Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.zu bringen, das hatte Franz für Wilhelm mitleidig gestimmt, aber diesen gegen ihn erbittert. Sie waren nun einander Gegner geworden, denn wenn Wilhelm unter den Kameraden die Ansicht zu verbreiten suchte, daß sie auch recht gut wie die reichen Leute leben könnten, sobald sie nur den Muth dazu hätten und nicht von alten unseligen Vorurtheilen sich zurückhalten ließen, arbeitete dm nun Franz wieder entgegen und sagte, daß auf gesetzlichem Wege mit Ruhe viel Mehr erreicht werden könne, als wenn man es versuchen wollte, sich mit Gewalt gegen die hergebrachte Ordnung der Dinge aufzulehnen. Am Tage vor dem Aufstand der Eisenbahnarbeiter hatte nun Franz ein zweites anonymes Schreiben, durch einen unbekannten Knaben überbracht, erhalten, in welchem ihm der fremde Schreiber anzeigte, daß die Eisenbahnarbeiter einen ersten entscheidenden Schritt thun würden -- ihre Arbeit einstellen, höhern Lohn fordern und wenn man dies nicht bewillige, wieder zerstören würden, was man bisher gebaut. Wenn die Fabrikarbeiter zu gleicher Zeit muthig genug wären, ihr verhaßtes Joch abzuschütteln, so sei vielleicht der Augenblick gekommen, wo die neue Welterlösung sichtbar beginnen könne. Man würde sich dann vereinigen und alle Arme auffordern, mit Theil zu nehmen an dem großen Kriegs- und Siegeszug der Armen wider die Reichen. zu bringen, das hatte Franz für Wilhelm mitleidig gestimmt, aber diesen gegen ihn erbittert. Sie waren nun einander Gegner geworden, denn wenn Wilhelm unter den Kameraden die Ansicht zu verbreiten suchte, daß sie auch recht gut wie die reichen Leute leben könnten, sobald sie nur den Muth dazu hätten und nicht von alten unseligen Vorurtheilen sich zurückhalten ließen, arbeitete dm nun Franz wieder entgegen und sagte, daß auf gesetzlichem Wege mit Ruhe viel Mehr erreicht werden könne, als wenn man es versuchen wollte, sich mit Gewalt gegen die hergebrachte Ordnung der Dinge aufzulehnen. Am Tage vor dem Aufstand der Eisenbahnarbeiter hatte nun Franz ein zweites anonymes Schreiben, durch einen unbekannten Knaben überbracht, erhalten, in welchem ihm der fremde Schreiber anzeigte, daß die Eisenbahnarbeiter einen ersten entscheidenden Schritt thun würden — ihre Arbeit einstellen, höhern Lohn fordern und wenn man dies nicht bewillige, wieder zerstören würden, was man bisher gebaut. Wenn die Fabrikarbeiter zu gleicher Zeit muthig genug wären, ihr verhaßtes Joch abzuschütteln, so sei vielleicht der Augenblick gekommen, wo die neue Welterlösung sichtbar beginnen könne. Man würde sich dann vereinigen und alle Arme auffordern, mit Theil zu nehmen an dem großen Kriegs- und Siegeszug der Armen wider die Reichen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0198" n="192"/> zu bringen, das hatte Franz für Wilhelm mitleidig gestimmt, aber diesen gegen ihn erbittert. Sie waren nun einander Gegner geworden, denn wenn Wilhelm unter den Kameraden die Ansicht zu verbreiten suchte, daß sie auch recht gut wie die reichen Leute leben könnten, sobald sie nur den Muth dazu hätten und nicht von alten unseligen Vorurtheilen sich zurückhalten ließen, arbeitete dm nun Franz wieder entgegen und sagte, daß auf gesetzlichem Wege mit Ruhe viel Mehr erreicht werden könne, als wenn man es versuchen wollte, sich mit Gewalt gegen die hergebrachte Ordnung der Dinge aufzulehnen.</p> <p>Am Tage vor dem Aufstand der Eisenbahnarbeiter hatte nun Franz ein zweites anonymes Schreiben, durch einen unbekannten Knaben überbracht, erhalten, in welchem ihm der fremde Schreiber anzeigte, daß die Eisenbahnarbeiter einen ersten entscheidenden Schritt thun würden — ihre Arbeit einstellen, höhern Lohn fordern und wenn man dies nicht bewillige, wieder zerstören würden, was man bisher gebaut. Wenn die Fabrikarbeiter zu gleicher Zeit muthig genug wären, ihr verhaßtes Joch abzuschütteln, so sei vielleicht der Augenblick gekommen, wo die neue Welterlösung sichtbar beginnen könne. Man würde sich dann vereinigen und alle Arme auffordern, mit Theil zu nehmen an dem großen Kriegs- und Siegeszug der Armen wider die Reichen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [192/0198]
zu bringen, das hatte Franz für Wilhelm mitleidig gestimmt, aber diesen gegen ihn erbittert. Sie waren nun einander Gegner geworden, denn wenn Wilhelm unter den Kameraden die Ansicht zu verbreiten suchte, daß sie auch recht gut wie die reichen Leute leben könnten, sobald sie nur den Muth dazu hätten und nicht von alten unseligen Vorurtheilen sich zurückhalten ließen, arbeitete dm nun Franz wieder entgegen und sagte, daß auf gesetzlichem Wege mit Ruhe viel Mehr erreicht werden könne, als wenn man es versuchen wollte, sich mit Gewalt gegen die hergebrachte Ordnung der Dinge aufzulehnen.
Am Tage vor dem Aufstand der Eisenbahnarbeiter hatte nun Franz ein zweites anonymes Schreiben, durch einen unbekannten Knaben überbracht, erhalten, in welchem ihm der fremde Schreiber anzeigte, daß die Eisenbahnarbeiter einen ersten entscheidenden Schritt thun würden — ihre Arbeit einstellen, höhern Lohn fordern und wenn man dies nicht bewillige, wieder zerstören würden, was man bisher gebaut. Wenn die Fabrikarbeiter zu gleicher Zeit muthig genug wären, ihr verhaßtes Joch abzuschütteln, so sei vielleicht der Augenblick gekommen, wo die neue Welterlösung sichtbar beginnen könne. Man würde sich dann vereinigen und alle Arme auffordern, mit Theil zu nehmen an dem großen Kriegs- und Siegeszug der Armen wider die Reichen.
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