Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.erkannte, daß nur ein Mißverständniß ihm das selbst nur leise geahnte Geheimniß seines Herzens entrissen, lehnte er sich zurück an die Linde, drückte wider ihre rauhe Rinde seine heiße Stirn, wie um sich zu verbergen, und flüsterte: "Vergiß, was Du mich hast sagen hören!" "Du liebst Friederiken nicht -- aber Du kennst sie, Du sprachst sie oft -- noch gestern sah ich Dich bei ihr stehen -- es preßte mir schier das Herz entzwei." "Ihre Herrin hat sie lieb, es ist ein gutes Mädchen -- und wenn Du sie liebst, wird sie Dich, denk ich, wieder lieben und Ihr werdet glücklich zusammen sein. Und Du hast gedacht, ich stände dieser Liebe und diesem Glück entgegen?" "Nun ja -- ich wußte, wie die Liebe thut -- wußte es nur gar zu gut, darum verstand ich Dein verändert Wesen, das den Andern ein Räthsel -- und da ich wohl sah, daß Deine Augen leuchteten, wenn Du in das Wohnhaus des Fabrikherrn gingst, so wußt' ich, daß Du dort die finden müßtest, welche Du liebest -- -- nun versteh' ich es anders -- das hatte ich nicht denken können! Vielleicht werde ich einst glücklich sein -- und Du? -- Armer Freund!" "Nein, nicht arm!" sagte Franz sich aufrichtend. "Sie wird mich nie aus ihrer Nähe verbannen, sie wird mich immer dazu wählen, den Segen auszuspenden, welchen sie für die Nothleidenden hat, Sie wird mich erkannte, daß nur ein Mißverständniß ihm das selbst nur leise geahnte Geheimniß seines Herzens entrissen, lehnte er sich zurück an die Linde, drückte wider ihre rauhe Rinde seine heiße Stirn, wie um sich zu verbergen, und flüsterte: „Vergiß, was Du mich hast sagen hören!“ „Du liebst Friederiken nicht — aber Du kennst sie, Du sprachst sie oft — noch gestern sah ich Dich bei ihr stehen — es preßte mir schier das Herz entzwei.“ „Ihre Herrin hat sie lieb, es ist ein gutes Mädchen — und wenn Du sie liebst, wird sie Dich, denk ich, wieder lieben und Ihr werdet glücklich zusammen sein. Und Du hast gedacht, ich stände dieser Liebe und diesem Glück entgegen?“ „Nun ja — ich wußte, wie die Liebe thut — wußte es nur gar zu gut, darum verstand ich Dein verändert Wesen, das den Andern ein Räthsel — und da ich wohl sah, daß Deine Augen leuchteten, wenn Du in das Wohnhaus des Fabrikherrn gingst, so wußt’ ich, daß Du dort die finden müßtest, welche Du liebest — — nun versteh’ ich es anders — das hatte ich nicht denken können! Vielleicht werde ich einst glücklich sein — und Du? — Armer Freund!“ „Nein, nicht arm!“ sagte Franz sich aufrichtend. „Sie wird mich nie aus ihrer Nähe verbannen, sie wird mich immer dazu wählen, den Segen auszuspenden, welchen sie für die Nothleidenden hat, Sie wird mich <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0027" n="21"/> erkannte, daß nur ein Mißverständniß ihm das selbst nur leise geahnte Geheimniß seines Herzens entrissen, lehnte er sich zurück an die Linde, drückte wider ihre rauhe Rinde seine heiße Stirn, wie um sich zu verbergen, und flüsterte: „Vergiß, was Du mich hast sagen hören!“</p> <p>„Du liebst Friederiken nicht — aber Du kennst sie, Du sprachst sie oft — noch gestern sah ich Dich bei ihr stehen — es preßte mir schier das Herz entzwei.“</p> <p>„Ihre Herrin hat sie lieb, es ist ein gutes Mädchen — und wenn Du sie liebst, wird sie Dich, denk ich, wieder lieben und Ihr werdet glücklich zusammen sein. Und Du hast gedacht, ich stände dieser Liebe und diesem Glück entgegen?“</p> <p>„Nun ja — ich wußte, wie die Liebe thut — wußte es nur gar zu gut, darum verstand ich Dein verändert Wesen, das den Andern ein Räthsel — und da ich wohl sah, daß Deine Augen leuchteten, wenn Du in das Wohnhaus des Fabrikherrn gingst, so wußt’ ich, daß Du dort die finden müßtest, welche Du liebest — — nun versteh’ ich es anders — das hatte ich nicht denken können! Vielleicht werde ich einst glücklich sein — und Du? — Armer Freund!“</p> <p>„Nein, nicht arm!“ sagte Franz sich aufrichtend. „Sie wird mich nie aus ihrer Nähe verbannen, sie wird mich immer dazu wählen, den Segen auszuspenden, welchen sie für die Nothleidenden hat, Sie wird mich </p> </div> </body> </text> </TEI> [21/0027]
erkannte, daß nur ein Mißverständniß ihm das selbst nur leise geahnte Geheimniß seines Herzens entrissen, lehnte er sich zurück an die Linde, drückte wider ihre rauhe Rinde seine heiße Stirn, wie um sich zu verbergen, und flüsterte: „Vergiß, was Du mich hast sagen hören!“
„Du liebst Friederiken nicht — aber Du kennst sie, Du sprachst sie oft — noch gestern sah ich Dich bei ihr stehen — es preßte mir schier das Herz entzwei.“
„Ihre Herrin hat sie lieb, es ist ein gutes Mädchen — und wenn Du sie liebst, wird sie Dich, denk ich, wieder lieben und Ihr werdet glücklich zusammen sein. Und Du hast gedacht, ich stände dieser Liebe und diesem Glück entgegen?“
„Nun ja — ich wußte, wie die Liebe thut — wußte es nur gar zu gut, darum verstand ich Dein verändert Wesen, das den Andern ein Räthsel — und da ich wohl sah, daß Deine Augen leuchteten, wenn Du in das Wohnhaus des Fabrikherrn gingst, so wußt’ ich, daß Du dort die finden müßtest, welche Du liebest — — nun versteh’ ich es anders — das hatte ich nicht denken können! Vielleicht werde ich einst glücklich sein — und Du? — Armer Freund!“
„Nein, nicht arm!“ sagte Franz sich aufrichtend. „Sie wird mich nie aus ihrer Nähe verbannen, sie wird mich immer dazu wählen, den Segen auszuspenden, welchen sie für die Nothleidenden hat, Sie wird mich
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/27>, abgerufen am 16.07.2024. |