ihren armen Kindern?"

"Sie haben mich gleich erkannt?" sagte Martha schmunzelnd. "Sonst merken sich die feinen Mamsellchen uns arme Weiber nicht so leicht; das ist hübsch von Ihnen. Was die lange Liese macht? Da mag sich Gott erbarmen, die flucht Tag und Nacht. -- Sie wissens wohl gar nicht, daß die Kinder Beide todt sind, der Junge und auch die kleine Liese!"

"Todt -- Beide?!" rief Pauline, "Das ist ja entsetzlich!"

"Freilich wohl -- aber ein Glück ist's doch auch, daß sie starben, was hätte aus den elenden Krüppeln werden

währte. Elisabeth selbst war nicht in die Fabrik gekommen, weil leichte Unpäßlichkeit sie im Schlosse zurückhielt.

Noch niemals war es Paulinen einsamer vorgekommen, als jetzt, wo sie sinnend allein im Garten weilte.

Ein Gruß weckte sie aus ihren traurigen Träumereien.

„Guten Abend, Mamsellchen.“

Es war eine kleine dicke Frau mit rothem Gesicht, welche vorüber ging und den Gruß hinein rief. Pauline erkannte sie; es war die gutmüthig aussehende Frau, welche sie bei der langen Liese getroffen hatte.

„Guten Abend, Frau Martha,“ sagte Pauline, „lauft doch nicht so vorüber. Was macht die lange Liese mit ihren armen Kindern?“

„Sie haben mich gleich erkannt?“ sagte Martha schmunzelnd. „Sonst merken sich die feinen Mamsellchen uns arme Weiber nicht so leicht; das ist hübsch von Ihnen. Was die lange Liese macht? Da mag sich Gott erbarmen, die flucht Tag und Nacht. — Sie wissens wohl gar nicht, daß die Kinder Beide todt sind, der Junge und auch die kleine Liese!“

„Todt — Beide?!“ rief Pauline, „Das ist ja entsetzlich!“

„Freilich wohl — aber ein Glück ist’s doch auch, daß sie starben, was hätte aus den elenden Krüppeln werden

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[59/0065] währte. Elisabeth selbst war nicht in die Fabrik gekommen, weil leichte Unpäßlichkeit sie im Schlosse zurückhielt. Noch niemals war es Paulinen einsamer vorgekommen, als jetzt, wo sie sinnend allein im Garten weilte. Ein Gruß weckte sie aus ihren traurigen Träumereien. „Guten Abend, Mamsellchen.“ Es war eine kleine dicke Frau mit rothem Gesicht, welche vorüber ging und den Gruß hinein rief. Pauline erkannte sie; es war die gutmüthig aussehende Frau, welche sie bei der langen Liese getroffen hatte. „Guten Abend, Frau Martha,“ sagte Pauline, „lauft doch nicht so vorüber. Was macht die lange Liese mit ihren armen Kindern?“ „Sie haben mich gleich erkannt?“ sagte Martha schmunzelnd. „Sonst merken sich die feinen Mamsellchen uns arme Weiber nicht so leicht; das ist hübsch von Ihnen. Was die lange Liese macht? Da mag sich Gott erbarmen, die flucht Tag und Nacht. — Sie wissens wohl gar nicht, daß die Kinder Beide todt sind, der Junge und auch die kleine Liese!“ „Todt — Beide?!“ rief Pauline, „Das ist ja entsetzlich!“ „Freilich wohl — aber ein Glück ist’s doch auch, daß sie starben, was hätte aus den elenden Krüppeln werden

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/65>, abgerufen am 24.11.2024.