Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.und fuhr heftiger fort. "Von Hunderten Thrann genannt zu werden! Und es kostete Dich kein Opfer, sondern nur scheinbar wäre Deine Einnahme verringert, wenn Du durch Milde und Nachsicht -- der Wohlthäter dieser Hunderte würdest -- wenn sie Dich dann ihren Vater nennten -- wenn sie Dich liebten statt Dich zu fürchten." Sie umschlang ihn innig, heftig. "Nun," sagte er, "ich sollte es einmal versuchen mit der Milde, um Dir zu beweisen, daß dieser Pöbel anders ist, als Du denkst." "Versuch es und ich habe gesiegt!" rief sie frohbegeistert. Er lächelte sie mild an. Die Thüre ging auf und Georg trat ein und sagte: "Zwei Arbeiter haben so eben den Factor Eckert, weil er ihre unverschämte Forderung nicht erfüllt hat, im Finstern aufgelauert und ihn fürchterlich durchgeprügelt, daß er jetzt kein Glied rühren kann." Der Fabrikherr erhob sich wüthend und stieß Paulinen bei Seite: "Das sind Deine vortrefflichen Menschen, Närrin!" rief er höhnisch und heftig zugleich. -- "Du wirst es wohl auch noch begreifen lernen. -- Der Geheimrath hat Recht -- einen Factor prügeln -- das sieht sehr nach communistischen Grundsätzen aus, wo Alle gleich sind." Pauline warf auf Georg einen Blick voll schmerzlich bittrer Anklage und eilte hinaus. und fuhr heftiger fort. „Von Hunderten Thrann genannt zu werden! Und es kostete Dich kein Opfer, sondern nur scheinbar wäre Deine Einnahme verringert, wenn Du durch Milde und Nachsicht — der Wohlthäter dieser Hunderte würdest — wenn sie Dich dann ihren Vater nennten — wenn sie Dich liebten statt Dich zu fürchten.“ Sie umschlang ihn innig, heftig. „Nun,“ sagte er, „ich sollte es einmal versuchen mit der Milde, um Dir zu beweisen, daß dieser Pöbel anders ist, als Du denkst.“ „Versuch es und ich habe gesiegt!“ rief sie frohbegeistert. Er lächelte sie mild an. Die Thüre ging auf und Georg trat ein und sagte: „Zwei Arbeiter haben so eben den Factor Eckert, weil er ihre unverschämte Forderung nicht erfüllt hat, im Finstern aufgelauert und ihn fürchterlich durchgeprügelt, daß er jetzt kein Glied rühren kann.“ Der Fabrikherr erhob sich wüthend und stieß Paulinen bei Seite: „Das sind Deine vortrefflichen Menschen, Närrin!“ rief er höhnisch und heftig zugleich. — „Du wirst es wohl auch noch begreifen lernen. — Der Geheimrath hat Recht — einen Factor prügeln — das sieht sehr nach communistischen Grundsätzen aus, wo Alle gleich sind.“ Pauline warf auf Georg einen Blick voll schmerzlich bittrer Anklage und eilte hinaus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0219" n="213"/> und fuhr heftiger fort. „Von Hunderten Thrann genannt zu werden! Und es kostete Dich kein Opfer, sondern nur scheinbar wäre Deine Einnahme verringert, wenn Du durch Milde und Nachsicht — der Wohlthäter dieser Hunderte würdest — wenn sie Dich dann ihren Vater nennten — wenn sie Dich liebten statt Dich zu fürchten.“</p> <p>Sie umschlang ihn innig, heftig. „Nun,“ sagte er, „ich sollte es einmal versuchen mit der Milde, um Dir zu beweisen, daß dieser Pöbel anders ist, als Du denkst.“</p> <p>„Versuch es und ich habe gesiegt!“ rief sie frohbegeistert.</p> <p>Er lächelte sie mild an.</p> <p>Die Thüre ging auf und Georg trat ein und sagte: „Zwei Arbeiter haben so eben den Factor Eckert, weil er ihre unverschämte Forderung nicht erfüllt hat, im Finstern aufgelauert und ihn fürchterlich durchgeprügelt, daß er jetzt kein Glied rühren kann.“</p> <p>Der Fabrikherr erhob sich wüthend und stieß Paulinen bei Seite: „Das sind Deine vortrefflichen Menschen, Närrin!“ rief er höhnisch und heftig zugleich. — „Du wirst es wohl auch noch begreifen lernen. — Der Geheimrath hat Recht — einen Factor prügeln — das sieht sehr nach communistischen Grundsätzen aus, wo Alle gleich sind.“</p> <p>Pauline warf auf Georg einen Blick voll schmerzlich bittrer Anklage und eilte hinaus.</p> </div> </body> </text> </TEI> [213/0219]
und fuhr heftiger fort. „Von Hunderten Thrann genannt zu werden! Und es kostete Dich kein Opfer, sondern nur scheinbar wäre Deine Einnahme verringert, wenn Du durch Milde und Nachsicht — der Wohlthäter dieser Hunderte würdest — wenn sie Dich dann ihren Vater nennten — wenn sie Dich liebten statt Dich zu fürchten.“
Sie umschlang ihn innig, heftig. „Nun,“ sagte er, „ich sollte es einmal versuchen mit der Milde, um Dir zu beweisen, daß dieser Pöbel anders ist, als Du denkst.“
„Versuch es und ich habe gesiegt!“ rief sie frohbegeistert.
Er lächelte sie mild an.
Die Thüre ging auf und Georg trat ein und sagte: „Zwei Arbeiter haben so eben den Factor Eckert, weil er ihre unverschämte Forderung nicht erfüllt hat, im Finstern aufgelauert und ihn fürchterlich durchgeprügelt, daß er jetzt kein Glied rühren kann.“
Der Fabrikherr erhob sich wüthend und stieß Paulinen bei Seite: „Das sind Deine vortrefflichen Menschen, Närrin!“ rief er höhnisch und heftig zugleich. — „Du wirst es wohl auch noch begreifen lernen. — Der Geheimrath hat Recht — einen Factor prügeln — das sieht sehr nach communistischen Grundsätzen aus, wo Alle gleich sind.“
Pauline warf auf Georg einen Blick voll schmerzlich bittrer Anklage und eilte hinaus.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/219 |
Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/219>, abgerufen am 16.02.2025. |