Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.der sie eben Alle ziemlich hart anließ. Franz hatte Paulinen einen schmerzlichen Blick zugeworfen, zum Sprechen war der Moment nicht geeignet gewesen. Den Chirurgen hatte sie gleich, als er das erste Mal zu den verunglückten Kindern auf Ihr Geheis gekommen war, im Voraus bezahlt. Sie hatte Nichts wiedre von diesen armen Leuten gehört, denn sie selbst war nicht wiedre hingegangen, da sie nach dem ersten Empfang der langen Liese recht wohl einsehen gelernt, wie diese ihren Besuch weniger als eine Art Genugthuung, sondern mehr als Verhöhung betrachte. Ihren Bruder oder die Factoren nach der langen Liese und ihren Kindern zu fragen, hielt eine innere ängstliche Scheu sie ab. Eines Abends saß Pauline allein im Garten wie gewöhnlich, denn um diese Stunde allein spazieren zu gehen wagte sie nicht, weil sie immer fürchtete, daß sie, wenn sie Fabrikarbeitern begegnete, von diesen roh behandelt werden mögte, oder doch wenigstens unziemliche Redensarten anhören müßte. Sie war sehr traurig, denn sie hatte auch Elisabeth lange nicht gesehen. Herr Felchner war sehr gegen den Grafen erbittert, seitdem dieser versucht hatte, sich mit in die Waldow'sche Angelegenheit zu mischen und jetzt auch vor Gericht gegen ihn auftretend gestrebt hatte, es dahin zu bringen, daß der Fabrikherr den Bach -- welcher nun durch sein neu erlangtes Gebiet floß -- aber zugleich durch Hohenthal'sche Besitzungen der sie eben Alle ziemlich hart anließ. Franz hatte Paulinen einen schmerzlichen Blick zugeworfen, zum Sprechen war der Moment nicht geeignet gewesen. Den Chirurgen hatte sie gleich, als er das erste Mal zu den verunglückten Kindern auf Ihr Geheis gekommen war, im Voraus bezahlt. Sie hatte Nichts wiedre von diesen armen Leuten gehört, denn sie selbst war nicht wiedre hingegangen, da sie nach dem ersten Empfang der langen Liese recht wohl einsehen gelernt, wie diese ihren Besuch weniger als eine Art Genugthuung, sondern mehr als Verhöhung betrachte. Ihren Bruder oder die Factoren nach der langen Liese und ihren Kindern zu fragen, hielt eine innere ängstliche Scheu sie ab. Eines Abends saß Pauline allein im Garten wie gewöhnlich, denn um diese Stunde allein spazieren zu gehen wagte sie nicht, weil sie immer fürchtete, daß sie, wenn sie Fabrikarbeitern begegnete, von diesen roh behandelt werden mögte, oder doch wenigstens unziemliche Redensarten anhören müßte. Sie war sehr traurig, denn sie hatte auch Elisabeth lange nicht gesehen. Herr Felchner war sehr gegen den Grafen erbittert, seitdem dieser versucht hatte, sich mit in die Waldow’sche Angelegenheit zu mischen und jetzt auch vor Gericht gegen ihn auftretend gestrebt hatte, es dahin zu bringen, daß der Fabrikherr den Bach — welcher nun durch sein neu erlangtes Gebiet floß — aber zugleich durch Hohenthal’sche Besitzungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0063" n="57"/> der sie eben Alle ziemlich hart anließ. Franz hatte Paulinen einen schmerzlichen Blick zugeworfen, zum Sprechen war der Moment nicht geeignet gewesen. Den Chirurgen hatte sie gleich, als er das erste Mal zu den verunglückten Kindern auf Ihr Geheis gekommen war, im Voraus bezahlt. Sie hatte Nichts wiedre von diesen armen Leuten gehört, denn sie selbst war nicht wiedre hingegangen, da sie nach dem ersten Empfang der langen Liese recht wohl einsehen gelernt, wie diese ihren Besuch weniger als eine Art Genugthuung, sondern mehr als Verhöhung betrachte. Ihren Bruder oder die Factoren nach der langen Liese und ihren Kindern zu fragen, hielt eine innere ängstliche Scheu sie ab.</p> <p>Eines Abends saß Pauline allein im Garten wie gewöhnlich, denn um diese Stunde allein spazieren zu gehen wagte sie nicht, weil sie immer fürchtete, daß sie, wenn sie Fabrikarbeitern begegnete, von diesen roh behandelt werden mögte, oder doch wenigstens unziemliche Redensarten anhören müßte. Sie war sehr traurig, denn sie hatte auch Elisabeth lange nicht gesehen. Herr Felchner war sehr gegen den Grafen erbittert, seitdem dieser versucht hatte, sich mit in die Waldow’sche Angelegenheit zu mischen und jetzt auch vor Gericht gegen ihn auftretend gestrebt hatte, es dahin zu bringen, daß der Fabrikherr den Bach — welcher nun durch sein neu erlangtes Gebiet floß — aber zugleich durch Hohenthal’sche Besitzungen </p> </div> </body> </text> </TEI> [57/0063]
der sie eben Alle ziemlich hart anließ. Franz hatte Paulinen einen schmerzlichen Blick zugeworfen, zum Sprechen war der Moment nicht geeignet gewesen. Den Chirurgen hatte sie gleich, als er das erste Mal zu den verunglückten Kindern auf Ihr Geheis gekommen war, im Voraus bezahlt. Sie hatte Nichts wiedre von diesen armen Leuten gehört, denn sie selbst war nicht wiedre hingegangen, da sie nach dem ersten Empfang der langen Liese recht wohl einsehen gelernt, wie diese ihren Besuch weniger als eine Art Genugthuung, sondern mehr als Verhöhung betrachte. Ihren Bruder oder die Factoren nach der langen Liese und ihren Kindern zu fragen, hielt eine innere ängstliche Scheu sie ab.
Eines Abends saß Pauline allein im Garten wie gewöhnlich, denn um diese Stunde allein spazieren zu gehen wagte sie nicht, weil sie immer fürchtete, daß sie, wenn sie Fabrikarbeitern begegnete, von diesen roh behandelt werden mögte, oder doch wenigstens unziemliche Redensarten anhören müßte. Sie war sehr traurig, denn sie hatte auch Elisabeth lange nicht gesehen. Herr Felchner war sehr gegen den Grafen erbittert, seitdem dieser versucht hatte, sich mit in die Waldow’sche Angelegenheit zu mischen und jetzt auch vor Gericht gegen ihn auftretend gestrebt hatte, es dahin zu bringen, daß der Fabrikherr den Bach — welcher nun durch sein neu erlangtes Gebiet floß — aber zugleich durch Hohenthal’sche Besitzungen
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/63>, abgerufen am 16.02.2025. |